Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis. Alfred Bekker

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Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis - Alfred Bekker

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er die Wahrheit sprach, ich entschied mich jedoch dafür ihm zu vertrauen – in einem begrenzten Rahmen natürlich.

      „Dieser Schatz besteht vorerst aus einem Buch, wenn ich richtig informiert bin. Was darin zu lesen ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau, aber ich musste davon ausgehen, dass es sich um das gleiche Kauderwelsch handelt wie hier auf dem Pergament. Deshalb wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich auf dieser – nun ja – Schatzsuche begleiten würden.“

      Jetzt hatte ich seine volle Aufmerksamkeit, und ich sah für einen Moment ein gieriges Funkeln in seinen Augen, was aber sofort wieder verschwand, so dass ich glaubte, mich getäuscht zu haben.

      „Ein Buch? Aus der gleichen Zeit wie das Pergament?“

      Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Gut möglich, vielleicht auch noch älter“, gab ich zurück und sah es nun deutlich in seinen Augen funkeln.

      „Würden Sie, quasi als Gegenleistung, mir das Buch dann für einige Zeit zur Forschung überlassen?“, fragte er rasch.

      Naja, damit hatte ich gerechnet, auf der Welt gab es eben nichts umsonst.

      „Ich bin dazu bereit, selbstverständlich. Wird Sie das gegenüber Professor Hagen in ein besseres Licht setzen?“

      Er lachte auf, und ich fühlte mich zu ihm hingezogen. „Nur dann, wenn es sich um eine Sensation handelt und es mir gelingt, ihn davon fern zu halten. Sonst heißt es nur wieder, seinen Ruhm zu mehren.“

      „Aber das wäre doch Diebstahl“, empörte ich mich.

      „So läuft es nun einmal in dieser Welt, wenn man sich selbst noch keinen Namen gemacht hat. Das ergeht allen Leuten so. Der Vorteil liegt nun einmal darin, dass man zum Beispiel bei einer Bewerbung auf eine Zusammenarbeit und Ausbildung mit dem Professor verweisen kann. Das öffnet schon manche Tür.“

      Ich nickte. „Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Mein Dozent an der Universität besaß ebenfalls einen guten Ruf. Als ich mich im Zoo beworben habe, erklärte mein Kollege gleich, er würde Doktor Stanton kennen, und damit hatte ich den Job sicher, obwohl der Direktor mich eigentlich nicht nehmen wollte. Er hielt mich für unfähig, weil ich aus adligem Hause stamme. So ein Unsinn. Allerdings hätte Stanton niemals Forschungen für sich reklamiert, die ein anderer gemacht hat. Nun, mittlerweile habe ich bewiesen, dass ich fachlich nicht zu beanstanden bin.“

      Ich sah Gordon an, dass er mir gerne noch tausend Fragen gestellt hätte, aber das konnte warten, befand ich. Mit einem auffordernden Lächeln reichte ich ihm das Pergament.

      „Sie sind ganz schön hartnäckig, Mylady.“ Er las in aller Ruhe und schaute mich fragend an.

      „Gibt es bei Ihnen ein Turmzimmer?“

      Ich schüttelte den Kopf. „Der Turm existiert schon seit zweihundertacht Jahren nicht mehr. Ist das wichtig?“

      „Ja, schon, denn dort ist der Ausgangspunkt. Tut mir leid, dann wird es wohl nichts mit der Schatzsuche“, erklärte er bedauernd.

      „Na, kann man nichts machen. Wäre ja auch zu schön gewesen“, meinte ich schulterzuckend und versuchte meine Enttäuschung zu verbergen. „Würden Sie mir trotzdem den Text komplett übersetzen?“

      „Nur unter einer Bedingung.“

      „Und die wäre?“

      „Gehen Sie mit mir aus, bitte?“

      Warum eigentlich nicht? Er war doch ganz sympathisch. „Ja, gerne.“

      Gordon McBride grinste zufrieden, nahm ein Blatt Papier aus dem Jackett und schrieb mir die Übersetzungen darauf.

      6

      „Oh, nein, ist es schon wieder so spät?“ Ich tauchte nur langsam aus düsteren schweren Träumen auf. Eine Stimme rief beharrlich meinen Namen, und ich fühlte mich so unendlich müde. Widerwillig schlug ich die Augen auf und stellte fest, dass es ja noch dunkel war. Oder nein, nicht ganz. Drei leuchtende Gestalten standen um mein Bett herum, und als mir die Bedeutung dessen klar wurde, stöhnte ich auf.

      „Oh nein, geht, lasst mich bloß in Ruhe. Ich habe euren Zettel übersetzen lassen – eine Spur, die im Nichts anfängt und vermutlich auch genau da endet. Vielen Dank für die Blumen, aber verschonen Sie mich bitte mit weiteren Aufmerksamkeiten. Gute Nacht.“

      Ich zog die Bettdecke enger um meinen Körper und drehte mich entschlossen auf die Seite.

      „Mir scheint, Sie sind etwas ungehalten“, spürte ich die spöttische Stimme von Sir Lawrence. „Haben wir denn nicht dafür gesorgt, dass Sie einen Teil des Rätsels lösen können?“

      „Ach, tatsächlich? Mit einem Turm, der seit über zweihundert Jahren nicht mehr steht. Gehen Sie doch zum Teufel.“

      „Würde ich gern tun, wenn man mich ließe“, kam die lakonische Antwort. „Also wirklich, Lady Jessica, sie werden sich doch nicht von diesem kleinen Hindernis aufhalten lassen? Im Übrigen sollten Sie den Turm nur als Anhaltspunkt benutzen.“

      „Wenn Ihnen so viel daran liegt, dass ich das Buch bekomme, dann legen Sie es mir einfach auf den Nachttisch. Ich verspreche sogar, hinein zu schauen, auch wenn ich vermutlich kein Wort davon lesen kann.“

      „Es ist für uns unzugänglich“, kam es traurig zurück. Das beeindruckte mich nun doch, warum eigentlich?

      „Also, was soll’s, ich bin wach. Noch einmal von vorn, was wollen Sie mir eigentlich sagen?“ Ich setzte mich auf und drückte mein Kopfkissen gegen die Brust, als würde ich wie früher ein geliebtes Plüschtier in den Armen halten. Irgendwie gab mir diese Haltung ein Gefühl der Sicherheit. Ich betrachtete Sir Lawrence intensiv, und er verdichtete seine Gestalt – mir zuliebe. Fast hätte ich glauben können einem lebenden Wesen gegenüber zu sitzen. Wie kam es nur, dass diese ganze Situation mir trotzdem nicht absurd vorkam?

      Ich, eine moderne junge Frau, die mit beiden Beinen fest auf der Erde stand, unterhielt mich mit Geistern. Dabei war ich bisher der Meinung gewesen, dass ich nur an das glauben könnte, was ich berühren oder auf rationale Art erklären konnte. Na, egal, darüber sollte ich besser ein anderes Mal nachdenken.

      „Was ist so wichtig an diesen Buch?“, fragte ich hartnäckig nach. „Als Codex für Ihren Temple mag es ja schön und gut sein. Aber es musste noch einen tieferen Sinn besitzen, dass ich es unbedingt besorgen soll. Denn es würde ja nur mir, beziehungsweise der Forschung etwas nützen, wenn ich damit ans Licht der Öffentlichkeit ginge. Also musste ich annehmen, dass dieses Buch auch für Sie wichtig ist, sonst würden Sie nicht so große Anstrengungen unternehmen.“

      Sir

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