Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett страница 33
Und zwanzig Minuten später wusste Colonel McIntosh Bescheid. Er berief sofort seine Kompanieführer zu einer Beratung ein. »Das würde bedeuten«, sagte der Colonel, »dass dieser Wilburn in Fort Bliss aus dem Gefängnis ausgebrochen ist oder befreit wurde. Der Schuft hat eine Reihe von Verbrechen gegen die Armee und die Apachen begangen.«
»Setzen wir die Kerle fest und benachrichtigen wir den U.S. Marshal in Albuquerque«, schlug einer der Offiziere, die sich eingefunden hatten, vor. »Damit wäre das Problem gelöst.«
»Deswegen habe ich Sie zu mir gebeten, Gentlemen. Wer übernimmt es, die Kerle festzunehmen?«
»Ich werde First Sergeant Howard beauftragen«, sagte ein Lieutenant Colonel. »Er ist Führer der zweiten Gruppe des dritten Zuges. Ein Mann aus Eisen. Er kämpfte schon gegen Cochise.«
»Melden Sie mir Vollzug, wenn die Kerle auf Nummer sicher sind, Lieutenant Colonel«, gebot McIntosh. Dann lachte er gallig auf. »Woher nehmen Männer wie dieser Wilburn nur die Stirn, sich mit der Armee anzulegen. Ist es Dummheit, oder Arroganz, oder liegt es ganz einfach im Naturell dieser Spezies, gegen die Strömung zu schwimmen, egal, wie reißend sie ist.«
»Wilburn treibt nach allem, was wir wissen, der Hass«, antwortete der Lieutenant Colonel. »Hass aber macht bekanntlich blind und führt in die Hölle. Wilburn und seine Kumpane werden es zu spüren kriegen.«
*
Es war finster. Im Saloon brannten die Laternen. Einige Soldaten aus dem Fort saßen an den Tischen. Es waren aber auch einige Männer aus der Ansiedlung anwesend. Niemand kümmerte sich um die sechs abgerissenen Kerle, die es sich an zwei der kleinen, runden Tische bequem gemacht hatten.
Zunächst hatten sie Aufmerksamkeit erregt. Jeder, der sie sah, wusste, dass es sich um ein Rudel von Sattelstrolchen oder Banditen handelte. Aber sie verhielten sich ruhig und so verlor man schnell das Interesse an ihnen.
Sie tranken Bier und Whisky und rauchten. Um sie herum war Stimmengewirr, Gelächter, das Scharren von Stuhlbeinen, Geflüster und Geraune.
Der Saloon verfügte über eine Hintertür, durch die man in einen kleinen Hof gelangte, auf dem ein Pferdestall und das Toilettenhäuschen errichtet worden waren. Durch diese Hintertür traten jetzt nacheinander fünf Soldaten. Sie hielten die Gewehre an den Hüften im Anschlag und verteilten sich am Tresen sowie an der Längswand.
»Verdammt!«, zischte Scott Wilburn und seine Hand zuckte wie automatisch zum Gewehr, das am Tisch lehnte.
Da kamen auch durch die Vordertür einige Soldaten herein, ebenfalls die Karabiner im Anschlag, mit verkniffenen Gesichtern und kalter Entschlossenheit in den Augen.
Wilburn sprang auf. »Das gilt uns!«, knirschte er.
Lester Wilburn kam ebenfalls hoch. Er riss das Gewehr an sich, repetierte und begann sofort zu feuern. Es bedurfte keiner Fragen. Die Banditen handelten wie in die Enge gedrängte Raubtiere und bissen rücksichtslos um sich. Aber auch die Soldaten zögerten nicht. Das Krachen der Gewehre verschmolz ineinander und betäubte die Ohren.
John Hooker schien zu wachsen, stand sekundenlang auf den Zehenspitzen, dann brach er zusammen und fiel mit dem Oberkörper auf den Tisch. Glas klirrte. Die Flasche Whisky rollte über den Boden.
Rich Kemble drehte sich halb um seine Achse, sein Kinn sank auf die Brust, er ließ den Revolver, den er gezogen hatte, fallen und verkrampfte beide Hände vor der Brust. Dann brach auch er zusammen.
Die Soldaten mussten Rücksicht auf die unbeteiligten Männer im Saloon nehmen. Die Banditen jedoch gingen rücksichtslos vor. Sie feuerten blindlings in die Runde und rannten zum Ausgang. Das Frontfenster zerbarst unter den Einschlägen von Kugeln. Scherben regneten auf den Boden. Soldaten sanken getroffen zusammen. Raues Geschrei, das Krachen der Schüsse und das Trampeln der Schritte erfüllten den Saloon.
Lester Wilburn warf sich mit seinem Körper gegen die Flügel der Schwingtür und sie flogen auf. Er sprang hinaus auf die Straße. Ihm folgte Kirby Logan. Scott Wilburn sprang durch das zerschossene Frontfenster. Ron Webster erwischte es im Sprung, als er Scott Wilburn folgen wollte. Er schien einen Augenblick lang schräg in der Luft zu hängen, dann krachte er der Länge nach auf den Boden.
»Nichts wie weg!«, schrie Scott Wilburn. Er hetzte am Straßenrand entlang in die Richtung des Mietstalles. Sein Bruder und Kirby Logan folgten ihm, immer wieder hinter sich feuernd und so die Soldaten zwingend, in der Deckung des Saloons zu bleiben.
»Haltet sie auf!«, keuchte Scott Wilburn. »Ich hole die Pferde.«
Ein Soldat kam geduckt aus der Tür des Saloons. Ein zweiter folgte. Die beiden Schüsse, die sie fällten, klangen wie ein einziger. Zwei weitere Soldaten, die ins Freie drängten, sahen zu, in den Schutz des Saloons zurückzugelangen. Eine heisere Stimme brüllte Befehle.
Scott Wilburn war zum Mietstall gelaufen. Eine Laterne neben dem Stalltor warf einen Lichtkreis in den Hof. Auch im Stall brannte eine Laterne. Sie hing an einem Nagel, der in einen der Tragebalken getrieben worden war. Der Stallmann stand wie sprungbereit aber unentschlossen auf dem Mittelgang. Er starrte den Banditen an wie eine übernatürliche Erscheinung.
»Hilf mir, drei Pferde zu satteln!«, blaffte Wilburn. »Mach schon!«
»Was ist geschehen?« Die Stimme des Stallburschen klang abgehackt und brüchig.
Wilburn gab keine Antwort. Er rannte zu dem Balken, auf dem einige Sättel lagen, und raffte den erstbesten an sich. Damit begab er sich zu einer der Boxen, in der ein Brauner stand. In die Gestalt des Stallmannes geriet Leben.
Auf der Straße donnerten Schüsse. Ein Querschläger jaulte. Etwas klirrte. Immer wieder krachte es. Innerhalb von zehn Minuten hatten Scott Wilburn und der Stallbursche drei Pferde gesattelt und gezäumt, zehn Minuten, die den Banditen wie eine kleine Ewigkeit wähnten. Er schwang sich auf eines der Tiere und zog den Revolver, richtete ihn auf den Stallmann und stieß hervor: »Woher wussten die Blaubäuche von unserer Anwesenheit in der Town? Hast du es ihnen gesteckt?«
»Ich – ich...« Der Stallmann trat von einem Bein auf das andere. Seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst. Eine unsichtbare Faust schien ihn zu würgen.
»Dreckiger Bastard!« Wilburn schoss ohne mit der Wimper zu zucken. Der Stallmann kippte über seine Absätze nach hinten. Ein unkontrolliertes Zucken seiner Beine, dann erschlaffte seine Gestalt.
Wilburn zerrte das Pferd herum und trieb es an. Die beiden anderen Tiere führte er an den langen Zügeln. Im Hof kam ihm sein Bruder entgegen und warf sich auf eines der Tiere. »Kirby hat es erwischt! Verschwinden wir!«
Scott Wilburn ließ den Zügel des dritten Pferdes sausen. Tief über die Hälse der Pferde gebeugt stoben die beiden Banditen hinaus auf die Straße, rissen die Vierbeiner nach links herum und verschwanden wenig später in einer Passage zwischen zwei Häusern. Der prasselnde Hufschlag entfernte sich mit rasender Geschwindigkeit, wurde leiser und leiser. Die Nacht hatte Scott und Lester Wilburn verschluckt.