99 Fragen, mit denen Eltern ihre Kinder wirklich erreichen. Ralph Caspers

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99 Fragen, mit denen Eltern ihre Kinder wirklich erreichen - Ralph Caspers

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Wenn die höchste Zahl – egal wer sie gewürfelt hat – eine 1, 2, 3 oder 4 ist, gewinnt der eine. Wenn die Zahl eine 5 oder 6 ist, gewinnt der andere. Bevor wir loslegen, darfst du dir aussuchen, welche Zahlen deine Gewinnzahlen sein sollen: 1, 2, 3 und 4? Oder 5 und 6?

      Es sieht so aus, als hätte man bei 1, 2, 3 und 4 vier Gewinnmöglichkeiten. Bei 5 und 6 nur zwei. Da muss man nicht lange überlegen – 1, 2, 3,

      4 ist die beste Wahl. Richtig?

      Falsch, denn die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen ist bei 5 und 6 höher als bei 1, 2, 3 und 4. (Gut zu wissen, wenn man bei langweiligen Familienfeiern sein Taschengeld etwas aufbessern möchte und eine wettfreudige Verwandtschaft hat.)

      Hier die Erklärung. Wenn man zwei Würfel wirft, gibt es viele Möglichkeiten, welche Zahlen nach dem Wurf oben liegen können: 1 & 1, 1 & 2, 1 & 3, 1 & 4, 1 & 5, 1 & 6. 2 & 1, 2 & 2 – und immer so weiter, bis du bei 6 & 6 angekommen bist. Das sind insgesamt 36 Möglichkeiten, denn sechs mal sechs ist 36.

      Wenn du dich für 1, 2, 3, und 4 als Gewinnzahlen entscheidest, dann gewinnst du ja, wenn die höchste Zahl bei beiden Würfeln 1, 2, 3 oder 4 ist. Du gewinnst bei 16 Würfelergebnissen, also bei allen Kombinationen, die es von 1 & 1 bis 4 & 4 gibt. Das heißt, es bleiben 20 Würfelkombinationen übrig für die Zahlen 5 und 6. Denn 36 minus 16 ergibt 20. Die Chance zu gewinnen ist also bei 5 und 6 größer.

      Gewinnchancen richtig einschätzen kann echt schwer sein.

      Wann hattest du das letzte Mal Schadenfreude?

       Fünf

      Was genau ist Schadenfreude eigentlich? Sie besteht aus zwei Wortelementen: Schaden und Freude. Genauer gesagt handelt es sich um das Gefühl der Freude, das man empfindet, wenn einem anderen ein Schaden widerfährt. Zum Beispiel: Jemand rennt schwungvoll nach draußen, übersieht dabei eine Glastür und knallt boing dagegen. Falls du jetzt beim Lesen grinst, hast du ein kleines bisschen Schadenfreude.

      Der Philosoph Arthur Schopenhauer1 war übrigens der Ansicht, dass nur böse Menschen Schadenfreude empfinden. Und Richard Chenevix Trench, ein irischer Erzbischof aus dem 19. Jahrhundert, schrieb, dass es kein gutes Zeichen sei für eine Kultur, wenn ihre Sprache solch ein Wort hervorgebracht habe.2 Für den Begriff „Schadenfreude“ gibt es weder im Englischen, noch im Französischen, Italienischen, Spanischen, Portugiesischen oder Polnischen eine Übersetzung! Die Menschen dort benutzen unser Wort. Rein sprachlich gesehen ist „Schadenfreude“ also eine unglaublich erfolgreiche deutsche Errungenschaft. Aber tatsächlich gibt es dieses Gefühl bei Menschen auf der ganzen Welt. Und zwar nicht nur bei den Bösen. (Puh, Glück gehabt!)

      Aber worum genau handelt es sich bei dem Gefühl der Schadenfreude? Ist es meine Erleichterung darüber, dass mir das Missgeschick erspart geblieben ist? Oder spielt Gehässigkeit eine Rolle, weil ich insgeheim denke, „die Glastür war aber so was von verdient“? Und, wenn ja, warum war sie verdient? Vielleicht, weil ich ein bisschen neidisch auf den anderen war? Ein sehr interessantes Gefühl ist Schadenfreude allemal, gerade weil sie so vielfältig ist.

      Hund oder Katze?

       Sechs

      Diese Frage ist so alt wie die Menschheit. Besser gesagt, so alt wie die Menschheit, die Haustiere gehalten hat. Hunde gelten als die besten Freunde des Menschen. Aber die Wahrheit ist, sie sind nur die zweitbesten! Laut Industrieverband Heimtierbedarf gibt es in Deutschland 9,4 Millionen Hunde als Haustiere, aber 14,8 Millionen Katzen. Das sind sehr unvorstellbare Zahlen. Anders ausgedrückt: In einer Nachbarschaft mit zehn Familien, hätten drei Familien Katzen und zwei Familien Hunde.

      Dabei begleiten Katzen uns Menschen erst seit etwa 9000 Jahren. Hunde sind bereits seit mindestens 30000 Jahren unsere Haustiere. In dieser Zeit haben sie vielfältige Aufgaben übernommen: Es gibt Jagdhunde, Hütehunde, Rettungshunde, Schoßhunde, Blindenhunde, Spürhunde, Schlittenhunde, Wachhunde und sogar Therapiehunde. Katzen dagegen sieht man selten einen Schlitten ziehen oder eine Herde Schafe hüten, auch als Wachkatze haben sie sich nicht so bewährt – kein Wunder, sie verbringen einen Großteil ihres Lebens mit Schlafen. Zur Jagd kann man sie auch nur bedingt einsetzen und auch als Rettungskatze haben sie sich noch keine nennenswerten Lorbeeren verdient. Vielleicht liegt es an ihrer Körpergröße. Oder an der Größe ihrer Persönlichkeit. Die scheint bei Katzen sehr ausgeprägt zu sein, sie gelten allgemein als dickköpfig und unabhängig. Hunde dagegen sind eher gelehrig und treuherzig. Sind das vielleicht auch die Eigenschaften der Menschen, die sich als Hunde- oder Katzentypen sehen? Oder ist es umgekehrt und man sucht sich das Haustier aus mit den Eigenschaften, die einem selber fehlen? Was meinst du?

      Wenn du eine Geschichte geschrieben hast und sie zehnmal ausdruckst, sind es dann zehn Geschichten oder ist es immer noch eine?

       Sieben

      Die meisten werden sagen: „Ist doch klar. Wenn ich eine Geschichte geschrieben habe und die tausendmal kopiere, bleibt es trotzdem eine Geschichte.“

      Tja. Wenn ich eine Geschichte geschrieben habe und die Blätter mit dieser einen Geschichte einer Freundin schicke, dann geht eine Geschichte an einen Menschen.

      Wenn ich aber zehn Freunden Geschichten schicken möchte, komme ich mit einem Ausdruck nicht sehr weit. Ich muss meine Geschichte zehnmal ausdrucken. Dann sind das zehn Geschichten – eine für jeden meiner Freunde. Es sind natürlich nicht zehn unterschiedliche Geschichten. Aber trotzdem können diese zehn Geschichten zehn ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen – von „Wow, ist das eine tolle Geschichte!“ bis zu „Die kam genau richtig, ich hatte nämlich keine Grillanzünder mehr“.

      Wenn aber ein und dieselbe Geschichte von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich wahrgenommen wird, ist es dann wirklich ein und dieselbe Geschichte? Ist die Wirkung, die eine Geschichte hat, nicht auch Teil der Geschichte? Und wenn zehn Ausdrucke einer Geschichte zehn verschiedene Eindrücke verursachen, und jeder Eindruck auch ein Teil der Geschichte ist, dann kann man doch eigentlich nicht nur von einer Geschichte sprechen. Oder?

      Vergelten oder vergeben?

       Acht

      Vergeltung kann man auch so schreiben: Wie du mir, so ich dir. Das klingt erst mal sehr gerecht und hat in der Geschichte der Menschheit eine lange Tradition. Schon bei den alten Babyloniern gab es Vorschriften, die genau regelten, was passieren sollte, wenn ein Mensch einen anderen verletzt hatte. Der babylonische König Hammurapi I. bestimmte, dass ein Mensch, der einem anderen einen Schaden zugefügt hatte, einen gleichen Schaden erleiden sollte. Wer also zum Beispiel einem anderen einen Zahn ausgeschlagen hatte, sollte auch einen Zahn ausgeschlagen bekommen. Dieses Prinzip findet sich auch in der Bibel im Alten Testament: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

      Das wurde einerseits als ausgleichende Gerechtigkeit empfunden, andererseits sorgten diese Regeln dafür, dass auch wirklich nur der Mensch bestraft wurde, der einen anderen verletzt hatte. Davor war so ein zertrümmertes Auge oder ein rausgehauener Zahn gern mal der Grund dafür, gleich die ganze Familie des Schlägers umzubringen.

      Aber wie sagte schon der indische Friedensaktivist Gandhi im Film „Gandhi“:

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