Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band - Alfred Bekker страница 30
"Das dauert noch etwas. Unser Innendienst arbeitet auf Hochtouren daran. Immerhin wissen wir jetzt, dass der Schlüssel, den Sie aus Roy Ortegas Wohnung sichergestellt haben zu einem Schließfach in der Grand National Bank-Filiale von Newark gehört. Jay und Leslie sind schon unterwegs."
"Na, dann wissen wir ja vielleicht bald mehr", meinte Milo. "Vorausgesetzt in dem Schließfach ist dieses ominöse Videoband, für das nun schon einige Menschen ihr Leben lassen mussten."
Ich hob die Augenbrauen.
"Angenommen, diese Sekte steckt wirklich dahinter, dann brauchten die jemanden, der ihnen die Mikrowellen-Sender besorgt. Diese Rolle hatte Jacky Tasso..."
"Bis jetzt eine Hypothese", gab Mister McKee zu bedenken. "Von Jacky Tasso wissen wir nur, dass er im !VENGA! mit seinen Leuten ein Blutbad veranstaltet hat, das ihn wahrscheinlich in die Todeszelle bringen wird."
"Vermutlich hat er auch den Killer bezahlt, der Roy Ortega ins Jenseits beförderte, bevor er uns gegenüber völlig auspacken konnte."
"Richtig." Mister McKee nickte knapp. "Und jetzt hat Dale Johnson vermutlich Tassos Geschäfte übernommen oder versucht es zumindest."
"Dieser Heilige wird seinen Kampf gegen das, was er für die Ausgeburt der Sünde hält, nicht aufgeben."
"Jesse, es gibt bis jetzt nichts, womit wir das beweisen könnten!"
"Wer steckte hinter Tasso?", fragte ich. "Irgendjemand Größeres muss doch die Hand über ihn halten."
"Die Kollegen der DEA sind der Ansicht, dass Tassos ursprüngliches Betätigungsfeld der Drogenhandel war. Also muss er sich mit einem der großen Tiere gut gestanden haben, die in dieser Beziehung in der Bronx was zu sagen haben."
"Nur kommen wir dann in eine Liga der Bosse, von denen sich keiner mehr die Hände schmutzig macht und dumm genug ist, sich so eine Verbindung nachweisen zu lassen..."
24
Dale Johnson stoppte seinen Wagen vor dem Strandhaus am Long Island Sound. Es gehörte Jacky Tasso, war eines seiner Unterschlupf-Nester. Außerdem war es natürlich hervorragend für ein nettes Wochenende geeignet. Tasso hatte hier wiederholt wilde Partys gefeiert. Daher kannte Johnson dieses Anwesen auch.
Er stieg aus, sog die frische Meeresluft in sich auf.
Nebel hing über dem Long Island Sound und die Wettervorhersage war lausig, richtiges Waschküchenwetter war angesagt. Normalerweise konnte man von hier aus bis hinüber zur Connecticut-Küste sehen. Aber dazu war es jetzt einfach zu diesig.
Johnson war hier seit zwei Tagen untergetaucht. Er wollte einfach nicht unter ständiger FBI-Beobachtung stehen. Nicht gerade jetzt, wo er den Deal seines Lebens machen wollte.
Am Morgen war er kurz zum nächsten Supermarkt gefahren, um das Nötigste einzukaufen.
Er holte die Tüten aus dem Kofferraum, ging zur Tür.
Mit einiger Mühe öffnete er die Tür und ging ins Wohnzimmer. Dort erstarrte er. Auf der Couch saß ein Mann, in dessen rechter Hand sich eine Beretta befand.
Der Lauf der Waffe zeigte auf Johnson.
"Ron!", stieß dieser hervor.
"Hi, Dale!" Ron grinste. "Ich habe mir gedacht, dass du hier bist! Ich habe einfach alle möglichen Orte abgeklappert..."
"Was willst du hier...?
"Mein Geld. Ich hab die kleine Isabel Norales für dich aus dem Weg geräumt, als du in der Klemme gesessen hast."
"Scheiße, da bin ich dir ja auch sehr dankbar, aber..."
Der Lauf der Waffe zuckte hoch. "Lass die Tüten in den Armen", wies Ron ihn an. "Dann machst du mit deinen Händen keine Dummheiten!"
"Mann, was soll der Scheiß?"
"Ich sagte es schon: Ich will mein Geld. Du hast dich ziemlich rar in der Szene gemacht... Man könnte denken, dass du untertauchen willst."
"Du kriegst dein Geld."
"Mein Instinkt sagt mir, dass ich es mir holen muss."
"Ron, sind wir Freunde oder was?"
Ron lachte heiser.
"Unsere Freundschaft ist wahrscheinlich mehr wert als die zwischen dir und Jacky Tasso, der jetzt im FBI-Gewahrsam sitzt, während du keinen Finger für ihn rührst."
"Was soll ich denn machen? Red doch keinen Mist!"
"Ich mache dir ja auch keinen Vorwurf. Mir geht es um mein Geld. Angeblich soll das FBI ja auch schon hinter dir her sein."
"Ein bisschen Geduld, Ron. Wenn mein Plan aufgeht..."
"Ich will nicht auf irgendeinen Supercoup am Sanktnimmerleinstag warten, Dale. Ich will jetzt 50 Riesen."
"Das ist doppelt so viel wie üblich!"
"Die Sache ist auch heißer geworden."
"Scheiße, ich habe keine fünfzig Riesen hier!"
"Du Ärmster!"
"Hör mal, diese Spinner, von denen ich dir erzählt habe, die wollen einen Anschlag auf die Börse verüben. Und sobald die Kurse fallen..."
"Dann bist du ein reicher Junge, ich weiß. Aber ich will meinen Teil jetzt, um abzutauchen."
"Ron..."
In aller Seelenruhe nahm Ron einen Schalldämpfer aus der Innentasche seiner Jacke heraus und begann, ihn auf seine Waffe aufzuschrauben. "Das Meeresrauschen ist zwar eigentlich laut genug, aber man kann ja nie wissen..."
Dale Johnson begriff plötzlich, dass Ron es wirklich ernst meinte. Johnson setzte alles auf eine Karte. Er schleuderte seinem Gegenüber die Supermarkttüten entgegen. Ein Schuss löste sich aus Rons Waffe, sorgte dafür, dass eine der Tüten buchstäblich zerfetzt wurde.
Johnson rannte zur Tür, gelangte ins Freie.
Seine Waffe befand sich im Handschuhfach des Wagens.
Er riss die Beifahrertür auf,