Gehimmelt leben. Matthias Hoffmann
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• Was bedeutet für dich Heimat?
Das Wort Heimat gewinnt für viele von uns erst an Bedeutung, wenn wir längere Zeit in der Fremde verbringen. Auf einmal realisieren wir, welche vertrauten Dinge uns fehlen. Welches Essen wir vermissen. Wie schon allein der Klang von Worten unserer Muttersprache uns glücklich machen kann. Erst seitdem ich im „intergalaktischen“ Reisedienst unterwegs bin, um die Botschaft von Gottes Vaterliebe weiterzugeben, habe ich entdeckt, wie sehr „deutsch“ ich doch bin. So sehr ich auch andere Kulturen und Sprachen mag, fehlen mir in der Ferne das „deutsche“ Brot und die ach-so-gewohnten „deutschen“ Eigenarten (ich überlasse es jetzt jedem Leser selber, diese Leerstelle zu füllen, was das wohl bedeuten mag).
Unsere Wohnung auf der Erde
Die Erde ist unser Zuhause. Wie schön ist denn das?! Hast du schon mal darüber nachgedacht, auf was für einem herrlichen Planeten uns unser himmlischer Vater ein Zuhause geschenkt hat? Bestimmt kennst du einige Bilder vom Mond oder Mars oder anderen Himmelskörpern. Soweit ich diese Fotos in Erinnerung habe, sieht es da nicht sehr einladend aus. Endlos weite Stein- und Geröllwüsten, Extremtemperaturen und keine Luft zum Atmen. Das sind alles keine Lebensräume für uns Menschenkinder. Dagegen lässt es sich hier auf unserer kleinen blauen Kugel überwiegend sehr gut leben! Ich liebe Papas Schöpfung! Du auch?! Ich liebe das Meer und die Berge, das satte Grün und die bunte Vielfalt. Diese Erde ist ein sehr guter Ort! Sie ist ein Meisterwerk und unserem Papa im Himmel absolut sehr gut gelungen. Das sollten wir IHM ruhig öfter mal sagen!
Sicherlich kennst du die Redewendung „geerdet sein“. Damit ist gemeint, dass jemand mit beiden Beinen auf der Erde steht. Er ist nicht schwärmerisch abgehoben und flüchtet sich auch nicht in Wunschwelten, sondern lebt real und verantwortungsbewusst. Er ist im Hier und Heute, mittendrin im Getümmel der Erde zu Hause.
Ja, das wünsche ich mir für uns Christen! Viel zu lange hat das vermeintliche Christentum des Abendlandes einen anderen Eindruck hinterlassen. Viel zu lange wollten die Christen gar nicht hier auf Erden zu Hause sein und dazugehören. Sie untermauerten ihre fehlende Weltverantwortung und ihre egoistische Weltflucht mit Bibelworten vom Himmel. So entstand ein entsetzlicher Widerspruch zwischen Himmel und Erde, künstlich herbeigeführt durch Ignoranz und religiöses Pharisäertum. Das hat aber gar nichts mit dem Herzen unseres himmlischen Vaters zu tun.
Die frömmelnde Argumentation lautet folgendermaßen: „Habt nicht lieb die Welt … Himmel und Erde werden vergehen … Ich sah eine neue Erde …!“ Ein schreckliches Gespinst aus Lügen und Halbwahrheiten wird gesponnen. Daraus resultiert die Fehleinschätzung: Diese Erde ist nicht wichtig, weil sie von der Macht der Sünde kontaminiert und verdorben wurde. Deshalb muss und wird sie durch das Gericht Gottes zerstört werden. Das Einzige, worauf es ankommt, ist das Jenseits: Gottes neue Welt, der Himmel.
Das brachte uns durch die Jahrhunderte: zuerst die Weltvergessenheit im Mittelalter; in Folge davon die Rechtfertigung von Unrechtsherrschaften mit der Vertröstung auf eine bessere Welt danach; Leibfeindlichkeit; Unterdrückung der Schwachen (Frauen, Kinder, Sklaven); die Kirche als Machtapparat und Herrschaftssystem.
Es kam schon bald, wie es kommen musste. Das Pendel der Geschichtsuhr schlug zurück in die andere Richtung. Im Zeitalter der sogenannten Aufklärung wurde dann der Mensch in den Mittelpunkt gestellt. Jetzt wollte man den Himmel abschaffen. Geerdet zu leben, bedeutete fortan, der Ratio, der menschlichen Vernunft, zu folgen, und sich nicht mehr länger christlichen Glaubensdogmen zu beugen. So geriet der Himmel über die letzten Jahrhunderte mehr und mehr in Vergessenheit. Heutzutage scheint die Himmelswelt bestenfalls noch etwas Mystisch-angehaucht-Sternen-Verstaubtes für Esoteriker, Moslems und evangelikale Fundamentalisten zu sein – quasi für die Ewiggestrigen, die halt nicht genug geerdet leben.
Welche Rolle spielt noch der Himmel?
Im modernen Sprachgebrauch ist nur noch sehr wenig vom Himmel die Rede. Die Werbung verspricht uns zwar, dass diese Schokolade himmlisch schmecken soll oder der Urlaub auf jener Trauminsel verliebte Hochzeitspaare bis in den siebten Himmel bringen wird. Aber das war es dann auch schon. Selbst in den Kirchen gibt es nur wenige Anhänger, die von der Existenz eines Himmels überzeugt sind. Das wurde mir als Pastor bei so mancher Beerdigung schmerzhaft vor Augen geführt. Wenn ich Hinterbliebene fragte, was sie so denken, wo der Verstorbene jetzt sei, hörte ich allerlei abstruse Gedanken. Das reichte vom Rad der ewigen Wiedergeburten über das atheistisch-nihilistische „Da is’ nix mehr und kommt nix mehr!“ bis hin zum weit verbreiteten Geisterglauben, dass der Verstorbene als Geist-Energie ganz nahe bei ihnen bliebe.
Wer kennt denn noch den Himmel?
Wir Europäer haben schon seit langem den Kontakt zum Himmel verloren. Die säkularen Zeitgenossen leiden an einer kollektiven Amnesie: der Himmelsvergessenheit! Betrachtet man Gemälde aus der Zeit des Mittelalters wird man fast ausschließlich bildreiche Vorstellungen über das Jenseits vorfinden. Diese Überdosis führte zum genauen Gegenteil. Was der Teufel nicht verhindern kann, das übertreibt und verzerrt er missbräuchlich. Vornehmlich die Christen Europas haben eine Allergie gegen die schrägen Überzeichnungen und Missdeutungen jener Epoche entwickelt. Wir scheinen jetzt immun dagegen zu sein: „Komme uns keiner mehr mit dem Himmel!“
In weiten Teilen der Erde sieht es hingegen völlig anders aus. Da scheint die Sehnsucht nach dem Himmel noch vorhanden zu sein. In allen Weltreligionen gibt es ein starkes Wissen um die Transzendenz, die unsichtbare Welt(en). Auch wenn der Weg dahin, die Lebensweisen und Glaubensansichten sehr unterschiedlich sein mögen, haben sie fast alle etwas gemeinsam: der Wunsch nach oder der Glaube an das ewige Leben (in welcher Form auch immer). Je ärmer die Menschen dabei sind, umso mehr gehören der Glaube an eine unsichtbare Welt, die uns umgibt, und die Hoffnung auf eine bessere, ewige Zukunft zum Weltbild und zur Verständnishilfe ihrer Existenz.
Was bedeutet das nun für uns reiche und gebildete Europäer? Ist für uns damit der Weg, an den Himmel zu glauben, etwa versperrt? Sind wir zu rational, zu abgeklärt und aufgeklärt? Leben wir etwa zu geerdet?
Fragen zum Weiterdenken
• Wie sieht es bei dir aus?
• Welche inneren Bilder und Vorstellungen, welche Erzählungen und Träume hast du vom Himmel?
• Glaubst du an ein ewiges Leben nach dem Tod? Wie stellst du dir das vor?
• Welche Empfindungen hast du, wenn du über die Ewigkeit nachsinnst: Freude, Zweifel, Neugierde, Angst, Hoffnung …?
Auf dem Weg nach Haus’
Diese Überschrift ist ein Zitat aus einem Kinderlied, das ich nach wie vor sehr liebe. Da heißt es: „Mit Jesus in dem Boot, kann ich lachen in dem Sturm – auf dem Weg nach Haus’!“ Mir gefällt die Vorstellung, dass mein Leben eine Reise ist. Und zwar eine Reise mit einem konkreten Ziel: Ich darf nach Hause kommen. Heimkommen. Zum Vater kommen. Ins Vaterhaus SEINER Liebe kommen. Wenn du bereits mehr von meiner Biographie kennen solltest, dann weißt du ja, wie sehr bedeutsam für mich die Entdeckung von Gottes liebendem Vaterherzen war und ist und ewig bleiben wird!
Am Tiefpunkt einer Lebenskrise entdeckte ich die offenen Arme meines himmlischen Abba-Vaters – ähnlich wie der verlorene Sohn in Lukas 15. Diese Begegnung