Schmelzendes Eis. Elizabeth Johns

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Schmelzendes Eis - Elizabeth Johns

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an. Er wusste, dass es darauf keine passende Antwort gab.

      „Wie ein Zelt!“, rief sie aus.

      „Ich würde nicht sagen, dass du wie ein Zelt aussiehst, aber wenn du dich in so einem Kleid nicht wohlfühlst, kann dir die modiste doch ein anderes machen“, schlug er vor.

      „Aber dann ziehe ich erst recht die Blicke auf mich!“, sagte Charlotte frustriert.

      „Lady Easton hat mir versichert, dass es nur eine kleine Gesellschaft sein wird. Als die Tochter eines Dukes kannst du deine eigene Mode präsentieren. Wenn du dich wohl in dem fühlst, was du trägst, gefällt es dir bestimmt besser. Ich werde dich nicht noch einmal fragen, ob du in die Stadt gehst, wenn dir dieser Ausflug so sehr widerstrebt. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich noch einmal in die Stadt gehen werde, solltest du in der Zukunft eine Begleitung benötigen“, hörte er sich überraschend sagen. Die Rolle als Vermittler gefiel ihm nicht.

      „Du gehst in die Stadt?“, fragte seine Mutter erstaunt.

      „Das werde ich.“

      Er sah, dass seine Schwester mit sich kämpfte. Aber ohne bessere Alternative entschied sie sich dafür, die Aufmerksamkeit lieber zu teilen, als allein im Mittelpunkt zu stehen.

      Benedict würde sie nicht zwingen zu heiraten. Er würde für sie sorgen und ihr ihre Unabhängigkeit ermöglichen, wenn sie diese wollte. Seine Mutter bestand darauf, dass sie eine Saison durchstehen müsste, bevor er Charlotte darüber informieren könnte. Charlotte war unmodern und sonderbar, und ein wenig üppiger als es der aktuellen Mode entsprach, aber Benedict glaubte, dass die Gesellschaft sie akzeptieren würde, wenn sie sich endlich einmal darauf einlassen würde. Sie war glücklich genug, diesen Luxus zu haben.

      „Ich nehme an, dass ich dann wohl gehen muss, wenn du hier bist. Aber sei nicht enttäuscht, wenn nichts dabei herauskommt“, sagte sie mit einem Anflug von Trotz.

      „Gutes Kind. Ich werde dich zu nichts zwingen, Charlotte.“

      Die Duchess stand abrupt und mit uncharakteristischem Eifer auf. „Wir müssen uns beeilen!“ Sie ging zur Tür.

      „Warum die Eile?“, fragte er kühl.

      „Wir müssen sofort nach London aufbrechen und eine modiste bestechen!“, sagte sie ungeduldig, bevor sie das Zimmer verließ und nach ihrer Zofe rief.

      „Und so fängt es an“, sagte er mitfühlend zu seiner Schwester. Hatte sie überhaupt eine Ahnung, wie sehr der Ruf der Familie vor zehn Jahren gelitten hatte? Er hoffte, dass sie es nicht herausfinden würde.

      Benedict fuhr noch vor seiner Schwester und seiner Mutter nach London. Letztere suchte frenetisch nach einer passenden Garderobe für ihre Tochter und bekam von allem anderen so gut wie nichts mehr mit. Er war entschlossen, sich von diesem Chaos zu verabschieden und sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Und sich, vielleicht, erst einmal umzuhören, bevor er seine Absichten öffentlich machte - falls es nicht schon in der Stadt die Runde gemacht hatte durch Ashburys Bemerkung. Er war fälschlicherweise davon ausgegangen, dass jede der Damen auf Hughs Liste seinen Antrag annehmen würde. Bevor er sich noch weiter blamierte, würde er Hughs dazu erst befragen.

      Er wollte innerhalb von zwei Wochen auf dem Weg zurück zu seinem Landsitz sein. Er würde Hughs bitten dafür zu sorgen, dass alle Namen auf der Heiratskandidatinnen-Liste eine Einladung zur Debütparty bekämen, sofern Lady Easton damit einverstanden war. Er wollte die Sache so effizient wie nur möglich angehen und seine Anwesenheit in der ton auf ein Minimum reduzieren. Warum sie so ungewöhnlich fasziniert von seiner Familie waren, konnte er sich nicht erklären. Er zog seine Hosen an wie jeder andere Mann auch. Würde es aber auch jemanden wie Miss Winslow interessieren?

      Benedict erinnerte sich an die Musik, die er an dem Tag gehört hatte, als er nach Wyndham aufbrach. Er hatte es gewagt, einen vorsichtigen Blick in den Drawing Room zu werfen und fand sie dort vollkommen versunken in Mozarts Musik. Er hätte beim Zuhören ebenfalls versinken können. Sie spielte nicht nur einfach das Piano - sie brachte es zum Leben. Er fühlte sich zu dieser Frau hingezogen und er wusste, dass er sich deshalb auf jeden Fall von ihr fernhalten musste. Das würde eine schwierige Aufgabe werden, da auch sie in die Stadt mitkommen würde. Sie würde überall dort sein, wo die Eastons waren. Er konnte wohl kaum seinen ältesten Freund meiden, und er wollte es auch nicht. Aber er hatte sich zu sehr geschämt, um Easton über sie auszufragen.

      Er musste sich mit seinem geschäftlichen Vorhaben beeilen. Wenn er in ihrer Nähe war, würde er sicher einen weiteren Fehltritt begehen und ständig um sie herum sein. Er konnte die Klatschspalten schon jetzt sehen. „Der einsiedlerische Duke hat seine Lektion beim ersten Mal noch nicht gelernt“. Oder es würde eine Karikatur in der Zeitung geben, wie sie ihn an einer Leine hinter sich herzieht, während ihm die Zunge zum Hals heraushängt und er wie ein anhänglicher Hund sabbert, so dass alle Passanten anhalten und über ihn lachen.

      Der Klatsch und sein Vater hatten ihn beim ersten Mal davon getrieben. Benedict würde die Erinnerung an diese Karikatur und die Schande niemals aus seinem Gedächtnis löschen können. Es war nicht der ideale Weg gewesen, um herauszufinden, dass seine Frau sich umhertrieb. Sein Vater hatte sich von der Schande nie erholt. Er hatte die Ehe verboten gehabt und kurz darauf dann das Duell und die Scheidung erleben müssen. Das Duell hatte in Frankreich stattgefunden, wo Benedict nach Lillian gesucht und sie dann mit ihrem Liebhaber gefunden hatte. Er hatte den Mann nicht tödlich verwundet, der später dann aber an einer Infektion starb. Benedict hatte sich geweigert, die Ehe weiterzuführen und letztendlich die Scheidung vom Parlament genehmigt bekommen. Lillian starb weniger als ein Jahr später an einer Krankheit. Soll sie doch verrotten, dachte er verbittert.

      Seine Mutter hatte ihm versichert, dass der Skandal schon lange vorbei war, aber er war sich dessen nicht so sicher, jetzt, da die Ashbury -Tochter ihn abgelehnt hatte.

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