Unsere Heilige Ehre. Джек Марс
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„Als wäre das noch nicht genug, lautet die allgemeine Vermutung, dass Israel über fünfzig bis achtzig Atombomben verfügt, auch wenn sie ihr Nukleararsenal nicht öffentlich darlegen. Die meisten von ihnen befinden sich auf dem Raketenstützpunkt Sdot Micha südöstlich von Tel Aviv. Andere befinden sich in der südlichen Wüste. Wieder andere – vielleicht zwanzig oder sogar dreißig Prozent – befinden sich in Untergrundsilos im Westjordanland östlich von Jerusalem. Es handelt sich um Bomben aus den 1970ern und den 1980ern, die sehr wahrscheinlich noch einsatzbereit sind.
„Die Kosten, der logistische Aufwand und der öffentliche Aufschrei würden es nahezu unmöglich machen, diese Silos zurück nach Israel zu verlegen und es steht einfach außer Frage, dass Israel den Palästinensern erlauben würde, diese Waffen zu verwalten. Wie ich schon sagte, Israel erkennt noch nicht einmal öffentlich an, dass diese Atomwaffen existieren.“
„Was ist also dein Fazit?“, fragte Luke.
„Israel steht einer existenziellen Krise gegenüber, egal wie es vorangeht. Wenn sie den Palästinensern die Staatsangehörigkeit anerkennen, würde das grundlegende Konzept von Israel als Staat zerstört werden. Wenn sie das Westjordanland als eigenständigen Staat Palästina akzeptieren, würde Israel in Grund und Boden gebombt. Also verfolgen sie einen dritten Ansatz, einen gefährlichen Ansatz, der allerdings wenigstens geringe Erfolgschancen verspricht. Den Ansatz niemals endender Spannungen und Konflikte mit den Palästinensern, der Hisbollah, dem Iran und allen, die daran teilhaben wollen. Das mag extrem, unausgeglichen und sehr emotional wirken, aber in Wahrheit handelt es sich um eine einfache, dickköpfige, aber rationale Entscheidung. Um jeden Preis technologische Überlegenheit entwickeln und behalten, die gesamte Bevölkerung als Militär mobilisieren und niemals die Deckung sinken lassen, nicht mal für eine Sekunde.“
„Das funktioniert allerdings nur bei technologischer Überlegenheit“, gab Swann zu bedenken. „Wenn der Feind einmal aufholt …“
„Ja“, sagte Trudy. „Dann gibt es große Probleme. Und es sieht so aus, als hätte der Iran jetzt tatsächlich aufgeholt.“
„Ist das so?“, fragte Luke. „Verfügen sie wirklich über Atomwaffen?“
Trudy blickte ihn an. „Ja. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihre Behauptungen stimmen.“
Luke zog das Rollo herunter.
Er hatte hinaus in die Dunkelheit geblickt, bis er erkannt hatte, dass es irgendwann nichts mehr zu sehen gab außer sein eigenes, in Schatten getauchtes Gesicht.
Der Learjet flog Richtung Osten und wenn Luke hätte raten müssen, würde er sagen, dass sie sich über dem Nordatlantik befanden und Europa fast erreicht hatten – sie hatten bereits mehrere Stunden hinter sich, aber noch viele weitere vor sich. Es war ein weiter Weg.
Luke sah zu Trudy, die ihm gegenübersaß. Sie war die Einzige, die außer ihm noch wach war.
Hinter ihr hatte sich Swann auf zwei Sitzen ausgestreckt. Er war tief am Schlafen. In der Reihe hinter Swann tat es Ed Newsam ihm gleich. Ed war entspannt wie immer. Aber Luke machte sich Sorgen um Swann. Es war nicht seine Schuld – eine IS-Gefangenschaft würde jeden traumatisieren. Aber er hatte sich verändert. Er war nicht der gleiche witzige, sarkastische Idiot, der er einst gewesen war. Er war zurückhaltender, vorsichtiger. Er redete viel weniger. Oberflächlich schien das vielleicht wie eine gute Sache – er wirkte weise, oder reif. Aber Luke hatte die Vermutung, dass es eher mangelndes Selbstvertrauen war.
Swann hatte einiges mitmachen müssen. Wenn die Mission hart würde, wenn der Stress anfing, an ihm zu knabbern, würde es sich zeigen, wie gut er damit umgehen konnte.
Luke blickte erneut zu Trudy. Sie hatte bereits geschlafen, war jetzt aber wieder wach und starrte aus dem Fenster. Von hier aus konnte Luke nur ein blinkendes Licht auf dem Flugzeugflügel sehen.
„Ganz schön dunkel da draußen“, sagte er. „Ein großes, leeres Nichts.“
„Ja.“
„Was siehst du da?“
„Genau das. Nichts.“
Er schwieg einen Moment. Es war komisch, wieder hier mit ihr zu sein. Vermutlich würde es immer ein wenig merkwürdig zwischen ihnen bleiben. Er wollte nicht über ihre gemeinsame Vergangenheit reden, nicht jetzt, wo Swann und Ed hier waren. Swann und Ed ging die Sache nichts an und außerdem wollte er sie nicht aufwecken.
„Ich erinnere mich an den letzten langen Flug, den wir zusammen hatten“, sagte Luke.
Sie nickte. „Ich auch. Korea. Ihr hattet mich gerade aus dem Gefängnis befreit. Das war eine verrückte Zeit. Ich habe gedacht, mein Leben wäre vorbei. Ich hatte ja keine Ahnung, dass das erst der Anfang war.“
„Wie war deine Zeit auf der Flucht so?“
Sie zuckte mit den Schultern. Sie schien ihn nicht ansehen zu wollen. „Ich würde es nicht noch mal machen wollen. Aber insgesamt war es gar nicht so schlimm. Ich habe viel dazugelernt. Ich habe gelernt, nicht zu sehr an einer Identität zu hängen. Trudy Wellington, wer ist das schon? Nur eine von hunderten. Ich habe mein Haar blond gefärbt, so wie du vorgeschlagen hattest. Danach hatte ich schwarze Haare. Einmal habe ich mir sogar eine Glatze rasiert.
„Wusstest du, dass ich eine Zeit lang bei linken Protestanten in Spanien war? Ehrlich. Ich habe auf der Schule Spanisch gelernt und Spanien schien wie ein sicherer Ort, um dort unterzutauchen. Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung, wer ich bin. Sie haben mich als Notfallsanitäter ausgebildet, also habe ich mitgemacht. Viele Menschen werden auf diesen Protesten verletzt – normalerweise Kleinigkeiten, aber Krankenwagen haben es schwer, bis zu ihnen vorzudringen. Ich war mitten drin in der Action. Hab ganz schön viele gebrochene Knochen und kaputte Schädel gesehen. Ich musste die ganze Zeit an Ed denken, während ich da war – ich hatte schon immer riesigen Respekt vor seinem medizinischen Wissen. Jetzt noch umso mehr.“
Jetzt drehte sie sich zu Luke um. „Ich habe einiges über mich selbst gelernt.“
„Zum Beispiel?“, fragte Luke.
Sie lächelte. „Ich habe gelernt, dass ich ältere Männer nicht nötig habe. Was hatte ich mir nur erhofft, Schutz? Bestätigung? Ich war ein dummes, kleines Mädchen. In den letzten Jahren habe ich mich an Männer in meinem Alter gehalten, oder sogar an jüngere, zur Abwechslung. Ich habe festgestellt, dass ich Männer bevorzuge, die nicht versuchen, mich zu bevormunden.“
Autsch. Luke musste lächeln, war aber auch sprachlos.
„Ich habe außerdem gelernt, dass ich eine Überlebenskünstlerin bin.“
„Das ist gut“, sagte er.
„Ja“, stimmte sie zu. „Aber nicht so gut wie die Sache mit den Männern.“
KAPITEL ZWÖLF
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