Unsere Heilige Ehre. Джек Марс

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Unsere Heilige Ehre - Джек Марс Ein Luke Stone Thriller

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folgte, langsam von rechts nach links, ohne zu zittern.

      „FEUER!“

* * *

      Jetzt kam der Teil ihrer Patrouille, den Avraham Gold am meisten hasste.

      Hassen war vielleicht der falsche Ausdruck. Er hatte Angst. Jeden Moment wäre es so weit.

      Er redete immer zu viel. Die Worte sprudelten einfach so aus ihm hervor, nur weil er endlich hier wegwollte. Er nahm einen langen Zug von seiner Zigarette – eigentlich war es gegen die Vorschriften, auf Patrouille zu rauchen, aber das war das Einzige, was ihn beruhigte.

      „Israel verlassen?“, sagte er. „Niemals! Israel ist meine Heimat, jetzt und für immer. Natürlich würde ich gerne mal ins Ausland, aber auswandern? Wie könnte ich? Gott hat uns gerufen, hier zu leben. Dies ist das Heilige Land. Das Land, das uns versprochen wurde.“

      Avraham war zwanzig Jahre alt, ein Unteroffizier der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte, der IDF. Seine Großeltern waren Deutsche, die den Holocaust überlebt hatten. Er glaubte an jedes Wort, das er gerade gesagt hatte. Aber seine Ausrede klang trotzdem hohl, wie ein kitschiger Werbefilm im Fernsehen.

      Er saß am Steuer eines Jeeps, der Dritte in einer Kolonne. Er blickte das Mädchen an, das neben ihm saß. Daria. Mein Gott, ist sie hübsch!

      Selbst mit ihrem kurz geschorenen Haar, selbst in der nicht gerade vorteilhaften Uniform. Es war ihr Lächeln. Ihr Lächeln erhellte den Himmel. Und ihre langen Wimpern – wie die einer Katze.

      Sie war fehl am Platze hier, in diesem … Niemandsland. Besonders mit ihren Ansichten. Sie war eine Liberale. Es sollte keine Liberalen bei der IDF geben, dachte Avraham. Sie waren nutzlos. Und Daria war noch schlimmer. Sie war …

      „Ich glaube nicht an euren Gott“, sagte sie nur. „Das weißt du.“

      Jetzt lächelte Avraham. „Ich weiß, und wenn du nicht mehr bei der Armee bist, wirst du –“

      Sie beendete den Satz für ihn. „Nach Brooklyn ziehen, genau. Mein Cousin hat dort eine Umzugsfirma.“

      Er lachte fast laut auf, trotz seiner Nervosität. „Bist du nicht ein bisschen zu dürr dafür, Sofas und Klaviere die Treppen hoch und runter zu tragen?“

      „Ich bin stärker als du vielleicht –“

      In dem Moment knackte das Radio. „Abel-Patrouille. Bitte melden, Abel-Patrouille.“

      Er nahm den Receiver ab. „Abel.“

      „Wo steckt ihr?“, fragte die blecherne Stimme.

      „Wir kommen gerade in Sektor Neun an.“

      „Gerade rechtzeitig. Okay. Haltet die Augen auf.“

      „Ja, Sir“, sagte Avraham. Er legte den Receiver auf und blickte Daria an.

      Sie schüttelte ihren Kopf. „Wenn die Sache so schlimm ist, warum unternehmen sie dann nichts dagegen?“

      Er zuckte mit den Achseln. „So ist das Militär. Sie unternehmen erst etwas, nachdem irgendwas Schreckliches passiert ist.“

      Ihr Problem war nur ein wenig weiter. Der Konvoi bewegte sich von Osten nach Westen entlang der engen Straße. Rechts von ihnen befand sich ein dichter Wald – er begann ungefähr fünfzig Meter von der Straße entfernt. Die IDF hatte das Gebiet bis zur Grenze hin gerodet. Wo die ersten Bäume wuchsen, begann der Libanon.

      Links von ihnen waren drei steile, grün bewachsene Hügel. Nicht wirklich Berge, aber auch nicht gerade klein. Der Anstieg war abrupt und steil. Die Straße führte um sie herum und für nur einen Moment wäre der Radioempfang gestört und der Konvoi war ungeschützt.

      Das IDF-Kommando hatte schon seit einem Jahr über diese Hügel diskutiert. Es musste hier sein. Sie würden den Wald niemals einnehmen können, da er sich im Libanon befand – das würde einen internationalen Konflikt auslösen. Also hatten sie geplant, die Hügel mit Dynamit zu füllen. Danach hatten sie einen Wachturm bauen wollen. Doch beide Pläne waren wieder verworfen worden. Wenn sie die Hügel in die Luft jagen würden, müsste die Straße von der Grenze weg umgeleitet werden. Und ein Wachturm wäre konstant durch mögliche Angriffe bedroht.

      Nein, es war das Beste, die Hügel einfach Tag und Nacht zu patrouillieren und zu beten.

      „Halt den Wald im Blick“, sagte Avraham. „Halt die Augen auf.“

      Ihm wurde klar, dass er die Worte seines Kommandanten wiederholt hatte. Wie dumm von ihm! Er blickte wieder zu Daria. Ihr schweres Gewehr lag neben ihrer geradezu mageren Gestalt. Sie kicherte und schüttelte ihren Kopf, während ihre Wangen rot wurden.

      In der Dunkelheit vor ihnen durchbrach plötzlich ein Blitzlicht die Nacht.

      Es flog auf den mittleren Jeep zu, der nur zwanzig Meter vor ihnen war. Der Wagen explodierte, wurde auf die Seite geschleudert und rollte davon. Er brannte und seine Insassen standen bereits in Flammen.

      Avraham trat mit aller Kraft auf die Bremsen, aber es war zu spät. Er prallte auf das brennende Fahrzeug auf.

      Neben ihm schrie Daria.

      Sie hatten sie von der falschen Seite aus angegriffen – von den Hügeln aus. Aber dort gab es doch gar keine Deckung. Es war auf der israelischen Seite.

      Er hatte keine Zeit, etwas zu sagen, keine Zeit, Daria einen Befehl zuzurufen.

      Jetzt kamen aus beiden Richtungen Schüsse. Maschinengewehrkugeln prallten auf ihre Türen auf. TAK-TAK-TAK-TAK-TAK-TAK. Die Fenster zersplitterten und Scherben prasselten ins Wageninnere. Mindestens eine der Kugeln hatte die Panzerung durchbrochen. Er wurde getroffen. Er blickte an sich herunter – Dunkelheit machte sich in seinem Blickfeld breit. Er blutete. Er konnte es kaum spüren – es fühlte sich wie ein Bienenstich an.

      Er grunzte auf. Männer rannten draußen in der Dunkelheit umher.

      Bevor er wusste, was er tat, hatte er seine Waffe in der Hand. Er zielte aus dem kaputten Fenster.

      PENG!

      Das Geräusch war ohrenbetäubend.

      Er hatte jemanden getroffen. Er hatte wirklich jemanden getroffen. Der Mann stürzte zu Boden.

      Er visierte noch einen von ihnen an.

      Ganz ruhig …

      Plötzlich passierte etwas. Sein gesamter Körper zuckte in seinem Sitz auf. Er ließ seine Waffe fallen. Ein Schuss, etwas Schweres, hatte ihn geradewegs durchbohrt. Es war von hinten gekommen und in das Armaturenbrett eingeschlagen. Eine Kugel, oder vielleicht eine kleine Rakete. Vorsichtig, taub vor Schock, tastete er seine Brust ab und berührte den Bereich unterhalb seines Rachens.

      Da war … nichts.

      Ein riesiges Loch klaffte in seiner Brust. Wie war es überhaupt möglich, dass er noch lebte?

      Eine Antwort bildete sich in seinem Kopf: Es ist bald vorbei.

      Er spürte es nicht einmal. Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Er blickte wieder zu Daria. Es war so schade. Er hatte sie überzeugen wollen. Wovon? Das wusste er nicht mehr.

      Sie starrte ihn an. Ihre Augen waren kreisrund, wie riesige Teller.

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