Emsgrab. Wolfgang Santjer

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Emsgrab - Wolfgang Santjer

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      Wolfgang Santjer

      Emsgrab

      Kriminalroman

      Zum Autor

      Wolfgang Santjer wurde 1960 in Leer geboren und lebt in Bingum an der Ems. 38 Jahre lang versah er als Polizeibeamter Dienst bei verschiedenen Polizeibehörden – angefangen beim damaligen Bundesgrenzschutz, dann der Wechsel zur Landespolizei. Weitere Stationen waren die Wasserschutzpolizei in Emden und Leer und die Autobahnpolizei in Leer, wo er sich unter anderem auf die Gefahrgutüberwachung spezialisierte. Als Ausgleich zu seiner Schreibtischarbeit als Autor schnitzt Wolfgang Santjer aus alten Schiffsdalben große Holzskulpturen für den Garten.

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      Alle Rechte vorbehalten

      (Originalausgabe erschienen 2013 im Leda-Verlag)

      Herstellung: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

      unter Verwendung eines Fotos von: © cresk-stockadobe.com

      ISBN 978-3-8392-6428-7

      Haftungsausschluss

      Personen und Handlung sind frei erfunden.

      Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

      sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

      Prolog

      Zeitsprung

      Jean Claude steuerte sein Binnenschiff durch den Nebel. Der Franzose hatte kein gutes Gefühl auf diesem letzten Teil der Reise. Durch die leicht geöffnete Tür des Ruderhauses drang das gleichmäßige Geräusch des Dieselmotors.

      Seine Kollegen hatten ihm schon viel von diesem Fluss erzählt. Durch den Nebel warf er einen kurzen Blick auf die Beschriftung der riesigen Halle der Cruise Liner Werft. Über diesen schmalen Fluss manövrierten sie die Kreuzfahrtschiffe zur Nordsee?

      Bei der Abfahrt in Delfzijl war die Ems noch sehr breit gewesen, aber mit jedem Kilometer in Richtung Leer und Papenburg wurde das Fahrwasser des Flusses enger.

      Jean Claudes Frau stellte zwei dampfende Kaffeetassen auf den kleinen Tisch am Ruder.

      »Marie, schau mal, hier bauen sie die schönen Kreuzfahrtschiffe.«

      »Warum bauen sie die nicht gleich an der Küste?« Typisch Marie. Immer vernünftig und überlegt.

      »Ich weiß auch nicht – soll man die Deutschen hierfür bewundern …«

      »… oder für verrückt erklären?«, vollendete Marie seinen Satz. »Nichts gibt es umsonst. Oder sind dir noch nicht die starke Strömung und das schmutzige Wasser aufgefallen? Die baggern sicher auf Teufel komm raus.«

      Natürlich hatte er es bemerkt. Hoffentlich setzte ihm der Schlick nicht die Kühlleitungen zu. Bei dieser Strömung ein Motorausfall – nicht auszudenken. Ohne Maschinenantrieb würde das Schiff sofort aus dem Ruder laufen.

      Mit einem flauen Gefühl im Magen steuerte Jean Claude sein Schiff weiter durch den Nebel und verdrängte die düsteren Gedanken.

      Normalerweise fuhr er nicht bei Dunkelheit und Nebel in einem fremden Gewässer. Für diesen Fluss hatte er nicht mal das erforderliche Patent und sich entschlossen, die Kosten für den vorgeschriebenen Lotsen dann auch gleich noch zu sparen.

      Seine Frau hatte ihn angefleht, den Lotsen an Bord zu nehmen, und es war wieder mal zum Streit gekommen, weil einfach nicht genug Geld da war. Jean Claude hatte die Hoffnung gehabt, mit einer frühen Abfahrt in Delfzijl einer Kontrolle zu entgehen. Man hatte ihn schon einmal ohne Lotsen erwischt und er konnte sich noch gut an das hohe Bußgeld erinnern. Außerdem hatte er damals bis zum Eintreffen des Lotsen eine Zwangspause einlegen müssen. Marie hatte sich gewaltig aufgeregt.

      Das Schiff befand sich in Bergfahrt, direkt vor ihnen lag die Halter Brücke. Nach der Brücke waren es nur noch einige Flusskilometer, dann wäre die erste Schleuse der Kanalstrecke erreicht. Für das anschließende Kanalgebiet reichte sein Patent aus.

      Marie war noch immer sauer auf ihn, weil er ohne Lotsen losgefahren war. Jean Claude hatte auf die dringende Überholung der Hauptmaschine und die gestiegenen Internatskosten für die Kinder hingewiesen. Die Frachtpreise waren durch die billige Konkurrenz aus dem Osten im Keller, deshalb musste er inzwischen Transporte auch in diese für ihn zu entfernten Gebiete annehmen. Die Kanalgebühren, der Sprit und die Lotsgelder verringerten den Gewinn. Eine kaufmännische Katastrophe.

      »Vielleicht hätten wir uns doch nicht selbstständig machen sollen«, sagte Marie. Zum wievielten Mal?

      »Du tust gerade so, als hätten wir eine Wahl gehabt, Marie. Du weißt doch noch, was der Disponent der Reederei mir vor zwei Jahren gesagt hat: ›Entweder Sie übernehmen das Schiff oder wir sind gezwungen, Sie zu entlassen.‹«

      »Jean Claude, wir haben die Unterhaltskosten einfach unterschätzt, als wir das Schiff gekauft haben.«

      »Sie werden uns so viel geben, dass wir gerade überleben können«, sagte Jean Claude bitter, »aber nicht mehr. Zum Sterben zu viel und fürs Leben zu wenig! Wir sind genauso abhängig wie vorher, nur dass wir jetzt die Kosten für das Schiff tragen müssen. Es hilft doch nichts, Marie. Versuch, positiv zu denken.«

      »Wie weit ist es denn noch bis zur Schleuse Herbrum? Ich bin froh, wenn wir aus dieser fiesen Strömung rauskommen.«

      Jean Claude sah auf das Radarbild und verglich es mit der Seekarte. »Wir sind direkt vor der Halter Straßenbrücke. Ich leuchte mal den Brückenpegel an. – Sieben Meter Luft.

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