Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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lächelte fein. »Meine Familie stammt ursprünglich aus Deutschland. Und meine Tante lebt auch wieder hier. Ich wollte zu ihr.« Das Lächeln verschwand so schnell aus ihrem Gesicht, wie es gekommen war. »Und jetzt ist alles weg. Alles gestohlen. Auch Lianas Adresse.« Wieder glitzerten die Tränen in ihren Augen. Auf ihren schmalen Wangen tanzten fiebrige rote Flecken.

      »Irgendwas stimmt doch nicht mit dir. Du bist krank«, sagte Danny ihr auf den Kopf zu. »Am besten, ich bring dich in eine Klinik.«

      »Nein!« Marikas Widerspruch kam so schnell und war so heftig, dass Danny stutzig wurde.

      »Aber warum denn nicht? Hast du Angst wegen der Kosten?«, vermutete er. »Das musst du nicht. Erstens gibt es für die Behnisch-Klinik eine Stiftung, damit auch mittellose Patienten behandelt werden können. Und zweitens würde sowieso das Sozialamt für die Kosten aufkommen, bis du deine Papiere wieder hast.«

      Schweigend hatte Marika dem jungen Arzt zugehört.

      »Ich kann nicht in eine Klinik, weil ich kein Visum habe«, presste sie endlich durch die Lippen und wagte es nicht, Danny anzusehen.

      »Und warum nicht?«

      Marika haderte sichtlich mit sich.

      »Ich hätte keines bekommen«, gestand sie so leise, dass er sie kaum verstehen konnte. »Mein Vater sitzt im Gefängnis, und meine Mutter lebt nicht mehr.«

      Langsam verstand Danny Norden, was das bedeutete.

      »Dann bist du illegal eingereist?«

      Das war ein Satz zu viel. Panisch versuchte Marika, sich vom Sitz hochzurappeln und aus dem Wagen zu fliehen. Danny war so überrumpelt, dass er rückwärts auf den Asphalt fiel. Im letzten Moment bekam er sie am Hosenbein zu fassen.

      »Halt! Mach doch keinen Unsinn!«, rief er. Vorbeieilende Passanten sahen die beiden ungläubig und verwirrt an. Doch keiner griff ein. Nicht ein einziger blieb stehen und fragte nach. Und dieses eine Mal war Danny froh über die Gleichgültigkeit der Menschen. Marika war zu schwach, um sich zur Wehr zu setzen, und war tatsächlich stehen geblieben. Ihr Rucksack baumelte von ihrer rechten Schulter, und sie sah Danny aus unfassbar traurigen Augen an.

      »Ich bleibe nur, wenn du versprichst, dass du nicht zur Polizei gehst.« In ihrer Verzweiflung ging sie noch einen Schritt weiter. »Wenn du auch nur einer Menschenseele von mir erzählst, bin ich weg. Ich will nicht wieder zurück. Ich will zu meiner Tante Liana.«

      Danny starrte in Marikas deutlich von einer Krankheit gezeichnetes Gesicht. Mit plötzlicher Gewissheit wusste er, dass sie dringend ärztliche Hilfe brauchte.

      »Also gut«, seufzte er schließlich. »Ich verrate dich nicht.«

      Doch damit gab sich Marika nicht zufrieden.

      »Schwöre bei allem, was dir lieb und teuer ist. Schwöre bei deiner Frau«, verlangte sie mit einer Energie, die sie selbst nicht mehr für möglich gehalten hätte.

      »Ich habe keine Frau«, widersprach Danny, und sofort zuckte ein spöttisches Lächeln um Marikas schöne Lippen.

      »Dann eine Freundin. Ein schöner Mann wie du ist nicht allein«, erklärte sie mit Bestimmtheit.

      »Eine Freundin habe ich, ja«, murmelte Danny. »Ich liebe sie sehr.«

      »Dann schwöre!«, verlangte Marika noch einmal mit dem Mut der Verzweiflung. Es war ihre einzige Möglichkeit.

      »Ich schwöre!« Schweren Herzens hob Danny drei Finger der rechten Hand. »Und jetzt komm. Ich bin Arzt.« Zum Beweis zeigte er ihr die Arzttasche, die immer griffbereit bei in seinem Kofferraum stand. »Ich bringe dich in meine Wohnung. Dann sehen wir weiter.« Vergessen war die Verabredung mit seinen Eltern. Vergessen war der Polterabend bei den Freunden. Mit Leib und Seele Arzt, konnte Danny im Augenblick nur daran denken, Marika zu retten, und sah erleichtert dabei zu, wie sie seiner Aufforderung nachkam und wieder in den Wagen stieg.

      *

      Bis auf ein paar Stücke Gurke, Karotte und eine einsame Scheibe Tomate war die Rohkostplatte vertilgt, und auch vom selbst gebackenen Brot war nicht mehr viel übrig. Zum krönenden Abschluss ließen sich Dési, ihr Zwillingsbruder Janni und Anneka den Vanillepudding zum Nachtisch schmecken, während Tatjana inzwischen innerlich kochte. Mit verschränkten Armen saß sie neben Fee am Esstisch und gab sich keine Mühe mehr, ihren Ärger zu verbergen.

      »Reg dich nicht auf, Schätzchen«, versuchte Felicitas, die Freundin ihres Sohnes zu trösten. »Du weißt doch: für Männer, die in medizinischen Berufen arbeiten, ist Feierabend ein Fremdwort.«

      Tatjana warf einen düsteren Blick auf die altmodische Standuhr in der Ecke.

      »Aber die Sprechstunde ist längst vorbei.«

      »Es ist sicher ein Notfall dazwischen gekommen«, mutmaßte Fee und hob ihr Glas mit der Weißweinschorle. »Ob du es glaubst oder nicht: Das wird noch öfter auf dich zukommen. Ich hab’s ja vorhin gesagt: Da hilft nur Geduld, Geduld und noch mal Geduld. Und ein paar gute Freundinnen.« Sie hielt Tatjana das Glas hin, um mit ihr anzustoßen.

      Die seufzte und nahm ihren Saft zur Hand.

      »Er könnte ja wenigstens anrufen. Eigentlich müssten wir längst auf dem Polterabend sein.« Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als sich ein Schlüssel in der Haustür drehte. Wie von der Tarantel gestochen sprang Tatjana auf und lief in den Flur. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben, als Daniel hereinkam. »Ach, du bist es!«

      »Na, das nenne ich mal eine freundliche Begrüßung«, bemerkte er, müde von der Arbeit und hungrig. »Da fühle ich mich richtig willkommen.«

      »Tut mir leid«, seufzte Tatjana und gab ihm links und rechts einen Kuss auf die Wange. »Besser?« Sie hakte sich bei ihm unter, und Daniel lachte.

      »Viel besser.« Seite an Seite wanderten sie hinüber ins Esszimmer. Inzwischen hatte Fee die kümmerlichen Reste des Abendessens aufgepeppt und hübsch auf einem Teller angerichtet. »Hallo, mein Schatz. Setz dich zu uns!«, forderte sie ihren Mann auf.

      »Wo ist denn Danny?«, erkundigte sich Tatjana, während Daniel seine Frau und die beiden Töchter mit einem Kuss begrüßte und Janni männlich auf die Schulter klopfte. Felix, der zweitälteste Sohn der Familie, war bei einem Freund und würde erst später nach Hause kommen.

      Verwundert drehte sich Daniel zur Freundin seines Sohnes um.

      »Ich dachte, der ist längst hier. Er ist schon lange vor mir aufgebrochen und wollte gleich hierher fahren.«

      »Ich hab ihn noch zum Blumenkaufen geschickt«, erinnerte sich Tatjana an die Nachricht, die sie Danny geschickt hatte. »Hoffentlich ist ihm nichts passiert.«

      »Das hätten wir schon längst erfahren«, beruhigte Daniel die nervöse junge Frau, während Fee sich setzte und sich mit dem Weinglas in der Hand gemütlich zurücklehnte.

      »Neun, zehn, elf …«, zählte sie vielsagend lächelnd auf.

      Daniel gesellte sich zu seiner Frau an den Tisch und dankte Anneka, die ihm fürsorglich ein Glas Weinschorle einschenkte.

      »Wovon sprichst du?« Er sah Fee fragend an.

      »Tatjana

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