Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Er ging schnell weiter, und nun folgte sie ihm nicht. Ein teuflischer Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, als sie zum Hotel ging. In der Halle saßen Ines Potter und ein paar Männer, die anscheinend auf Ramona warteten. Aber sie winkte ihnen nur zu. »Ich bin müde«, sagte sie rauh.
»Was ist denn plötzlich in sie gefahren?« murmelte Ines. »Eben war sie doch noch gut drauf.«
»Sie wird alt«, sagte Pablo zynisch, »der Lack blättert.«
Ines kicherte. Solcher Spott gefiel ihr, solange sie nicht selbst die Zielscheibe war.
*
Ramona hatte genau gesehen, mit wem Niklas gesprochen hatte. Ihr fiel es nicht schwer, den Namen und die Zimmernummer der Fremden zu erfahren. Sie kannte sich aus im Hotel und genierte sich nicht, ins Gästebuch zu schauen.
Ramona wußte genau, daß sie bei Niklas nicht landen konnte. Das machte sie nicht erst jetzt wütend, aber sie wollte es ihm versalzen, eine neue Beziehung zu knüpfen und wußte schon, wie sie das anfangen würde.
Zu den Frühaufsteherinnen gehörte sie nun mal nicht, und zudem konnte sie lange nicht einschlafen, weil sie wütend war. Sie stand noch mal auf und trank einen Grappa, der für drei angemessen gewesen wäre. Dann konnte sie endlich schlafen.
Antonia war wieder früh auf den Beinen. Die Morgensonne schien so verlockend in ihr Zimmer, daß sie gleich aufstehen mußte. Schon war sie auf dem Weg zum Strand. Natürlich sah sie sich um, aber Niklas war nicht zu sehen. Sie schwamm hinaus und genoß die Stille. Als sie zurück ans Ufer kam, war immer noch niemand zu sehen. An diesem Morgen schienen alle länger zu schlafen. Sie ließ sich Zeit mit der Morgentoilette und kleidete sich schon für den Ausflug an, wählte helle Jeans und das besonders hübsche Shirt, das sie in der Theatinerstraße erstanden hatte. Es stand ihr besonders gut, und an diesem Tag wollte sie gut aussehen. Ihr Haar fiel locker und glänzend auf die Schultern. Sie bändigte die Fülle mit einem Stirnband.
Auf der Terrasse war sie allein und der Kellner Sergio gestattete sich schüchtern die Frage, ob sie immer so früh aufstünde.
»Ich bin es gewohnt, und es gefällt mir, wenn ich nicht gestört werde«, erwiderte sie freundlich.
An diesem Morgen aß sie etwas mehr, da sie wohl länger unterwegs sein würden. Sie warf auch einen Blick in die Zeitungen, auch eine englische war dabei. Sergio sagte, daß sie künftig auch eine deutsche Zeitung bekäme.
Niklas kam sehr pünktlich. Sie ahnten nicht, daß Ramona sie von ihrem Fenster im zweiten Stock beobachtete. Es war allerdings reiner Zufall, daß sie gerade hinausschaute, denn sie war nur aufgestanden, weil sie etwas trinken wollte. Zähneknirschend begab sie sich nun aber ins Bad. Vorerst waren ihre Pläne durchkreuzt worden, denn sie hatte darauf gesetzt, Antonia gleich vormittags zu treffen. Sie hatte sich auch schon ausgedacht, was sie ihr erzählen wollte.
Wer ist diese Frau, ging es ihr durch den Sinn. Da sich Ramona bisher nicht um die Hotelgäste gekümmert hatte, wußte sie nicht, wann Antonia angekommen war, aber sie brachte bei Sergio in Erfahrung, daß sie mit Tom und Tammy am Tisch saß. Tom Craddoc war ihr ein Begriff, aber sie wollte ihm eigentlich nicht gern begegnen, da sie bei seinem Vater sehr in Ungnade gefallen war.
Immerhin war es bereits vier Jahre her, also konnte es vergessen sein. Sie sah das junge Paar auf der Terrasse und tat überrascht. Tom stieß einen hörbaren Seufzer aus, als Ramona auf den Tisch zugetänzelt kam, aber er war ein höflicher junger Mann.
»Wie geht es der Familie?« erkundigte sich Ramona nach der lässigen Begrüßung.
»Gut, denke ich, wir sind schon eine Woche unterwegs.«
»Gehört die junge Dame zu euch, die abends bei euch sitzt?« erkundigte sich Ramona lauernd.
»Wir haben sie kennengelernt, sie ist auch gern für sich«, erklärte Tom steif, das auch betonend, aber so was nahm Ramona nicht zur Kenntnis.
»Sie kommt mir bekannt vor. Ist sie Schauspielerin oder Sängerin?«
»Das wohl nicht. Wir haben uns darüber noch nicht unterhalten. Sie ist jedenfalls sehr gebildet, spricht mehrere Sprachen und ist Deutsche. Sonst noch Fragen?«
Das klang schon sehr abweisend, aber Ramona ignorierte es. »Wir könnten uns doch mal zusammensetzen, ich würde euch gern einladen.«
»So gut kennen wir Antonia nicht, und wir sind lieber allein«, erwiderte Tom. Deutlicher konnte er kaum werden, und endlich begriff Ramona.
»Wenn es so ist, dann viel Spaß«, sagte sie und ließ die beiden endlich allein.
»Höflich warst du nicht gerade«, meinte Tammy neckend.
»Die wird man sonst doch nicht los. Ein schreckliches Weib. Dad muß blind gewesen sein.«
»Sie wird schon Qualitäten haben, und anscheinend war sie doch gut im Geschäft.«
»Na ja«, murmelte Tom, »aber jetzt wird sie uns wohl in Ruhe lassen. Man sollte Antonia warnen.«
»Sie wird sich ihrer Haut selbst wehren«, meinte Tammy. »Sie ist heute schon sehr früh weg.«
»Sie will eben allein sein, jedenfalls ist sie sehr angenehm.«
»Gehen wir schwimmen«, meinte Tammy, »heute wird es sehr heiß.«
*
In München goß es in Strömen, und in Dr. Nordens Praxis wurde gehustet und geschnieft. Einer steckte den anderen an, und weder Dr. Norden noch Wendy kamen zu einer Verschnaufpause.
Auch Lilian Möhl, Antonias Vermieterin, wurde von einer schweren Erkältung geplagt. Sie war fiebrig, als sie in die Praxis kam, und atmete schwer.
Wendy stufte sie gleich als einen schwereren Fall ein und setzte sie in den Therapieraum. Dr. Norden kümmerte sich gleich um sie und verschaffte ihr mit einem Inhaliergerät Erleichterung.
Aber es war nicht nur die Atemnot, die Lilian Möhl zu schaffen machte, sie hatte auch ein besonderes Anliegen.
»Vielleicht können Sie mir einen Rat geben, Herr Doktor. Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen könnte. Es ist nämlich wegen Antonia.« Man merkte, daß sie nicht wußte, wie sie sich ausdrücken sollte. Daniel Norden war schon besorgt, daß Antonia Ärger bekommen könnte.
»Ich helfe gern, wenn ich kann, und ich kenne Antonia sehr gut«, erklärte er.
»Das weiß ich. Es ist nämlich neulich, kaum daß sie weg war, ein Brief gekommen, ein amtliches Schreiben aus Kanada. Ich konnte ihn ja nicht annehmen, weil sie eigenhändig unterschreiben muß. Da habe ich gesagt, wo sie sich jetzt aufhält. Nun mache ich mir Gedanken, daß es was Unangenehmes sein könnte. Sie braucht doch den Urlaub so nötig, und es würde mir leid tun, wenn sie eine schlechte Nachricht bekommen würde, die ihren Urlaub stört.«
»Es muß doch keine schlechte Nachricht sein«, sagte Dr. Norden beschwichtigend.
»Aber sie hat nie Post aus Kanada bekommen, auch sonst nicht aus dem Ausland. Sie hätte es mir bestimmt erzählt, wenn sie Verwandte oder Bekannte dort gehabt hätte. Wir