Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Paket

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doch hier«, rief Henrik, der es gehört hatte.

      Rubinchen schüttelte den Kopf.

      »Meine Tante wartet«, sagte sie. »Vielleicht darf ich übermorgen kommen, wenn ich morgen gut laufe.«

      »Dann fahren wir schon bald wieder weg«, sagte Henrik enttäuscht.

      »Nanni, ich möchte dir gern etwas sagen«, flüsterte Rubinchen.

      »Du kannst mir alles sagen.«

      Des Kindes Blick verdunkelte sich. »Ich muss aber schnell wieder heim«, erwiderte es.

      »Dann begleite ich dich ein Stück.«

      Henrik wollte auch hinterherlaufen, aber Nick hielt ihn zurück. Er hatte begriffen, dass das kleine Mädchen etwas auf dem Herzen hatte, was sie nicht jedem erzählen wollte. Und so war es auch. »Weißt du, Nanni, Tante Lilo hat gesagt, dass Daddy es gern will, wenn viele Leute mir zuschauen. Sie sagt, dass er das geschrieben hat. Aber sie hat mir einen ganz alten Brief von Daddy vorgelesen, in dem das stehen soll, und vorher hat es da nicht dringestanden. Ist das Lüge?«

      Was sollte Nanni dazu sagen? Sie traute es Lilo ohne Weiteres zu, dass sie so etwas tat, wenn es ihren eigenen Zielen nützlich war.

      »Vielleicht hast du dich getäuscht und es war doch ein anderer Brief, Rubinchen«, sagte sie beklommen.

      »Aber Daddy hat mich doch lieb. Er weiß doch, dass ich es gar nicht mag, wenn die Leute mich anschauen.«

      »Er wird aber auch stolz sein auf sein begabtes Töchterchen«, meinte Nanni.

      »Wir sind doch aber immer nur zum Spaß gelaufen, und mit Daddy war das auch schön«, sagte Rubinchen. »Ich muss mir so viel den Kopf zerbrechen. Jetzt bin ich schon bald sechs Jahre, aber ich möchte so gern noch fünf bleiben, Nanni. Am liebsten möchte ich jetzt gar nicht mehr Schlittschuh laufen.«

      Nanni verspürte eine tiefe Verzweiflung. Sie konnte dem Kind nicht helfen. Sie musste es mit billigem Trost abspeisen. Sie wusste genau, dass Lilo Lüdke noch unnachsichtiger werden würde, wenn sie sich einmischte.

      »Ich möchte auch zu gern wissen, warum Tante Lilo dich nicht mag«, sinnierte Rubinchen. »Vielleicht weil du so hübsch bist und die Männer dir immer nachschauen.«

      »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, mein Kleines«, sagte Nanni. »Morgen sind wir wieder im Stadion, ganz früh.«

      »Danke«, entgegnete Rubinchen, »dann bin ich nicht so allein. Könnten die Buben nicht auch ganz früh Schlittschuh laufen?«

      »Vielleicht geht es.«

      Rubinchen ging in den Laden von Frau Brühl. Sie blieb einen Augenblick an der Tür stehen und sah Nanni und Pipp mit sehnsüchtigen Augen an. Dann ging sie hinein.

      »Einen Reißverschluss für mein Kleid. Einen roten«, sagte Rubinchen zu Frau Brühl.

      »Musst du immer in einem so leichten Kleid bei der Kälte laufen?«, fragte Frau Brühl missbilligend.

      »Wenn es Tante Lilo doch so will«, erwiderte Rubinchen.

      »Dass dein Vater das zulässt, wo du so klein und dünn bist«, brummte Frau Brühl. Rubinchen schwieg.

      Die Krapfen vergaß sie in der Aufregung, aber daran dachte Lilo auch nicht mehr. Sie hatte hochrote Wangen, als Rubinchen heimkam.

      »Du hast einen feinen Vater«, platzte sie erregt heraus. »Du wirst noch dankbar sein, wenn ich mich um dich kümmere. Er hat geschrieben – und was meinst du wohl, hat er vor? Heiraten will er!« Lilo schrie es fast.

      Seltsame Gedanken gingen durch den Kopf des Kindes. War das wieder gelogen? Sie wusste nicht mehr, was bei Tante Lilo Wahrheit oder Schwindel war.

      »Ich werde es dir vorlesen«, sagte Lilo heiser, und diesmal hatte sie einen Brief in der Hand, den Rubinchen noch nicht gesehen hatte. Sie hörte erst richtig zu, als Lilo eine bestimmte Stelle erreicht hatte: »Sobald wir ein Haus gefunden haben, werde ich dich holen, Rubinchen. Du wirst dich mit Yasmin bestimmt gut verstehen. Sie mag Kinder sehr gern, und sie ist sehr hübsch und sehr lieb. Wir werden endlich wieder beisammen sein.«

      »Ist das eine Türkin?«, fragte Rubinchen leise.

      »So eine wird es wohl sein, aber ich werde deinem Vater schon die Meinung sagen. Schließlich war deine Mutter meine Schwester, und ich werde nicht zulassen, dass du eine Stiefmutter bekommst.«

      Rubinchen schluckte, dann fragte sie: »Und wenn Daddy dich geheiratet hätte, wärest du dann nicht meine Stiefmutter?«

      »Leg dich jetzt hin und schone dein Bein«, stieß Lilo wütend hervor.

      Das ließ sich Rubinchen nicht zweimal sagen, denn das Bein schmerzte höllisch, weil sie so schnell gelaufen war.

      *

      Jan Campen war groß, blond, und er hatte die gleichen Augen wie seine Tochter. Er war ein Mann, nach dem die Frauen sich umdrehten, besonders in diesem Land, wo man solche Männer höchst selten sah.

      Er ging in seinem modernen Büro hin und her, und die nachtdunklen Augen der bildhübschen jungen Frau, die vor der Schreibmaschine saß, folgten ihm.

      »Jetzt werden sie meinen Brief wohl schon haben, Yasmin«, sagte er mit gepresster Stimme.

      Sie lächelte ironisch. »Das klingt, als hättest du Angst vor deiner Tochter, Jan«, sagte sie anzüglich.

      »Ich habe plötzlich Bedenken, wie Lilo es ihr beibringen wird. Sie ist unberechenbar. Vielleicht hätte ich es Rubinchen besser selbst sagen sollen.«

      Yasmin Haman war klug und diplomatisch. Sie sagte nichts, was ihn hätte ärgern können. Es hatte Monate gedauert, bis sie diesen recht verschlossenen Mann aus seiner Reserve gelockt hatte, und nun wollte sie ihn um keinen Preis mehr verlieren.

      Er war für sie die große Chance, herauszukommen aus dieser engbegrenzten Welt, in der sie sich nach der Familie richten musste. Sie war die älteste von vier Geschwistern, ihr Vater war ein kleiner Beamter. Recht und schlecht hatte er seine Familie durchs Leben gebracht und wirklich alle Hoffnung auf seine ebenso kluge wie schöne Tochter gesetzt, die einen blendend bezahlten Posten als Sekretärin bekam und ihm nun den Direktor der Firma auch noch als Schwiegersohn präsentierte.

      »Jetzt mach dir nicht so viel Gedanken, Jan«, sagte sie in ihrem sehr guten Deutsch, das nur einen aparten Akzent aufwies. Ihre großen dunklen Augen, die wie ein samtener Nachthimmel schimmerten, sahen ihn lockend an.

      Sie hatte ihn bezaubert mit ihrem Charme. Sie war so ganz anders als Ruth, die immer ein wenig gehemmt gewesen war.

      »Es ist eben ein dummes Gefühl, wenn man eine fast sechsjährige Tochter mit in die Ehe bringt«, bemerkte er.

      Sie lachte melodisch. »Ich habe doch kleine Geschwister. Für mich ist das nicht so schlimm.«

      »Ich hätte sie nicht bei Lilo lassen sollen«, sagte er. »Nein, das war nicht richtig. Es kompliziert alles.«

      »Dann hast du Angst vor dieser Frau?«,

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