Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Du scheinst dich schon sehr wohl in Sophienlust zu fühlen, Pieter«, stellte Andrea auf der Fahrt lächelnd fest.
»Ich bin sehr gern dort, Tante Andrea. Und nächste Woche, wenn die großen Ferien anfangen, lerne ich bei Nick reiten. Ich kenne die Ponys schon alle bei Namen«, berichtete er stolz.
»Ja, das ist wahr«, bestätigte Heidi. »Stell dir vor, Tante Andrea, gestern hat Habakuk zum erstenmal Pieter gerufen. Habakuk ist ein sehr kluger Vogel, nicht wahr?«
»Ja, Heidi, das ist er tatsächlich.« Andrea lächelte die Kinder im Rückspiegel an.
Ebenso wie bei seinem ersten Besuch im Tierheim war Pieter tief beeindruckt von den vielen Tieren. Diesmal wagte er es sogar, näher an den Bärenzwinger heranzugehen. Aber als Heidi in den großen Käfig hineingehen wollte, wurde er blass bis in die Lippen. »Nein, Heidi, tu das nicht«, flehte er voller Angst. »Der riesige Bär ist bestimmt böse.«
»Aber nein, Pieter. Die Bärin Isabell ist ganz zahm. Sie hat früher einmal einem kleinen Mädchen gehört. Herr Koster, sagen Sie Pieter doch, dass Isabell ganz lieb ist und niemandem etwas tut«, bat Heidi den Tierpfleger.
»Pieter, das stimmt. Aber auch du, kleines Fräulein, hattest zuerst große Angst vor den Bären«, erinnerte er das kleine Mädchen. »Pieter wird seine Angst ebenfalls überwinden, Heidi, sobald er dahintergekommen ist, dass Isabell völlig harmlos ist.«
»O ja, Herr Koster!«, rief der Junge erleichtert und lief zu dem Zwinger, in dem die beiden Schimpansen herumtollten.
Glücklich halfen Heidi und Pieter an diesem Vormittag dem Tierpfleger bei der Fütterung der Tiere.
Anschließend tollten sie mit den vier Dackeln und der Dogge im Garten herum.
Es war ausgemacht, dass der Schulbus, der mit den größeren Kindern, die das Gymnasium besuchten, aus Maibach kam, die beiden auf dem Heimweg abholte. Pünktlich traf der Bus auch ein.
Pieter und Heidi bedankten sich vielmals bei der lieben Tante Andrea. Nick begrüßte seine Schwester noch kurz und rief, bevor er wieder in den Bus stieg: »Grüße meinen Schwager herzlich!«
Pieter saß mit glänzenden Augen neben Pünktchen, als sie das Lehnsche Grundstück verließen. »Morgen kommt, Vati«, sagte er glücklich. »Und dann habe ich meinen lieben Teddy wieder. Nicht wahr, er wird ihn doch nicht vergessen?«
»Bestimmt nicht«, beruhigte Pünktchen den Kleinen.
»Und er bringt mir auch noch andere Spielsachen mit.«
»Das ist fein!«, rief Angelika, die hinter ihnen saß. »Dann kannst du sie auf das Regal in deinem Zimmer stellen.«
»Ja, das tue ich auch.« Pieter nickte verträumt. So schön es auch in Sophienlust war, er würde sich erst dann ganz wohl fühlen, wenn er seine Lieblingsspielsachen da haben würde.
Schwester Regine brachte den Kleinen auch diesmal wieder zu Bett. Pieter faltete die Hände zum Nachtgebet, das er mit klarer Stimme sprach. Dann fügte er hinzu: »Und lieber Gott, mache es, dass Vati morgen meinen Teddy mitbringt und auch die anderen Sachen. Amen.«
»Amen«, sagte auch die Kinderschwester und zog den kleinen Jungen zärtlich in ihre Arme. »Schlaf gut, mein Liebling.«
»Mutti hat nie Liebling zu mir gesagt«, gestand Pieter beschämt. »Ich mag es, wenn jemand Liebling zu mir sagt.«
Schwester Regine küsste ihn auf die Stirn und deckte ihn dann zu. Armer, kleiner Junge, dachte sie mitleidig. Obwohl er eine Mutter hatte, schien er doch niemals wahre Mutterliebe kennengelernt zu haben. Wie lieblos Frau Cornelius sein musste, sah man ja schon daran, dass sie dem Jungen das von ihm so geliebte Spielzeug nicht mitgegeben hatte.
*
Pieter erwachte am nächsten Morgen sehr früh. Vorsichtig stieg er aus dem Bett und lief auf leisen Sohlen in Heidis Zimmer. Aber seine kleine Freundin schlief noch. Am liebsten hätte er sie geweckt. Aber dann schlüpfte er ganz schnell in seine Sachen und verließ leise das Zimmer.
Zögernd blieb er auf dem Korridor stehen und lauschte. Es war noch ganz still im Haus. Bestimmt ist noch kein Mensch aufgestanden, überlegte er, als er lautlos die Stufen der Treppe hinabstieg. Vielleicht war aber die Köchin Magda schon auf? Sie hatte ihm erst gestern erzählt, dass sie jeden Morgen als erste aufstehe.
Pieter lugte in die Küche. Tatsächlich sah er die rundliche Köchin schon an dem großen Herd stehen. »Guten Morgen!«, rief er.
»Pieter, du!« Magda sah ihn freundlich an. »Du kannst wohl auch nicht mehr schlafen?«
»Nein, Magda, weil ich mich doch so sehr auf meinen Vati freue und auf den Teddy. Ich kann es kaum erwarten, dass er endlich da ist.«
»Das kann ich verstehen. Hast du Lust, mit mir zusammen in den Gemüsegarten zu gehen, um mir beim Abschneiden von Schnittlauch und Petersilie zu helfen? Auch brauche ich ein paar Mohrrüben und Zwiebeln.«
»O ja, ich komme gern mit«, erwiderte der Junge sofort.
Magda fuhr ihm liebevoll über den blonden Haarschopf, als er mit glücklichen Augen neben ihr den schmalen Weg zwischen den Gemüsebeeten entlangging. Pieter scheint ein sehr sensibles Kind zu sein, das viel Liebe und Verständnis braucht, dachte sie bei sich.
Als die beiden in die Küche zurückkehrten, saßen die alte Lena, das Hausmädchen Ulla und der alte Justus bereits am Tisch. Magda richtete in Eile das Frühstück her. Pieter strahlte übers ganze Gesicht, als er sich zu den Erwachsenen setzen und mit ihnen frühstücken durfte. Auch jetzt erzählte er aufgeregt von dem Besuch seines Vaters.
Doch das Kind erlebte an diesem Tag eine bittere Enttäuschung. Gegen Mittag rief die Sekretärin von Enno Cornelius in Sophienlust an und sagte den Besuch von Pieters Vater ab. Er habe unverhofft nach London fliegen müssen, aber er wolle versuchen, Pieter dafür anfangs der nächsten Woche zu besuchen, erklärte sie noch.
Pieter war untröstlich. Selbst Denise gelang es nicht, das verzweifelte Kind zu beruhigen.
»Ich finde das sehr gemein von Herrn Cornelius!«, empörte sich Henrik am Mittagstisch in Schoeneich. »Manchmal denken die großen Leute, dass Kinder nicht so wichtig seien. Ihr seid da ganz anders!«, fügte er aus tiefster Überzeugung hinzu. Dabei sah er seine Eltern glücklich an.
»Vergiss nicht, mein Sohn, dass Herr Cornelius ein wichtiger Mann in der Industrie ist. Männer wie er können nicht immer über ihre Zeit frei verfügen. Die Leidtragenden sind dann meist die Familien.« Alexander von Schoenecker nickte seinem Sohn zu. »Sicherlich bedauert es Herr Cornelius auch, dass er Pieter so enttäuschen musste.«
»Kann auch sein, Vati. Ich bin nur froh, dass du kein solcher Mann bist«, erwiderte Henrik. »Mutti, vielleicht könnten wir Pieter zu uns holen? Er könnte bei mir im Zimmer schlafen.«
»Rufe ihn doch in Sophienlust an und frage ihn.« Lächelnd sah Denise ihren Jüngsten an.
Das ließ sich Henrik nicht zweimal sagen. Aber schon nach wenigen Minuten kehrte er enttäuscht zurück. »Pieter will bei Heidi bleiben. Findest du es nicht gemein, dass er sie viel lieber hat als mich? Dabei