Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Claus hatte ähnliche Gedanken. Bettys Aussehen war für ihn ein richtiger Schock. Auch erkannte er an ihren fahrigen Bewegungen, an dem unsteten Flackern ihrer Augen, dass sie süchtig sein musste.
Noch hatten beide nicht die Kraft aufgebracht, mehr als belanglose Worte zu sagen. Noch waren sie auch zu sehr mit ihrer verhaltenen Wiedersehensfreude beschäftigt. Betty machte dann den Anfang. Mit einem bitteren Zug in ihrem Gesicht sagte sie: »Wie du siehst, habe ich nicht meine Ehe retten können. Ich bin am Ende, Claus. Und das habe ich nur dir zu verdanken. Ja, dir und deinem Bruder!« Ihre so lange zurückgehaltene Verzweiflung brach nun mit aller Gewalt aus ihr hervor.
»Betty, deshalb bin ich ja gekommen. Glaube mir, ich habe nichts mit dieser ganzen Geschichte zu tun. Rein gar nichts. Dein Brief hat bei mir wie eine Bombe eingeschlagen. Darum habe ich mir auch so schnell wie möglich Urlaub genommen, um dir zu helfen. Martin hat dich ohne mein Wissen erpresst.«
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Aber als dein Bruder das letzte Mal hier war, hat er fest und steif behauptet, ihr beide wärt euch einig und wolltet euch mit dem Geld von mir eine neue Existenz aufbauen. Er …«
»Mein Gott, wie ist das nur möglich.« Claus fuhr sich mit dem Taschentuch über seine schweißfeuchte Stirn. »Ich habe dich doch geliebt, Betty. Ja, ich habe dich mehr als mein Leben geliebt. Hätte ich mir sonst mein Leben so ruiniert?«
»Warum ruiniert?« Mit zitternden Händen griff sie nach dem Glas mit Wasser. Blitzschnell fuhr ihre Hand in die Tasche ihrer Jacke und ebenso unauffällig steckte sie eine Tablette in den Mund.
Aber Claus hatte es doch bemerkt. »Was nimmst du da?«, fragte er.
»Eine Beruhigungstablette. Sonst nichts.« Sie atmete auf. »Wieso ist dein Leben ruiniert? Ich hätte niemals jemandem von dem untergeschobenen Kind erzählt. Schließlich fällt doch alles auf mich zurück.«
»Nicht ganz, Betty. Ich habe bestätigt, dass du ein Kind zur Welt gebracht hättest.«
»Mein Gott, wenn du nicht mit deinem Bruder gesprochen hättest, würde niemand etwas wissen außer dieser Studentin. Aber sie machte nicht den Eindruck einer Erpresserin. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass ihr die Trennung von ihrem Kind sehr schwerfiel.«
Claus stöhnte leise auf. »Mein Gott, wenn es nur das wäre, Betty. Ich hätte bestimmt nicht mit meinem Bruder gesprochen, wenn ich nicht so verzweifelt gewesen wäre.« Plötzlich war er entschlossen, Betty die volle Wahrheit über den kleinen Pieter zu sagen.
Sie hörte erregt zu. »O Gott«, flüsterte sie. »Warum hast du das getan?« Die arme junge Frau.«
»Warum? Weil ich ein verliebter Narr war, Betty. Ich habe nur an dein Gesicht denken können, an deine Enttäuschung.«
»Ja, das wird es sein.« Betty blickte an ihm vorbei zum Fenster hinaus. »Und weißt du, wo diese Frau lebt?«
»Nein, Betty, ich weiß es nicht. Ich habe damals versucht, sie völlig aus meinem Gedächtnis auszulöschen. Aber es ist mir nicht gelungen. Und als Martin mich zu erpressen begann, bin ich aus Europa fortgegangen. Ich konnte nicht ahnen, dass Martin sich an dich heranmachen, dich bis zum Wahnsinn treiben und damit deine Ehe zerstören würde. Ich habe ihn noch nicht gefunden. Er scheint keine feste Adresse zu haben. Aber ich werde ihn finden. Verlass dich darauf!« In seinen Augen stand plötzlich unversöhnlicher Hass.
»Claus, wenn ich Enno nicht so lieben würde und ihm keine Enttäuschung bereiten wollte, müssten wir Pieter seiner Mutter zurückgeben. Aber Enno liebt seinen angeblichen Sohn. Und für Pieter ist es auch besser, wenn er bei Enno bleibt. Kannst du verstehen, dass ich den Jungen nicht mehr sehen kann?«
»Ein bisschen schon, Betty. Willst du dich denn von deinem Mann wirklich trennen?«
»Ich weiß es nicht. Enno liebt mich nicht mehr. Er empfindet nur noch Mitleid für mich. Eine Zeitlang habe ich versucht, ihn mit Gewalt zurückzuhalten. Aber seitdem diese Frau van Arx bei ihm ist, scheint er nur noch an sie zu denken «
Claus zuckte zusammen. Hatte nicht auch die junge Mutter, der er Pieter genommen hatte, Arx geheißen? Ja, so war es gewesen. Julia van Arx.
»Was hast du, Claus?«
»Mein Gott, Betty, das Leben ist manchmal eine Posse.«
»Wie meinst du das?«
»Wenn ich jemand erzählen würde, dass es einen solchen Zufall gibt, würde er mich auslachen. Weißt du, wer die Mutter des Kindes ist? Julia van Arx.«
Betty begann zu zittern. »Mein Gott«, flüsterte sie. »Damit hätte sie alle Fäden gegen mich in der Hand. Deshalb darf sie niemals erfahren, dass ihr Kind lebt. Dass Enno und ich es aufgezogen haben. Niemals! Versprich mir, dass du den Mund hältst. Versprich es mir!« Sie fasste nach seiner Hand und umklammerte sie. »Bitte, versprich es mir. Sonst habe ich Enno endgültig verloren.«
»Ich verspreche es dir, Betty. Ich werde versuchen, mit meiner Schuld weiterzuleben.« Er nahm ihre eiskalte Hand zwischen seine Hände und rieb sie. »Betty, ich bin immer für dich da. Ich liebe dich noch immer. Du musst gesund werden. Und wenn du nicht mehr weiter weißt, komme zu mir. Du brauchst mir nur zu schreiben.«
»Ich danke dir«, schluchzte sie auf. »Ich habe deine Liebe nicht verdient. Vielleicht werde ich eines Tages tatsächlich auf dein Angebot zurückgreifen.« Sie lächelte ihn unter Tränen an. Dieses herzzerreißende Lächeln sollte Claus Aarhof immer in Erinnerung behalten.
Als Betty allein war, fühlte sie sich elender denn je. Wohl zum ersten Mal spielte sie an diesem Tag mit dem Gedanken, sich weiterem Elend und Leid zu entziehen, um im kühlen Grab endlich die so ersehnte Ruhe zu finden.
*
Es war für Julia eine Enttäuschung, dass man ihr nicht erlaubte, Betty Cornelius zu besuchen. Als Grund gab man deren schlechten Zustand an.
Julia blieb nichts anderes übrig, als nach Essen zurückzukehren und sich bei Enno im Werk zurückzumelden. Das Wiedersehen mit ihm machte ihr noch deutlicher, dass sich ihre Gefühle für ihn in keiner Weise geändert hatten. Sie liebte ihn jetzt noch heftiger, noch inniger.
Unverständlich war ihr jetzt, dass sie ihn zuvor so kühl und abweisend behandelt hatte. War nicht auch er ein Opfer der Machenschaften seiner Frau? Er lebte doch in dem festen Glauben, dass Pieter sein Sohn sei.
»Ich bin sehr froh, dass die Spannung zwischen uns behoben ist«, stellte er erleichtert fest und sah sie wie ein kleiner Junge an, der besonders reichlich vom Weihnachtsmann beschenkt worden war. »Ich war schon völlig konsterniert. Denn ich brauche so dringend einen Menschen, dem ich mein ganzes Vertrauen schenken kann.«
»Es tut mir leid, dass ich mich so benommen habe«, erwiderte sie kleinlaut. »Ich kann mir nicht erklären, was in mich gefahren war. Ich hatte doch einen ziemlich großen Schock von dem Unfall.«
»Ja, das wird es gewesen sein.« Sein Lächeln vertiefte sich. »Julia, Pieter war für mich in dieser Zeit mein letzter Halt. Ohne ihn wäre ich manchmal am Leben verzweifelt.«
Ich werde ihm nie die Wahrheit über Pieters Herkunft sagen können, dachte sie unglücklich. Oder war Pieter vielleicht doch sein Sohn? Wenn sie nicht endlich Klarheit bekam, würde sie noch überschnappen. Sie setzte ihre letzte Hoffnung auf die Ärztekammer, an die sie geschrieben hatte. Dort wusste man vielleicht