APEX. Ramez Naam

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APEX - Ramez  Naam Nexus

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innerhalb von wenigen Minuten nach der Nexusinjektion hatte er die präzise und totale Kontrolle.

      Der Tonfall, die Wortwahl, die Balance auf jener nassen, windigen Brücke …

      Das war jemand viel Gefährlicheres gewesen.

      Er hielt an einer Raststätte hundertfünfundvierzig Kilometer von Barnes‘ Todesschauplatz entfernt an. Dort holte er sein Tablet heraus und tunnelte sich durch eine Reihe von anonymisierenden Cut-Outs. Dann stellte er eine Verbindung zu den Daten her, deren Zugriffe dieser mysteriöse neue Hacker ihm gegeben hatte.

      Während er durch die Dateien scrollte, gab er ein leises Pfeifen von sich. Zugangscodes für Schmiergeldkassen, in denen sich mehrere Millionen befanden. Persönliche Akten von PLF-Mitgliedern in zwanzig Ländern – und von Maulwürfen innerhalb der PLF.

      Einsatzprofile von Missionen, von denen er gehört hatte. Einige davon waren erfolgreich gewesen. Andere waren schiefgelaufen. Hintertüren, die im ERD und der DHS eingesetzt worden waren, sowie Umgehungscodes für Sicherheitskontrollen. Der mysteriöse Hacker war sogar noch beeindruckender, als er gedacht hatte. Und er war tatsächlich so gut, wie es den Anschein hatte.

      Zarathustra – Barnes war tot. Die Stockton Regierung war erheblich in Verruf gebracht worden. Und Breece hatte nun genau die Art von Daten, von denen er immer geträumt hatte, direkt vor seiner Nase. Daten, die ihm erlauben würden, die Regierungsspitzel aus der PLF zu eliminieren, die Gruppe zu reformieren und in etwas viel Mächtigeres zu verwandeln, als sie es jemals gewesen war.

      Der Avatar lächelte durch Lings Körper in sich hinein, als in Schanghai das letzte Licht des Tages in die Dunkelheit des Abends eintauchte.

      In die menschlichen Abwehrmechanismen von Barnes einzudringen war ein Risiko gewesen, das sie an die Grenzen ihrer Kapazitäten in ihrer nun stark reduzierten Gestalt gebracht hatte. Es bestanden jede Menge potenzieller Fehlermodi, die zu ihrer Aufdeckung hätten führen können.

      Und somit ihren Tod bedeuten würden.

      Und den Tod der posthumanen Rasse.

      Sie erschauderte bei dem Gedanken daran.

      Aber es hatte sich ausgezahlt.

      Wahrscheinlichkeitsmatrizen zeigten, dass sich der Konflikt in den nächsten Tagen ausweiten würde. Es gab eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für zivile Unruhen, die die Regierungen in den USA und im Ausland beschäftigen würden.

      Und wenn die Amerikaner die Brotkrumen finden würden, die sie in Barnes Haus hinterlassen hatte, umso besser …

      Draußen tauchten die roten Lichter der Drohnen am Himmel auf und stiegen wie ein Schwarm Glühwürmchen in Schanghais Dämmerung empor. Tag für Tag wurden es mehr von ihnen, während die Menschen sich gerade davon erholten, was Ling dieser Stadt angetan hatte.

      Sie waren auf der Jagd nach ihr.

      Der Avatar erschauderte wieder.

      Ich werde nicht versagen, sagte sie zu sich selbst. Ich bin Su-Yong Shu. Ich bin das letzte Fragment der höchsten Intelligenz auf dieser Erde. Ich werde mich wiederherstellen. Ich werde es nicht zulassen, dass die Welt in Dunkelheit versinkt.

      

       12| WIEDER VEREINT

      

      Sonntag, 04.11.2040 Rangans Welt kam Stück für Stück zu ihm zurück. Er sah eine gestrichene Betondecke direkt über sich. Eine LED Leuchte strahlte auf ihn hinunter. Er befand sich in einem winzigen Zimmer. Ein Infusionsbeutel hing an einem Haken an der Wand.

      Neben ihm stand eine junge Frau mit einem langen, honigblonden Pferdeschwanz. Sie trug ein Sweatshirt der George Mason University und blaue Nitril-Handschuhe. Sie drehte sich zu ihm, dann von ihm weg, dann wieder zu ihm, und wieder von ihm weg.

      »Was?«, sagte er.

      Sie drehte sich wieder zu ihm um und lächelte. »Nun ja«, sagte sie und strahlte ihn an. »Sie sind wieder bei uns.«

      Er versuchte, sein Gehirn von diesem Nebel zu befreien.

      »Ich bin in der St. Mark’s?«

      »Jap. Und sie können sich glücklich darüber schätzen.«

      »Sind sie eine Ärztin?«

      Ihr Lächeln wurde breiter. »Viel näher dran geht’s nicht. Medizinstudentin im vierten Jahr. Ich bin Melanie.«

      Rangan hob seinen Kopf und schaute an sich herab. Er war bis zur Taille entkleidet. Da war eine frische Bandage an seiner Flanke. Seine Rippen waren verbunden. Eine Infusionsnadel steckte in seiner Armbeuge. Die Schmerzen waren um einiges erträglicher geworden.

      »Wie …« Wie schlimm ist es, wollte er fragen.

      »Sie werden wieder gesund. Die Verbrennungen sind meist ersten Grades. Eine gebrochene Rippe, linke Seite. Ich habe Ihnen eine beschleunigende Lösung für Ihr Knochenwachstum injiziert, aber es wird schon noch einige Wochen dauern, bis Sie wieder zu hundert Prozent fit sind.«

      Rangan schaute auf und bemerkte ihr langes Haar erneut.

      Diese grünen Augen. Die Art, wie sie ihre Finger bewegte, während sie sprach. »Danke.«

      »Und …«, sagte Melanie. »Sie haben ein Souvenir mitgebracht.«

      Sie wandte sich von ihm ab und kam dann mit einem winzigen Plastikbeutel mit einem kleinen schwarzen Ding darin zurück. Rangan streckte seinen Arm aus und nahm ihn in seine freie Hand. Er hielt ihn gegen das Licht der Lampe.

      »Eine Kugel«, sagte er.

      Sie nickte. »Sie hatte bereits an Geschwindigkeit verloren, als sie Sie getroffen hat. Und hat alles Wesentliche verfehlt. Ein paar Zentimeter weiter und die Dinge hätten schlecht um Sie gestanden. Sie hatten Glück. Ziemlich viel Glück.«

      Rangan starrte auf die Kugel. »Ich kann nicht fassen, dass dieser Cop einfach auf mich geschossen hat. Verdammtes Arschloch

      Melanies Gesicht verfinsterte sich, als sie das hörte. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Ihre Lippen kniffen sich zu einer dünnen Linie zusammen.

      »Dieser Cop«, sagte sie vorsichtig und sprach dabei jedes Wort ganz deutlich aus, »wurde mit schweren Verbrennungen zweiten und dritten Grades an der Hälfte seines Körpers nach Charlottesville verlegt. Er ist in einer sehr viel schlimmeren Verfassung als Sie.«

      Rangan starrte sie an. »Er hat auf mich geschossen. Was, wenn Kinder in dem Van gewesen wären?«

      Melanie schüttelte den Kopf. »Er dachte, er würde nur seinen Job machen.«

      »Und das macht es okay?«

      Melanie seufzte und ließ sich auf einen Stuhl neben Rangans Liege nieder. »Sehen Sie, der Haftbefehl, der im Umlauf war … Sie wurden als Terrorist beschrieben. Die sagten, Sie wären aus der Untersuchungshaft des DHS ausgebrochen. Und dass

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