APEX. Ramez Naam

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APEX - Ramez  Naam Nexus

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und hakte weiter nach.

      »Mister Aggarwal hat Ihnen vermutlich den falschen Eindruck gegeben. Lassen Sie mich Ihnen unser Vorhaben erklären.«

      »Ich bitte darum«, antwortete Kade.

      »Indien ist momentan die bevölkerungsreichste Nation auf der Erde, Kade. Eins-komma-sechs Milliarden Menschen. Außerdem sind wir relativ jung. Wir haben dreihundertfünfzig Millionen Inder unter fünfzehn Jahren – das ist fast so viel wie die gesamte Bevölkerung Ihres Landes.«

      »Es ist nicht mehr mein Land«, sagte Kade leise.

      Dabir nickte kurz und sprach weiter. »Der Punkt ist, Kade, dass Indien unvergleichliche Humanressourcen hat. Wenn der menschliche Geist die ultimative Quelle des Wohlstands ist – wenn er die kostbarste Ressource ist, die wir kennen – dann ist Indien in dieser Hinsicht mehr als jedes andere Land der Erde gesegnet.«

      »Jedoch sind wir auch ein sehr armes Land«, fuhr sie fort. »Wir haben die drittgrößte Wirtschaft auf diesem Planeten. Wir haben mehr als genug Milliardäre. Aber, all unseren Bemühungen zum Trotz, lebt fast ein Zehntel unserer Bevölkerung immer noch in regelrechter Armut. Nur die Hälfte unserer Kinder beendet ihre Grundschulausbildung, das heißt acht Schuljahre. Und Millionen von ihnen haben gerade einmal die Möglichkeit auf ein oder zwei Jahre schulischer Ausbildung.«

      »Kade, was Sie Mister Aggarwal unterstellt haben – ob Sie es nun gemutmaßt oder auf anderen Wegen herausgefunden haben, ist teilweise korrekt. Wir sehen in Nexus ein potenzielles, entscheidendes Instrument für unsere Nation. Wenn wir unseren Kindern helfen können, schneller zu lernen – wenn wir ihre Gehirnkapazität erweitern können – dann können wir ihnen dazu verhelfen, leichter aus der Armut herauszukommen. Wir können ihnen helfen, mehr Wohlstand für die Nation als Ganzes zu generieren.

      Wir wollen unserem Volk Auftrieb geben. Wir wollen diese Technologie für den größten Vorstoß in der menschlichen Entwicklung einsetzen, den die Welt je gesehen hat. Und wir wollen, dass Sie uns dabei helfen.«

      Das war fast genau, was Kade sich erhofft hatte. Es war nahezu das Best-Case-Szenario, das er sich vorgestellt hatte.

      Ja, dachte Kade. Ich habe es geschafft. Das ist genau das, was ich wollte.

      Aber man wird mich höchstwahrscheinlich noch zu mehr drängen.

      Feng hatte ihm recht gegeben. Sam hatte ihm recht gegeben.

      Er musste es tun. Das hier war größer als er. Größer als sie alle. Größer als Indien.

      Auge um Auge, Zahn um Zahn. Es handelte sich mal wieder um ein Gefangenendilemma. Er musste den Kreislauf durchbrechen.

      Sein Herz pochte heftig in der Brust. Er wollte seine Lippen mit der Zunge befeuchten, aber zwang sich, es nicht zu tun.

      Stattdessen schloss er seine Augen.

      Sams Stimme kam ihm in den Sinn. Ein Beispiel von kontrollierter Wut, von einer schmerzlichen Strategie, die Aufzeichnung von Bewegungen im Flugzeug, von dem Mann, den sie hingerichtet hatte.

      Du bist wertvoll, sagte sie, wobei sie das letzte Wort geknurrt hatte. Ihre Hände waren um die Steuerung geklammert, als die indischen Kampfjets und Drohnen sie gelotst hatten.

      Er hatte sie voller Wut angestarrt. Sie hatte eine Grenze überschritten, als sie Shiva Prasad kaltblütig hingerichtet hatte, nachdem er den Mann bereits entwaffnet hatte. Nachdem er schon komplett hilflos und ausgeliefert gewesen war.

      Aber er brauchte sie. Brauchte ihren Verstand, ihre Härte und ihre Erfahrung mit Spitzeln und Spionen.

      Du verfügst jetzt über die Verhandlungsmacht, fuhr Sam fort. Nicht später. Nicht nachdem du Ja zu allem gesagt hast, was auch immer sie von dir wollen. Jetzt. Nur jetzt.

      Sie hatte eine Hand vom Steuerknüppel gelöst, ihren Arm ausgestreckt und auf die Anzeige für »Raketenerfassung« getippt. Dann hatte sie ihn über ihre Schulter hinweg angeschaut. Ihre Augen waren immer noch voller Rage.

      Nutze diese Macht, Kade, hatte Sam gesagt. Schaffe ein Zuhause für diese Kinder.

      Zumindest in dieser Sache hatten sie die gleichen Prioritäten gehabt.

      »Kade?« Lakshmi Dabirs Stimme unterbrach seine Gedanken.

      Er öffnete seine Augen. Sie schauten ihn beide an. Er nickte Lakshmi Dabir zustimmend zu, während ihm sein Herz schon wieder in der Brust pochte.

      »Ich bin sehr froh darüber, von Ihrem Vorhaben erfahren zu haben«, sagte er. »Selbstverständlich werde ich Ihnen dabei helfen. Ich fühle mich geehrt.« Er machte eine Pause. »Jedoch nur unter gewissen Voraussetzungen.«

      Rakesh Aggarwal runzelte die Stirn. Lakshmi Dabir schaute Kade fragend an.

      »Erstens«, sagte Kade, »Indien wird aus dem Kopenhagener Abkommen austreten.«

      Aggarwal lachte laut auf. »Mr. Lane, Sie befinden sich nicht in der Position, uns irgendwelche Konditionen aufzuerlegen.«

      Kade atmete langsam durch die Nase aus, atmete Ruhe ein, atmete Gelassenheit ein, und atmete seine Angst und seine Zweifel wieder aus.

      »Zweitens«, fuhr er fort, »Alles, wobei ich Ihnen behilflich bin, wird dem Rest der Welt frei zugänglich zur Verfügung gestellt. Sie werden die Vorreiter sein. Sie haben die größte Bevölkerung. Sie werden also am meisten profitieren. Aber alle anderen kriegen die gleiche Chance.«

      Lakshmi Dabir zog eine Augenbraue hoch. Rakesh Aggarwal schnaubte.

      Kade drängte weiter.

      »Drittens«, sagte er, »Sie werden eine Gesetzgebung einführen, die jegliche Verwendung von Nexus – oder irgendeiner anderen Neurotechnologie – zum Zwecke der Unterdrückung, des Verhörs oder der Überwachung untersagt, selbst wenn es sich um Ihr Polizeiwesen oder den nationalen Geheimdienst handelt.«

      Aggarwal gab einen empörten Ton von sich. »Das ist absurd. Sie können nicht verlangen, dass wir anfangen, Gesetze zu entwerfen, die rein auf Ihrer Willkür beruhen!«

      »Sie haben ein parlamentarisches Regierungssystem«, sagte Kade. Mit Empörung konnte er gut umgehen. Das Führen einer sachlichen Debatte war für ihn ein Kinderspiel.

      »Die Partei der Premierministerin kann jegliche Gesetzgebung vorschlagen, die sie auch immer haben möchte.«

      Lakshmi Dabir musterte ihn nachdenklich. »Das ist wahr«, sagte sie langsam. »Aber wir haben eine Koalitionsregierung. Es besteht keine Garantie, dass unsere Partner dafür stimmen werden, selbst wenn die Premierministerin eine solche Gesetzgebung einführen wollen würde.«

      Kade nickte zustimmend.

      »Alles was ich möchte ist, dass sie vorgeschlagen wird«, sagte er, »Und zwar unter aufrichtigen Bemühungen.«

      Aggarwal schüttelte den Kopf. »Das ist lächerlich, Mr. Lane.«

      »Viertens«, sagte Kade nun mit leicht erhobener Stimme. Er ließ sich nun von seinem eigenen Zorn treiben, von seiner eigenen Wut, seiner eigenen Empörung über die Dinge, die er gesehen hatte. Ließ jeden letzten Funken Angst, den er noch in sich hatte, davon vertreiben.

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