Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman. Christine von Bergen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen страница 22

Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

Скачать книгу

      »Ich …, ich …«

      Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Warum hatte Thomas sie hierhergeführt? Wem gehörte diese Idylle? Hatte er dieses verwunschene Fleckchen inmitten der unberührten Natur für ein paar Tage gemietet? War es Zufall, dass das Haus ihren Namen trug?

      Sie drehte sich zu ihm um.

      »Als der Makler mir das Haus vor ein paar Tagen auf Fotos zeigte und ich entdeckte, dass es Sophie heißt, dachte ich, dass es unser Haus werden könnte«, begann er. »Erinnerst du dich daran, dass ich dir erzählte, ich wäre auf der Suche nach einem Wochenendhaus? Ich bin sofort hierhergefahren und habe mir das Objekt angesehen. Es gehört einer Bauernfamilie, die zwei Kilometer von hier entfernt wohnt. Die Leute wollen es verkaufen. Wenn es dir gefällt …« Er sah sie an.

      »Ich …« Ihre Stimme erstickte.

      Wenn Herz und Seele überlaufen, weiß der Mund oft nicht, was er sagen soll. So erging es auch Sophie in diesem Augenblick.

      Tränen der Rührung und Dankbarkeit überschwemmten ihre Augen.

      »Wunderschön«, brachte sie schließlich hervor.

      »Wirklich?«, fragte Thomas sichtlich glücklich. »Dann habe ich das Richtige für uns gefunden.« Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.

      »Diese Überraschung ist das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe«, flüsterte sie tief bewegt.

      »Nein«, widersprach Thomas ihr ernst. »Das schönste Geschenk ist deine Gesundheit und dass wir beide uns auf dieser Welt unter den vielen Menschen gefunden haben.« Er hob ihr Gesicht hoch und küsste sie andächtig und inbrünstig auf den Mund. Eng umschlungen blieben sie noch eine Weile vor ihrem zukünftigen Haus stehen, beschienen von den Strahlen der Sonne, umgeben von dem Frieden des Waldes und mit Glückseligkeit im Herzen.

      *

      »Das Essen ist gleich fertig«, sagte Ulrike Brunner, als ihr Mann die Terrasse betrat.

      Nachdem er Lump gebührend begrüßt hatte, setzte sich der Landarzt an den gedeckten Tisch.

      »Aus der Küche riecht’s so gut«, sagte er mit träumerischer Miene.

      »Heute gibt es Käsespätzle mit Salat«, verkündete seine Frau.

      »Genau die hätte ich mir auch gewünscht.«

      Ulrike trug auf und setzte sich ihrem Mann gegenüber.

      »Und?« Erwartungsvoll sah sie ihn an.

      Er wusste genau, was sie wissen wollte.

      »Ich habe heute Vormittag mit meinem Kollegen aus Karlsruhe telefoniert sowie mit dem Labor. Tatsächlich ist der Fehler dem Labor unterlaufen. Ich habe mit dem Laborleiter gesprochen. Sie haben kurz vor meinem Anruf den Fehler selbst festgestellt.«

      »Zu wem gehört die schlimme Diagnose?«

      Matthias schwieg einen Moment. Dann schüttelte er lächelnd den Kopf.

      »Es gibt Dinge, die glaubt man nicht.«

      »Mein Schatz, das haben wir schon häufig in unserem langen Leben festgestellt«, erwiderte Ulrike trocken. »Was ist nun mit der Diagnose, die nicht Sophies Diagnose war?«

      »Eines der Zählgeräte in diesem Labor war defekt. Sie haben es heute Vormittag bemerkt. Sophie ist nicht das einzige Opfer. Eine solche Falschauswertung hat noch andere Patienten getroffen, die jedoch inzwischen alle Entwarnung bekommen haben.«

      Da atmete seine Frau aus. Mit einem seligen Lächeln auf dem schönen Mund schaute sie hinunter ins Tal, wo schwarzweiße Kühe auf sattgrünen Wiesen weideten. Die Sonne schien, die Vögel trällerten in den Obstbäumen.

      Sie wusste auch, dass nicht alle lebensbedrohlichen Diagnosen so einfach widerrufen werden konnten. Aber an diesem warmen Sommertag gab es ein paar glückliche Menschen mehr auf Erden – und das bedeutete schon viel.

      »Was hältst du davon, wenn ich dich heute Abend ins Wiesler einlade!«, hörte sie ihren Mann in ihre Gedanken sagen.

      »Sozusagen zur Feier des Tages.«

      Sie lächelte ihn an. »Dagegen hätte ich nichts einzuwenden.« Dann fiel ihr etwas ein. »Da du gerade die Wieslers erwähnst … Hast du’s auch schon gehört?«

      Matthias Brunner erwiderte ihren ernsten Blick. »Man munkelt so einiges.«

      »Wenn das stimmen sollte …«

      »Das würde Jonas Wiesler und den Zwillingen den Boden unter den Füßen wegziehen«, beendete Matthias ihren Satz.

      Seine Frau seufzte. »In jedem Gerücht steckt ein Körnchen Wahrheit …«

Seelenverwandte

      Dr. Matthias Brunner drückte den Knopf der Gegensprechanlage.

      »Wer ist der Nächste?«, fragte er Schwester Gertrud, seine altgediente Sprechstundenhilfe.

      »Amelie Wagner. Sie möchte ein Rezept für Jonas holen.«

      Ein paar Sekunden später erschien eine junge Frau in der Sprechzimmertür. Matthias Brunner kannte sie seit ihrer Kindheit.

      »Guten Tag, Herr Doktor«, sagte sie mit sanftem Lächeln. »Mein Vetter bat mich …«

      »Grüß dich, Amelie«, unterbrach er sie herzlich. »Ich weiß. Dieses Mal stelle ich Jonas noch ein Rezept aus, aber beim nächsten Mal muss er selbst kommen. Und zwar zu einer umfangreichen Untersuchung.«

      »Wahrscheinlich ist’s nur der Stress. Zurzeit ist sein Hotel komplett ausgebucht.«

      »Ist seine Frau inzwischen zurück?« Der Landarzt nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und griff nach dem Rezeptblock.

      »Seit gestern.« Auf seine einladende Geste hin setzte sich Amelie auf den Besucherstuhl. »Aber morgen fährt Britta schon wieder. Nach Zürich.«

      Dr. Brunner schwieg. Er dachte an Jonas Wiesler und die beiden kleinen Kinder. So hatte sich der attraktive Hotelier seine Ehe wahrscheinlich auch nicht vorgestellt.

      »Hier.« Er nickte Amelie aufmunternd zu. Dabei schob er das Rezept über den Schreibtisch. »Liebe Grüße an Jonas. Und richte ihm bitte aus, dass ich die Ursache für seinen Zustand wissen will. Ich halte nichts davon, Symptome mit Tabletten zu bekämpfen.«

      Amelie trat aus der Praxistür in die Mittagssonne hinaus. Dort blieb sie ein paar Augenblicke stehen und atmete die würzige Luft tief ein. Sie roch nach Harz und dem süßem Duft der Blumen, die von den Fensterbänken herunterrankten.

      Das alte Schwarzwaldhaus, in dessen Nebentrakt die Landarztpraxis und eine Miniklinik untergebracht waren, lag auf einer Anhöhe umgeben von blühenden Wiesen. Hinter ihm erhoben sich bewaldete Höhen und über ihm spannte sich ein endlos blauer Himmel. Die einmalige Lage der Praxis mochte auch dazu beitragen,

Скачать книгу