Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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gelaufen ist. Du hast es mir schließlich gesagt, ohne es bewusst zu wollen: Du hast gesagt, dass du eine Seelenverwandte von Torsten bist. Zumindest empfindest du es so. Du weißt ja, dass ich …«

      Sie hob die Hand. »Ich weiß. In deinen Augen ist er nicht der Richtige für mich, aber genau das muss ich von ihm hören.«

      »Britta und ich, wir sind immer so weit voneinander entfernt gewesen wie Sonne und Mond. Sie hat mich als Frau gereizt. Auch als Mensch, weil sie so ungewöhnlich ist. Dass sie die falsche Partnerin für einen Mann wie mich ist, der eine ganz normale Familie haben will, habe ich erst nach unserer Blitzhochzeit festgestellt. Ich kann ihr noch nicht einmal böse sein, dass sie im sprichwörtlichen Sinne keine gute Mutter und Ehefrau war. Sie ist nicht für diese Rollen geschaffen. Sie hat es versucht. Das muss ich ihr hoch anrechnen. Sie hat mich geheiratet und die Zwillinge bekommen, aber sie war unglücklich. Letztendlich genauso wie ich. Also …«

      Amelie hatte ihm gerührt zugehört. Mit feuchten Augen nickte sie.

      »Ich freue mich für dich, dass du mit eurer Situation Frieden geschlossen hast. Wie heißt es? In jedem Ende steckt ein neuer Anfang.«

      Da strich ihr Jonas sanft über die Wange.

      »Das gilt auch für dein Leben –, sollte das Gespräch mit Torsten Richter anders verlaufen, als du es dir erhoffst.«

      Auch an diesem Tag überzog Dr. Brunner, wie so oft, seine Nachmittagssprechstunde, sodass der Kaffee auf dem Terrassentisch kalt geworden war. Als der Landarzt nach Hause kam, überraschte ihn seine Frau stattdessen mit einem orangefarbenen Cocktail.

      »Etwas Alkoholisches?«, fragte er in freudiger Erwartung.

      Ulrikes Cocktailmischungen konnten sich sehen lassen. Sie machten den Kreationen eines hochdekorierten Barkeepers locker Konkurrenz.

      »Noch nicht um diese Uhrzeit, mein Schatz. Nur Vitamine«, entgegnete seine Frau streng.

      »Dann bin ich ja zu früh«, scherzte er.

      »Sehr witzig. Prost.«

      Nachdem sie sich trotz der Vitamine zugeprostet hatten, fuhr Ulrike fort: »Lump wartet schon seit einer Stunde auf dich.«

      Wie zur Bestätigung streckte der Deutsche Drahthaar auch prompt seine langen Beine, wie immer, wenn er spazieren gehen wollte, und sah sein Herrchen auffordernd an.

      »Ich weiß.« Matthias seufzte. Dabei blickte er über die blühenden Wiesen hinunter auf Ruhweiler. »Bist du flexibel?«, fragte er dann seine Frau.

      Sie lachte. »Das solltest du besser unseren Hund fragen. Welche Idee hast du denn?«

      »Ich würde gern ins Revier fahren. Mal wieder dort nach dem Rechten sehen. Hättest du Lust dazu?«

      »Gern.«

      »Und du?« Er tätschelte Lump den Hinterlauf, woraufhin dieser einen Freudentanz aufführte. »Lump ist auch einverstanden«, sagte er lachend zu seiner Frau.

      »Ich ziehe mir nur schnell was anderes an.« Sie wollte ins Haus gehen, doch er hielt sie zurück.

      »Ich finde dich in diesem engen Rock richtig sexy.«

      Zuerst sah sie ihn verdutzt an, dann lächelte sie schelmisch. »Ich denke, du willst auf Pirsch gehen. Geht’s dir dabei um vierbeinige oder zweibeinige Ricken?«

      »Um vierbeinige und eine einzige zweibeinige«, stellte er richtig. »Aber wenn wir zudem ein paar Wildschweine oder einen stolzen Dammhirsch beobachten können, würde ich auch nicht wegschauen.«

      Wenige Minuten später stiegen die beiden in den Wagen. Ihnen voran Lump, der vor Begeisterung über den Ausflug durch den Kofferraum sprang, als würde er auf einem Trampolin hopsen. Erst der scharfe Befehl seines Herrchens, sich abzulegen, ließ ihn zur Ruhe kommen.

      »Schön ist’s«, sagte Ulrike voller Inbrunst, als sie die Serpentinen zu den Schwarzwaldhöhen hinauffuhren. Sie drückte die Hand ihres Mannes, der diese zärtliche Geste erwiderte.

      Das Jagdrevier des Arztes lag auf einem Hochplateau. Ganz in der Nähe vom Hotel Wiesler. Es war ein kleines Revier, aber Matthias Brunner ging es weniger ums Schießen als um die Hege und Pflege des Wildes. Er liebte die Dämmerstunden in der unberührten Natur, das Büchsenlicht, wie die Jäger diese Zeit nannten, wenn das Wild zum Äsen aus seinen Verstecken trat. Und wenn er dabei dann auch noch seine Ulrike an der Seite hatte, konnte er sich von dem hinter ihm liegenden Arbeitstag noch besser erholen.

      »Schau mal, das ist doch Amelie!«, rief Ulrike erstaunt aus, als ihnen ein kleines blaues Auto entgegenkam.

      Die Fahrerin winkte, und Matthias hupte, als sie aneinander vorbeifuhren.

      »Sie besucht bestimmt ihren Freund«, vermutete die Arztfrau.

      »Schwester Gertrud erzählte mir, dass er hier noch Urlaub macht.« Sie lächelte ihren Mann von der Seite an. »Vielleicht wird aus den beiden doch was.«

      »Das würde ich Amelie von ganzem Herzen wünschen«, erwiderte Matthias ernst.

      »Aber?« Ulrike warf ihm einen forschenden Seitenblick zu. Sie hatte den besonderen Unterton in der Stimme ihres Mannes gehört.

      »Kein aber. Ich wünsche es ihr.«

      »Du klingst so …«

      Nun erzählte er ihr von dem Gespräch, das er mit Amelie am Vormittag in seiner Praxis geführt hatte.

      »Die Arme.« Ulrike seufzte, um dann aber gleich darauf voller Empörung fortzufahren: »Das ist typisch für manche Männer. In jeder Stadt eine andere.«

      »Das ist ein Vorurteil«, meinte Matthias trocken.

      Sie waren inzwischen an der Stelle angekommen, wo sie immer parkten.

      »Ich habe gesagt, ´für manche Männer«, rechtfertigte sich seine Frau.

      »Ich glaube nicht, dass Herr Richter zu diesen Männern gehört. Und Amelie scheint es auch tief im Herzen nicht zu glauben.«

      Verwirrt sah Ulrike ihn an.

      »Ich vermute, dass sie gerade auf dem Weg ist, dies herauszufinden.«

      Torsten fuhr so schnell, wie es der Verkehr erlaubte. Aber das war nicht so schnell, wie er sich gewünscht hätte. Erst hinter Baden-Baden konnte er mehr Gas geben. Bei Freiburg verließ er die Autobahn.

      Vor ihm ragten die bewaldeten Höhen des Schwarzwaldes in majestätischer Pracht gegen den lichten Abendhimmel auf, im Tal breiteten sich blühende Wiesen aus. Die tief stehende Sonne verbreitete eine angenehme Wärme. Eine liebliche anmutige Landschaft.

      Ja, hier würde er sich gern niederlassen, eine Familie gründen, sein eigenes Ingenieurbüro. An diesen Traum war jedoch noch ein anderer gebunden: Ein Leben mit Amelie. Sie war die Frau, mit der er sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen konnte.

      Die Straße wand sich höher. Bald schluckte ihn der Wald, ein hoher kühler Tannenwald. Silberne Lichtbahnen flossen durch die Wipfel in die dämmernde Dunkelheit. Jetzt hatte er fast sein Ziel erreicht. Oberhalb der Fichten lag das Hotel Wiesler. Als er

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