Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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sie Mathias von der großen Reise, die sie unternehmen würde, wenn die Hauptarbeit getan war. Ihr Chef legte Wert darauf, daß die Angestellten die Welt kennenlernten, um die Kundschaft entsprechend beraten zu können.

      Mathias konnte nicht umhin, Respekt vor ihrer Haltung zu empfinden. Sie nahm sich, was sie wollte, aber sie konnte auch loslassen.

      Eine Viertelstunde später sagte sie: »So, ich muß jetzt los, ich hab noch eine Verabredung. Also, tschüs, Mathias. Wir sehen uns ja sicher mal wieder im Tennisclub.« Damit verließ sie mit ihrem leichten, raschen Schritt die Wohnung.

      *

      Als Julia von ihrem Ausgang mit dem Hund zurückkam, stand Ina vor der Haustür. »Ach, da hab ich ja Glück gehabt«, rief die Freundin aus. »Ich wollte schon gerade wieder wegfahren.«

      Ina war voller geworden, die Schwangerschaft kleidete sie gut. Carsten war noch bei einem Kunden, und sie hatte mal wieder Lust auf eine Plauderstunde mit Julia. »Zu dir kann ich ja auch unangemeldet kommen, nicht?«

      »Natürlich«, sagte Julia. Es klang etwas lahm.

      Sie setzten sich. Ina faßte ihre Freundin näher ins Auge. »Geht es dir nicht gut?« fragte sie plötzlich. »Du bist wieder so blaß. Neulich sahst du schon mal viel besser aus. Da warst du am Vorabend mit deinem Bekannten in einem Konzert gewesen und hast mir so lebhaft davon erzählt.«

      Julia bückte sich und strich Olli über das Fell, der sich zu ihren Füßen niedergelegt hatte.

      »Ich war richtig froh«, fuhr Ina fort, als Julia stumm blieb. »Was ist denn nun wieder? Grämst du dich so um Florian?«

      »Das bleibt sich immer gleich, Ina. Aber diesmal kommt noch etwas anderes dazu…« Sie richtete sich auf und sah mit einem verlorenen Blick an der Freundin vorbei. »Ich habe tatsächlich gedacht,

      ich könnte noch einmal einem Mann vertrauen und schon bin ich wieder enttäuscht worden. Mit der Liebe habe ich einfach kein Glück.«

      »Liebe?« horchte Ina auf. »War es denn schon soweit?«

      »Es sah so aus. Ja, gestern sah es noch so aus…«

      »Und, heute auf einmal nicht mehr? Was ist denn passiert?«

      »Er sagte mir, er sei allein, aber ich habe ihn vorhin mit einer hübschen rothaarigen Frau gesehen, die dann auch bei ihm war in seiner Wohnung.« Mit tonloser Stimme erzählte sie kurz, wie es sich begeben hatte.

      »Deshalb brauchst du aber doch nicht gleich so niedergeschmettert zu sein, Julia«, hielt Ina der Freundin entgegen. »Vielleicht stellt sich das als ganz harmlos heraus. Das könnte eine Verwandte gewesen sein. Hat er eine Schwester?«

      »Ja. Aber nach geschwisterlicher Verbundenheit sah das nicht aus.« Julia preßte die Lippen zusammen, sie sah auf ihre Hände. Dann fügte sie in klagendem Ton hinzu: »Mir wird alles zerschlagen, kaum daß ich einmal wieder Mut fasse.«

      »So schnell darfst du nicht aufgeben«, redete Ina ihr energisch zu. »Du mußt ihn erst anhören, bevor du dir ein Urteil bilden kannst.«

      »Er wollte mich mit in Urlaub nehmen, nach Spanien, mit Florian«, sagte Julia vor sich hin, ohne aufzublicken.

      »Mit Florian? Läßt Alexander das denn zu?«

      »Mathias meint, ich hätte ein Recht darauf. Er ist Rechtsanwalt, er müßte es eigentlich wissen.«

      »Wenn er auch schon deinen Sohn akzeptiert, dann meint er es doch ernst mit dir«, befand Ina. »Da solltest du ihm nicht gleich mißtrauen, nur weil du ihn zufällig mit einer anderen gesehen hast.«

      Aber der grübelnde Ausdruck in Julias Gesicht wollte nicht vergehen. Ina versuchte sie abzulenken. Sie erzählte von sich, von der wachsenden Vorfreude auf ihr Baby, die auch Carsten teilte.

      »Es wird ein Junge«, erklärte sie. »Vielleicht werden wir ihn Julian nennen. Wir haben dich nämlich als Patentante auserkoren. Ist dir das recht?« Julia lächelte ein wenig und nickte. Wie Inas Augen im werdenden Mutterglück glänzten!

      Ina war nicht sicher, ob es ihr gelungen war, die Freundin etwas aufzumuntern. Julia war innerlich einfach noch nicht wieder stabil genug, überlegte sie bekümmert, als sie heimwärts fuhr. Ein Windhauch konnte sie zurückwerfen. Der Himmel mochte es geben, daß sie nicht wieder an den Falschen geraten war.

      *

      »Du bist so still«, sagte Mathias, als sie sich zwei Tage später wiedersahen. Sie hatten sich zum Abendessen in einem Restaurant verabredet. »Ich hatte gehofft, dein glückliches Lächeln wiederzufinden, das dich wunderschön verschönert. Wo ist es denn geblieben?« Dabei umfaßte er sie mit einem liebevollen Blick.

      Julia schluckte hart. »Es ist mir vergangen, Mathias, seit ich Angst haben muß, daß du nicht ganz offen zu mir gewesen bist«, antwortete sie gepreßt.

      Sein Ausdruck wechselte. »Was meinst du damit?« fragte er betroffen.

      »Ich kam am Dienstag von der Wohnung meiner Kusine, als du vor der Kanzlei abgeholt wurdest…«

      Mathias runzelte die Stirn. »Das war Kerstin«, entfuhr es ihm.

      »Kerstin.« Um Julias empfindsamen Mund zuckte es. »Ihr seid zusammen zu dir gegangen, nicht?«

      »Ja, das stimmt. Wir hatten eine Aussprache. Da wurde ein Schlußpunkt unter eine Beziehung gesetzt, die sich in letzter Zeit mehr und mehr gelockert hatte.«

      »Aber mich ließest du doch glauben, du hättest keine Beziehung zu einer Frau«, hielt Julia ihm vor. »Ich mußte annehmen, du wärst allein.«

      »Wir haben nicht zusammengelebt«, betonte Mathias. »Kerstin ist eine berufstätige, sehr selbständige junge Frau. Wir hatten uns im Tennisclub kennengelernt. Sie zeigte mir deutlich, daß ich ihr gefiel. Welcher Mann ist dafür schon unempfänglich? Aus einem Flirt wurde schließlich mehr. Ihre leichte Art, mit der sie alles nahm, lockerte auch mich auf und ließ mich das Leben wieder mit anderen Augen betrachten. Die Trenung von Francesca konnte ich doch lange nicht verwinden. Ich habe Kerstin gemocht, das ist wahr, aber Liebe war es nicht, so wie ich sie verstehe. Wir sind auch ohne dramatische Szene auseinandergegangen. – Genügt dir das, Julia?«

      »Ja, wenn es so ist… Es hat mich nur schrecklich getroffen, dich mit ihr zu sehen. Wie ein Absturz war das.«

      Nun war es an Mathias, einsilbig zu bleiben. Es wollte kein Gespräch mehr zustande kommen.

      »Laß es uns vergessen, Mathias«, bat Julia schließlich, »es war eine übertriebene Reaktion von mir. Verzeih.«

      Ernst, beinahe schmerzlich erwiderte er ihren Blick. »Daß du sogleich an mir zweifeln konntest, Julia, das begreife ich nicht. Hatten wir uns nicht tags zuvor zueinander bekannt? Jetzt kommt es mir beinahe so vor, als könnte das nicht mehr wahr sein. Was ist denn Liebe ohne Vertrauen.«

      »Vielleicht kommt es daher, daß ich es noch nicht wage, wirklich an ein neues Glück zu glauben«, flüsterte Julia. »Diese Stunde, in der wir uns küßten – vielleicht war sie nur ein Traum.«

      »Kein Traum, Julia«, sagte Mathias eindringlich. »Sei nicht so kleinmütig. Ich weiß, es ist dir viel angetan worden. Das darf deinen Blick nicht verschleiern

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