Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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Arzt um. »Dein Vater hat angerufen. Er versorgt die Patienten vor Ort. Diejenigen, die schwer verletzt sind, werden in die umliegenden Kliniken verlegt. Die anderen lässt er hierher bringen. Du sollst dich um sie kümmern. Er kommt so schnell wie möglich her, um dir zu helfen.«

      Stumm hatte Danny den Anweisungen der langjährigen Assistentin gelauscht und sah ihr dabei zu, wie sie die Schachtel und alle andren Utensilien wieder an sich nahm.

      »Gut. Aber zuerst muss ich mich um Anneka kümmern«, gab er zu bedenken.

      Der Zustand seiner ältesten Schwester machte ihm Sorgen. Dass sie in die Praxis gekommen war, zeugte von ihrer großen Not.

      Wendy verstand und nickte.

      »Natürlich. Janine und ich kümmern uns inzwischen um die leichteren Fälle, die nur einen Verband brauchen.« Sie nickte dem jungen Arzt aufmunternd zu und verschwand eilig um die Ecke.

      Angesichts der angespannten Lage zögert auch Danny nicht und kehrte zu seiner Schwester zurück, die auf der Liege lag und geduldig auf ihn wartete.

      »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, entschuldigte er sich und begann mit der Untersuchung. »Hast du hier Schmerzen?«, fragte er und tastete den Unterleib seiner Schwester ab. »Und hier?«, forschte er weiter, als sie verneinte.

      »Das tut weh!« Um ein Haar hätte sie laut aufgeschrien.

      Danny runzelte die Stirn.

      »Aha, und das hier?«

      »Ja, das auch«, presste seine Schwester durch die Zähne. Doch trotz ihres Leids galten ihre Gedanken auch den Verletzten draußen. »Es tut mir leid, dass ich dich ausgerechnet heute brauche, wo so viel los ist.«

      Das war wieder einmal typisch Anneka. Missbilligend schüttelte Danny den Kopf.

      »Dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen«, erwiderte er mit mildem Tadel in der Stimme. »Eine Blinddarmentzündung hast du jedenfalls nicht«, konnte er wenigstens in einer Hinsicht Entwarnung geben. Draußen wurde es immer hektischer und allmählich brannte ihm die Zeit unter den Nägeln. »Wir machen jetzt noch einen Ultraschall. Dann wissen wir vielleicht mehr«, beschloss er, darauf bedacht, nicht zu sehr auf die Geräusche vom Flur zu achten. »Schiebst du bitte mal das Shirt hoch?«

      Auch Anneka bemerkte die Unruhe.

      »Wir können das gerne ein andermal machen, Danny«, schlug sie mit schlechtem Gewissen vor. »Da draußen sind Menschen, die deine Hilfe brauchen.«

      »Du brauchst meine Hilfe auch, sonst wärst du nicht hier!«, widersprach der junge Arzt, doch der Zwiespalt stand ihm ins Gesicht geschrieben. Hastig griff er nach einer Plastikflasche und drückte etwas von dem durchsichtigen Gel auf Annekas Bauch. Er verteilte es mit dem Schallkopf und konzentrierte sich so gut es ging auf das Bild auf dem Monitor.

      »So, hier haben wir deine Gebärmutter.« Eine angestrengte Falte stand zwischen seinen Augen. »Ich kann dich beruhigen. Wenn du schwanger wärst, hätten wir hier eine Fruchthöhle mit Inhalt. Das kleine Herz würde auch schon schlagen. Aber hier ist weit und breit nichts zu sehen.«

      Wenigstens das war eine gute Nachricht, und vor Freude wusste Anneka nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.

      »O Danny, mir fällt ein Stein vom Herzen.«

      »Mir erst, wenn ich weiß, woher deine Schmerzen kommen«, widersprach er ungewöhnlich ernst und starrte angestrengt auf das Ultraschallbild. »Hier sieht irgendwas komisch aus. Dieser Bereich ist zu dunkel. Und an dem Eileiter da ...« Eine Weile fuhr Danny mit dem Schallkopf über Annekas Bauch und versuchte zu deuten, was er da sah. Doch er war kein Frauenarzt, und die Bilder waren zu unspezifisch, als dass er eine sichere Diagnose hätte stellen können.

      »Ich bin mir fast sicher, dass deine Schmerzen mit dem rechten Eileiter zusammenhängen. Aber ehrlich gesagt kann ich nicht einschätzen, was genau los ist«, musste er sich und seiner Schwester endlich eingestehen und zupfte ein Papiertuch aus dem Spender, um den Schallkopf zu säubern. »Mir wäre es am liebsten, wenn du in die Klinik zu einem Gynäkologen gehen würdest.«

      »In die Klinik?«, fragte Anneka entgeistert. »Muss das sein?« Inzwischen hatte auch sie das Gel vom Bauch gewischt und sich unter Schmerzen auf der Liege aufgesetzt.

      »Dort wirst du schnell untersucht und kannst im Zweifel gleich behandelt werden«, gab Danny zurück. Er stand vom Hocker auf und half Anneka dabei, von der Liege zu rutschen. Gekrümmt stand sie neben ihrem Bruder. »Ich rufe ein Taxi, das dich hinbringt«, beschloss der junge Arzt, dem dieser Anblick zu Herzen ging.

      Anneka wollte schon protestieren. Doch ein strenger Blick aus den Augen ihres Bruders ließ sie schweigen. Sie hatte Dannys Zeit schon viel zu lange in Anspruch genommen. Draußen warteten Menschen, die weitaus schlimmere Probleme hatten als sie selbst. Das war Anneka Nordens tiefe Überzeugung, nichtahnend, was die nahe Zukunft für sie bereit hielt.

      *

      »Wir brauchen dringend noch mehr Blutkonserven. Schnell!«

      »Brand- und Schnittverletzungen durch herumfliegende Splitter. Unstillbare Blutungen.«

      »Ist OP 2 frei? Dann rein mit ihr!«

      So und anders klangen die hektischen Stimmen an Annekas Ohr, kurz nachdem sie vom Taxifahrer in der Notaufnahme der Behnisch-Klinik abgeliefert worden war. Trotz des Tohuwabohus hatte sich ein Pfleger ihrer angenommen, nahm ihre Daten auf und studierte die Informationen, die Danny dem Fahrer mitgegeben hatte.

      Überall hasteten aufgeregte Schwestern und Ärzte durch die Gänge. Diejenigen der meist blutüberströmten Patienten, die noch selbst laufen konnten, wurden geführt, andere, die dazu nicht mehr in der Lage waren, vorbeigefahren.

      »Was ist denn überhaupt passiert?«, fragte eine Schwester dicht neben Annekas Liege.

      »Gasexplosion in einem Mietshaus. Offenbar hat jemand versucht, sich umzubringen«, beantwortete ein Sanitäter diese Frage. Eilig schob er eine Liege mit einem bis zur Unkenntlichkeit entstellten Mann so schnell an Anneka vorbei, dass ihr der Anblick erspart blieb. »Der Kollege Norden ist glücklicherweise vor Ort und sortiert schon mal vor. Bis jetzt haben wir fünf Schwerverletzte. Hoffentlich werden es nicht mehr.«

      »Das hoffe ich allerdings auch«, seufzte die Schwester ergeben und lief davon, um einem Arzt zu assistieren, der um Hilfe gebeten hatte.

      Der Pfleger, der Annekas Liege in einer Ecke der Notaufnahme abgestellt hatte, sah sich hilfesuchend um.

      »Hallo, wir brauchen einen Arzt«, rief er in seiner Not schließlich in die Hektik hinein in der Hoffnung, eine Antwort zu bekommen.

      »Welche Station?«, bekam er zu seiner Erleichterung fast sofort eine Antwort.

      Aus dem Chaos war eine Schwester neben Annekas Liege aufgetaucht und lächelte sie trotz des allgemeinen Trubels tröstend an.

      »Gynäkologie«, gab der Pfleger zurück, und Schwester Annabel nickte.

      »Ich rufe oben an. Es wird sofort jemand kommen.«

      Erleichtert sah ihr der Pfleger nach.

      »Da haben wir ja richtig Glück im Unglück gehabt«, stellte er fest und schickte Anneka einen fragenden

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