MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon
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Читать онлайн книгу MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon страница 13
»Mir geht es gut. In der Tat geht es mir, seit ich diese Entscheidung getroffen habe, geradezu ausgezeichnet. Und ich bin erst in den letzten paar Tagen zu diesem Entschluss gekommen, Matthew. Es ist nichts, das ich vor Euch geheim gehalten habe.« Er wandte sich vom Fenster ab, um dem jungen Mann seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Sonnenlicht strömte ihm über die Schultern und den Kopf. »Ihr habt mich hin und wieder von meinem älteren Bruder Durham sprechen hören?«
»Jawohl, Sir.«
»Ich glaube, ich habe Euch erzählt, dass er Botaniker ist. Und dass er in der Carolina-Kolonie für Lord Kent eine Tabakplantage führt?«
Matthew nickte.
»Durham hat mich gebeten, ihm zu helfen, da er sich ganz auf die botanischen Aspekte konzentrieren möchte. Lord Kent kauft immer mehr Land, und die Plantage ist inzwischen so groß geworden, dass es zu viel Arbeit für ihn ist. Es würde sich für mich um juristische Arbeit handeln, Verträge mit Lieferanten und dergleichen, und zugleich auch ein verwaltender Posten sein. Und der Verdienst ist das Dreifache von dem, was ich jetzt bekomme.«
»Oh«, sagte Matthew.
»Judith hat sich sehr dafür ausgesprochen«, fuhr der Richter fort. »Die besseren New Yorker Kreise haben sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Aber in der Nähe der Plantage wächst eine Stadt heran, und Durham erwartet davon große Dinge. Meinen Söhnen gegenüber habe ich noch gar nichts erwähnt. Ich nehme an, dass Roger mit uns kommen wird, aber Warren wird vermutlich bleiben, da seine Arbeit so wichtig ist. Abigail hat natürlich ihre eigene Familie und die Enkelkinder werden mir fehlen, aber mein Entschluss steht fest.«
»Aha«, war Matthews Antwort darauf. Seine Schultern fielen nach vorn. Er fragte sich, ob Cecily diesen Morgen sein Pech an ihm gerochen hatte. Alles in allem sollte er sich am besten betrinken und dann wieder ins Bett legen.
»Das ist nicht alles, was ich an Neuigkeiten für Euch habe«, sagte Powers. Der helle Klang seiner Stimme ließ Matthew aufhorchen, wobei er nicht wusste, ob er noch mehr schlechte Nachrichten zu erwarten hatte. »Glaubt nicht, dass ich weggehe, ohne einen neuen, interessanten Posten für Euch zu finden. Möchtet Ihr weiter einem Richter dienen?«
Was für eine Wahl habe ich denn?, fragte sich Matthew, sprach es aber nicht aus.
»Wenn ja, ist das ganz einfach. Sowohl Dawes als auch Mackfinay würden Euch noch heute übernehmen, wenn sie die Gelegenheit bekämen. Aber ich möchte Euch erzählen, wo ich heute Morgen gewesen bin.«
»Sir?« Matthew vermochte nicht, ihm zu folgen.
»Wo ich gewesen bin«, wiederholte der Richter, als würde er mit einem Schwachsinnigen sprechen. »Oder vielmehr – und viel wichtiger –, mit wem ich mich getroffen habe. Gestern Abend erhielt ich eine Nachricht mit der Frage, ob ich mich im Dock House Inn mit einer Katherine Herrald treffen könnte. Anscheinend haben wir ein paar gemeinsame Feinde, und zwar von solcher Bedeutung, dass sie mit mir darüber sprechen wollte. Diesen Morgen bin ich hingegangen und … obwohl ich ihr zu meinem Bedauern nicht weiterhelfen konnte, sagte ich ihr, dass ich jemanden kenne, der ihr zu Diensten sein könnte. Und dass ich Euch morgen um dreizehn Uhr zu ihr schicken werde.«
»Mich?« Matthew hatte das Gefühl, dass der Richter den Verstand verloren hatte. »Wieso?«
»Weil …« Powers hielt inne und schien sich dagegen zu entscheiden, ihm den Grund zu nennen. »Mehr sage ich dazu nicht. Um zehn haben wir die Anhörung der Witwe Muckleroy, nicht wahr? Das lässt Euch genügend Zeit für ein vernünftiges Mittagessen, und dann seht zu, dass Ihr zum Dock House geht.«
»Sir … ich möchte wirklich gern wissen, worum es hier geht. Ich meine, ich schätze jegliche Hilfe von Euch sehr, aber … wer ist denn Mrs. Katherine Herrald?«
»Eine Geschäftsfrau«, lautete die Antwort, »mit einem äußerst interessanten Vorhaben. Und jetzt Schluss mit den Fragen. Nehmt Euch zusammen. Stellt die Abschrift bis zwölf Uhr fertig, und dann lade ich Euch zu Sally Almonds ein – aber nur, wenn Ihr die Lammbrühe mit Brot bestellt.« Damit setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und begann, die Fragen für den Termin mit der Witwe zusammenzustellen, während Matthew seinen Rücken anstarrte und sich fragte, ob heute die gesamte Stadt verrückt geworden war.
»Sir?«, versuchte er es noch einmal, aber Powers winkte nur ungeduldig ab und signalisierte ihm damit das definitive Ende aller Diskussionen über die geheimnisvolle Mrs. Herrald.
Da es nichts weiter zu erfahren gab, musste Matthew seine Neugierde schließlich verdrängen. Er tauchte seine Feder ins Tintenfass und legte wieder Hand ans Papier, da er das Dokument tatsächlich fertigstellen musste und die Einladung in Sally Almonds Wirtshaus nichts war, das man verpassen wollte.
Vier
Im Konferenzsaal des Rathauses herrschte Gedränge. Als Lord Cornburys Eintreffen nahte, wurde es so eng, dass die Menschen sich kaum noch bewegen konnten, und schließlich flossen die Bürgermassen bis nach draußen über. Matthew, der sich in der dritten Bankreihe einen Sitz mit Richter Powers zu seiner Linken und dem Zuckergroßhändler Solomon Tully zu seiner Rechten gesichert hatte, beobachtete die brodelnde Menge mit großem Interesse. In dem mit buttergelbem Kiefernholz ausgelegten Gang bewegten sich die illustren sowie die verrufenen Berühmtheiten New Yorks, die alle im durch die hohen Butzenscheiben hereinströmenden goldenen Nachmittagslicht gebadet wurden, als handelte es sich bei diesem Gebäude und seiner Akzeptanz des Guten, Bösen und Hässlichen um einen Rivalen der Trinity Church.
Hier kamen die erfolgreichsten Kaufleute der Stadt, deren Stiefel auf den Brettern klapperten, als sie sich durch den Pöbel schoben; dort schlenderten die Ladenbesitzer und Lagerhallenmeister einher, um sich ein Plätzchen hinter den Kaufleuten zu suchen; hier schoben sich die Anwälte und Ärzte durch die Massen und zeigten, dass auch sie sich im Licht der öffentlichen Anerkennung sonnen wollten. Und dort waren die Mühlenbesitzer und Wirte, die Kapitäne und Handwerksmeister, die Straßenfeger und Kesselflicker und Bäcker, die Schuhmacher, Schneider und Barbiere; jene, die schubsten, und die, die geschubst wurden; alle Teil einer Gezeitenwelle von Menschen, die von der Straße herein drückten und Schulter an Schulter in die Bänke und Gänge gepfropft waren. Hinter ihnen verstopften zusammengedrängte Bürger die Türen und standen bis aufs Kopfsteinpflaster hinaus, wo sich niemand mehr besser bewegen konnte als Ebenezer Grooder im Pranger. Und alle diese Personen, so schien es Matthew, waren nach dem Mittagessen nach Hause gegangen, um aus ihren Kommoden und Kisten die erlesensten Pfauenfedern zu holen, mit denen sie sich von den anderen Pfauen in einem Kaleidoskop von Farben unterschieden. Neben eleganten Kniebundhosen, spitzenkragigen und manschettierten Hemden, Westen aller Schattierungen von Seegrün bis hin zu trunkenem Lila, Dreispitzen mit aufgerolltem Rand in stumpfem Schwarz, Rot, Blau und einem besonders augenschmerzenden Gelb, bestickten Mänteln und Strümpfen, dicksohligen Chopinen, die Männer durchschnittlicher Größe groß und große Männer fast zum Umsturz brachten, gab es mit Gold- und Silbergriffen verzierte Spazierstöcke aus Eschenholz, Ebenholz und Kastanie, sowie den ganzen Rest der fieberhaften Mode, die angeblich einen Gentleman ausmachte.
Es war der reinste Karneval. Der Konferenzsaal wurde durch die vielen lauten Begrüßungen, Ausrufe und fröhliches Gelächter, das man bis nach Philadelphia hören konnte, schnell zu einer Szene wie aus einer samstagabendlichen Pinte – die von den vielen Pfeifenrauchern und faustdicken schwarzen kubanischen Zigarren, die aus der Karibik eingetroffen waren, nur noch ordinärer gemacht wurde. Innerhalb kürzester Zeit trieben Rauchwolken aus Qualm durch das hereinströmende