MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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Dass Julius Godwin von einem Wahnsinnigen ermordet worden ist.«

      »Ja, Sir.« Die Art, auf die Grigsby lächelte – ganz Lippe, ohne Zahn –, sagte Matthew, dass die Fragen sich nicht so einfach aus dem Raum schaffen ließen. »Aber glaubt Ihr, dass dieser angebliche Wahnsinnige unsere schöne Stadt verlassen hat?«

      »Nun, ob, kann ich nicht sagen …« Powers hielt so plötzlich inne, als hätte er sich auf die Zunge gebissen. »Also hört mal, Marmy. Ist das Material für Euer Schmierblatt?«

      »Zeitung, Sir«, korrigierte Grigsby ihn. »Eine bescheidene Zeitung, die dem Wohlbefinden der Menschen gewidmet ist.«

      »Oh, die habe ich gestern gesehen!« Jetzt zeigte sich Solomon Tully interessiert. »Die Wanze, nicht wahr?«

      »Das war die letzte Ausgabe, Mr. Tully. Ich spiele mit der Idee, sie das nächste Mal Ohrenkneifer zu nennen. Ihr versteht, etwas, das tief bohrt und nicht locker lässt.«

      »Ihr wollt damit sagen, dass es eine weitere Ausgabe geben wird?«, fragte der Richter scharf.

      »Jawohl, Sir, absolut. Das heißt, wenn meine Druckerschwärze reicht. Ich hoffe, dass Matthew mir wie beim letzten Mal mit dem Satz helfen wird.«

      »Dass er was?« Powers warf Matthew einen finsteren Blick zu. »Wie viele Arbeitsplätze habt Ihr eigentlich?«

      »Es war nur etwas für einen Nachmittag, mehr nicht«, sagte Matthew eher demütig.

      »Ja, und wie oft ist Euch deshalb am nächsten Tag die Feder ausgerutscht?«

      »Ach, Matthew könnte uns beide ins Grab arbeiten«, sagte Grigsby mit erneutem Lächeln, das ihm unter dem kühlen Blick des Richters jedoch verging. »Äh … ich meinte, Sir, dass er ein äußerst fleißiger junger …«

      »Das ist ja unwesentlich. Grigsby, seid Ihr Euch darüber im Klaren, wie viel Angst Ihr den Menschen eingejagt habt? Ich sollte Euch für Anstiftung zur Massenpanik zum Pranger verurteilen.«

      »Die Leute hier sehen nicht sonderlich verängstigt aus, Sir«, sagte der Zeitungsmann unbeeindruckt. Er war zweiundsechzig Jahre alt, klein und rund und hatte sich in einen billigen, schlecht sitzenden Anzug gequetscht, der die gleiche Farbe wie brauner Straßenmatsch hatte – oder, um großzügiger zu sein, die liebe Erde nach einem gesegneten Regen. Nichts an Grigsby schien zusammenzupassen. Seine Hände waren für die Arme zu groß, die zu klein für die Schultern aussahen, welche für seine Brust zu breit wirkten, die sich wiederum über dem prallen Bauch nach innen wölbte – und dann waren da noch die zu großen Schnallenschuhe am Ende der dürren Beine. Sein Gesicht war von ähnlich unglücklichen Proportionen und schien je nach Tageszeit und Licht ganz gerunzelte Stirn zu sein, dann wiederum nur massive, von roten Äderchen durchzogene Nase (er war seinem abendlichen Rum sehr zugeneigt). An der südlichen Grenze war es durch ein hängendes Kinn mit einer schrotkugelgroßen Kerbe beschwert. Seine gewaltige Stirn war besonders bemerkenswert, denn er hatte Matthew gezeigt, wie er daran mit der flachen Hand Walnüsse knacken konnte. Beim Gehen schien er wie im Kampf mit der Schwerkraft von links nach rechts zu wanken. Aus seinen Ohren und den Nasenlöchern sprossen schneeweiße Haare. Zwischen seinen Zähnen waren so große Lücken, dass man bei einem Satz mit vielen »s« geduscht wurde. Er hatte nervöse Zuckungen, die auf neue Bekannte besorgniserregend wirken konnten: Das bereits erwähnte Augenbrauenzucken, ein plötzliches Augenrollen, als spielten Dämonen in seinem Kopf Federball – und ein besonders gemeiner Witz Gottes: Er ließ in der tiefsten Klangnote eines chinesischen Gongs unkontrollierbar Winde fahren.

      Wenn Marmaduke Grigsby, der Zeitungsmann, sich jedoch entschloss, seinen Standpunkt zu verteidigen, wurde aus der fast missgebildeten Kreatur ein Mann voller selbstbewusstem Charme. Matthew sah diese Transformation jetzt vonstattengehen: Grigsby bedachte Richter Powers mit einem kühlen Blick durch seine Brillengläser. Es war, als wäre der Zeitungsmann ohne eine Herausforderung nicht ganz komplett, denn unter Druck verschmolz die seltsame Kombination von Körperteilen eines Riesen und eines Zwerges zu so etwas wie einem Staatsmann.

      »Meine Aufgabe ist es, aufzuklären, Sir«, erklärte Grigsby in einem Ton, der weder weich noch harsch war, sondern, wie Hiram Stokely von einem guten Stück Porzellan sagen würde, gut durchgebrannt. »Und es ist das Recht der Bürger, aufgeklärt zu werden

      Der Richter war nicht Richter geworden, indem er seine Meinungen für sich behielt. »Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr die Bürger aufklärt? Indem Ihr diese … diese verdammte Maskenschnitzergeschichte erfindet?«

      »Ich habe Dr. Godwins Leiche gesehen, Sir. Und ich war nicht der Einzige, dem die Schnitte auffielen. Ashton McCaggers hat das Gleiche gedacht. Er war es sogar, der zuerst davon gesprochen hat …«

      »McCaggers benimmt sich so, dass man ihn fast für einen Idioten halten kann!«

      »Das mag schon sein«, sagte Grigsby, »aber als Leichenbeschauer ist er damit beauftragt, für Hauptwachtmeister Lillehorne Tote zu untersuchen. Ich gehe davon aus, dass Ihr ihn für diese Arbeit geeignet haltet?«

      »Soll das alles in Euer nächstes Blatt kommen? Wenn ja, halte ich es für besser, dass Ihr Eure Fragen an den Hauptwachtmeister richtet.« Powers runzelte über seine eigene Bemerkung die Stirn, denn er war kein Mann, der seine schlechte Laune so deutlich zeigte. »Marmy«, sagte er in versöhnlichem Tonfall. »Mich stört nicht die Zeitung – natürlich werden wir hier früher oder später ein richtiges Nachrichtenblatt haben, und vielleicht seid Ihr der Mann, der es herausgeben wird. Aber ich kann diesen Appell an die niedrigsten Sinne nicht befürworten. Die meisten von uns haben gedacht, dass wir dergleichen mit der Gazette in London zurückgelassen haben. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr eine schlecht berichtete oder spekulierende Nachricht dem arbeitsamen Fleiß in dieser Stadt schaden kann.«

      London hat das keinen Abbruch getan, hätte Matthew fast gesagt, hielt es aber für klüger, still zu sein. Er las die Gazette mit religiösem Eifer, wann immer sie per Schiff eintraf.

      »Ich habe lediglich die Fakten über den Mord an Dr. Godwin berichtet, Sir«, parierte Grigsby. »Soweit sie uns bekannt sind, meine ich.«

      »Nein, Ihr habt dieses Maskenschnitzerding erfunden. Und es mag vielleicht von McCaggers gekommen sein, aber der junge Mann hat es nicht gedruckt. Das habt Ihr gemacht. Diese Art von Annahmen und Angstmacherei gehört ins Reich der Fantasie. Und ich könnte noch hinzufügen, dass Ihr am besten jetzt schon Eure Einbildungskraft zügeln solltet, wenn Ihr Eure Liste von Kontakten, durch die Ihr die Fakten überprüft, in Zukunft erweitern wollt.«

      Grigsby setzte zu einer Antwort an, zögerte aber – entweder aufgrund der vom Richter vorgebrachten Argumente oder aus dem Wunsch heraus, eine Freundschaft nicht zu zerstören. »Ich verstehe, was Ihr meint, Sir«, sagte er und beließ es dabei.

      »Na, das ist auch eine verdammte Sache«, meinte Solomon Tully. »Julius war ein feiner Mann und ein ausgezeichneter Arzt, wenn er nicht gerade einen gehoben hatte. Wisst Ihr, dass er mir zu diesen Zähnen geraten hatte? Als ich hörte, dass er ermordet worden ist, mochte ich meinen Ohren nicht trauen.«

      »Jeder hat Gutes über Dr. Godwin zu sagen«, gab der Zeitungsmann zurück. »Falls er Feinde gehabt hatte, war von denen jedenfalls nichts zu merken.«

      »Es war die Tat eines Wahnsinnigen«, sagte Powers. »Irgendein Schuft, der von einem Schiff gekrochen und durch die Stadt gekommen ist. Fast zwei Wochen ist das nun her. Der wird schon lange fort sein. Das ist sowohl meine Meinung als auch die des Hauptwachtmeisters.«

      »Es ist aber seltsam,

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