MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon
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Читать онлайн книгу MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon страница 17
»Ganz bestimmt«, befand Lord Cornbury gutmütig. Dann verzog sich sein Mund zu einem grauenhaften Lächeln. »Aber ausruhen kann ich mich noch an anderen Tagen. Heute Nachmittag möchte ich ein paar Fakten zu Eurer Stadt – unserer Stadt nun, natürlich – konstatieren und einige Vorschläge machen, wie sich unsere Zukunft erfolgreicher gestalten lässt.«
»Oh nein, Gnade bitte«, stöhnte Richter Powers leise.
»Ich habe mich mit Euren Aldermen, dem Hauptwachtmeister und vielen führenden Geschäftsmännern beraten«, fuhr Cornbury fort. »Ich habe zugehört und hoffentlich gelernt. Es genügt wohl, wenn ich sage, dass ich diesen mir von meiner Base, der Queen, verliehenen Posten nicht leichtfertig angenommen habe.«
Lillehorne klopfte mit dem Spazierstock auf den Boden, eine Warnung, dass jegliches Gelächter mit einer Nacht im Gefängnis enden würde.
»Meine Base, die Queen«, wiederholte Cornbury langgezogen, als würde er ein Bonbon lutschen. Matthew fand, dass er für eine Dame sehr ausgeprägte Augenbrauen hatte. »Also«, sagte der Gouverneur, »lasst mich zusammenfassen, wie unsere derzeitige Lage aussieht.«
Die nächste halbe Stunde saß das Publikum alles andere als verzückt da, während Cornburys nicht gerade majestätische Stimme eintönig brummte. Der Mann mochte zwar in der Lage sein, sich ein Kleid anzuziehen, überlegte Matthew, aber eine gescheite Rede halten konnte er nicht. Cornbury schwafelte über die Geschäftserfolge der Müller und Schiffsbauer, die Tatsache, dass es fast fünftausend Einwohner gab und die Menschen in England New York nicht mehr als eine sich mühsam am Leben erhaltende Pionierstadt ansahen, sondern als ein erfolgreiches Unternehmen, das für Investoren Profit abwarf. Langatmig ließ er sich darüber aus, dass New York seiner Meinung nach sowohl Boston als auch Philadelphia eines Tages den Rang als Zentrum des neuen britischen Empires ablaufen würde. Er fügte allerdings hinzu, dass zuerst eine Schiffsladung Eisennägel abgeholt werden musste, die aus England versehentlich in die alte Quäkerstadt versandt worden war – damit ließen sich die Gebäude, die leider vor Kurzem dem Feuer zum Opfer gefallen waren, wieder aufbauen. Holzzapfen als Nagelersatz traute er nicht. Er philosophierte über New Yorks Potenzial, ein Zentrum der Landwirtschaft zu werden, für Apfelgärten und Kürbisfelder. Und dann, nach fast vierzig Minuten trockener Dissertation, kam er zu einem Thema, dass die Bürger aufhorchen ließ.
»Dieses große Potenzial für Wirtschaft und Profit darf nicht verschwendet werden«, erklärte Cornbury, »indem nachts wild gefeiert wird und morgens deshalb niemand aus den Federn kommt. Soweit ich gehört habe, werden hier die Wirtshäuser nicht geschlossen, bis der letzte … äh … Gentleman auf die Straße getaumelt ist.« Er verstummte für einen Augenblick und betrachtete das Publikum, bevor er undiplomatisch weitermachte. »Ich erlasse, dass alle Wirtshäuser ab zweiundzwanzig Uhr dreißig geschlossen werden.« Allgemeines Murren begann und wurde schnell lauter. »Außerdem erlasse ich, dass kein Sklave ein Wirtshaus betreten darf, und dass kein Indianer bedient …«
»Einen Moment, Sir! Nur einen kurzen Moment!«
Matthew und die anderen vorn Sitzenden drehten sich um. Pennford Deverick war aufgestanden und starrte den Gouverneur mit Adleraugen an. Seine tief gefurchte Stirn verriet seinen Unmut. »Was soll das bezwecken, die Wirtshäuser so früh zu schließen, Sir?«
»Nicht früh, Mr. Deverick. So war doch Ihr Name?«
»Jawohl, Deverick stimmt.«
»Nun. Das ist nicht früh, Sir.« Wieder das grauenvolle Lächeln. »Ich würde halb elf Uhr abends ganz und gar nicht früh nennen. Sie schon?«
»New York ist keine Stadt mit einer Schlafenszeit.«
»Nun, sie sollte es aber sein. Ich habe darüber eine Studie angefertigt. Lange bevor ich aus England abgereist bin, haben mir weise Männer ihre Meinungen über die Verschwendung zur Verfügung stehender Arbeitskraft aufgrund von …«
»Zum Geier mit deren Meinungen!«, sagte Deverick scharf. Und wenn er scharf sprach, tat es einem in den Ohren weh. Matthew sah die um Deverick herum Sitzenden zusammenzucken. Sein Sohn Robert wirkte, als würde er sich am liebsten unter einem Stein verkriechen. »Wisst Ihr, wie viele Menschen hier von den Wirtshäusern abhängig sind?«
»Abhängig, Sir? Von der Möglichkeit, starke Getränke einzunehmen und am Morgen unfähig zu sein, ihren Pflichten und den Verantwortungen ihren Familien und unserer Stadt gegenüber nachzukommen?«
Deverick winkte schon nach dem achten Wort des Gouverneurs ab. »Die Wirtshäuser, Lord Cornblow …«
»…bury«, sagte der Gouverneur, dessen Stimme ebenfalls schneidend klingen konnte. »Lord Cornbury, wenn ich bitten darf.«
»Die Wirtshäuser dienen den Geschäftsmännern als Versammlungsorte«, fuhr Deverick fort. Seine Wangen begannen sich nicht unähnlich den mit Rouge bemalten des Gouverneurs zu röten. »Fragt nur irgendeinen der Wirte hier.« Er zeigte auf verschiedene Personen. »Joel Kuyther da hinten. Oder Burton Lake oder Thaddeus O'Brien, oder …«
»Ja, ich bin mir sicher, dass es davon viele in der Menge hier gibt«, unterbrach ihn Cornbury. »Ich nehme an, auch Ihr seid ein Wirt?«
»Lord Governor, wenn ich darf?« Wieder schob sich der aalglatte, schon fast schmierige Hauptwachtmeister Lillehorne nach vorn, mit dem um Aufmerksamkeit heischenden auf und ab nickenden Löwenkopf in der Hand. »Falls Euch Mr. Deverick nur mit dem Namen und ohne weitere Auskünfte vorgestellt wurde, solltet Ihr wissen, dass er in gewisser Weise alle Wirtshäuser und deren Besitzer vertritt. Mr. Deverick ist ein Großhändler, und es ist seinem unermüdlichen Unternehmungsgeist zu verdanken, dass die Schänken mit ausreichend Bier, Wein, Lebensmitteln und dergleichen versorgt sind.«
»Nicht nur das«, fügte Deverick hinzu, der den Gouverneur weiterhin unentwegt anstarrte. »Ich liefere auch die meisten Gläser und Teller, sowie den Großteil der Kerzen.«
»Und auch den Großteil der Kerzen, die die Stadt verbraucht«, sagte Lillehorne. Matthew vermutete, dass er es auf ein Jahr kostenlosen Wein in seiner Lieblingsschänke abgesehen hatte.
»Und nicht zuletzt«, betonte Deverick, »auch noch die meisten der Laternen, in denen diese Kerzen brennen, und die zu einem angemessenen Preis an die Wachtmeister abgegeben werden.«
»Nun«, sagte Lord Cornbury nach kurzem Überlegen, »es scheint, als würdet Ihr die ganze Stadt beherrschen, Sir, ist das nicht so? Denn all Eure guten Taten sorgen für New Yorks Frieden und – so möchtet Ihr mich glauben machen – Reichtum.« Er hob seine behandschuhten Hände in einer Geste des Ergebens. »Soll ich Euch meinen Gouverneurstitel überschreiben, Sir?«
Die Frage stellt Ihr besser nicht Lillehorne, dachte Matthew. Der Hauptwachtmeister würde sein Blut dafür hergeben, falls die Tinte nicht mehr reichte.
Deverick stand kerzengerade, steif und groß da. Sein Gesicht mit der schiefen Boxernase und der hohen zerfurchten Stirn nahm einen Ausdruck gelassener Würde an, an dem Lord Cornbury sich gut ein Beispiel hätte nehmen können. Natürlich war Deverick ein reicher Mann. Vielleicht einer der reichsten in der Kolonie. Matthew wusste nicht viel über ihn – niemand kannte ihn gut, denn er war ein Eigenbrötler –, aber er hatte von Grigsby gehört, dass Deverick sich aus den Misthaufen Londons hochgearbeitet hatte, um jetzt hier zu stehen, großartig angezogen und von einer menschlichen Wärme wie ein zugefrorener See, und einen regierungsgesandten Laffen