MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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man sich am besten, damit man nicht über die Zäune eines anderen stolpert. Aber bevor ich bezüglich dieses Themas Ruhe gebe, lasst mich noch eine Einladung aussprechen: Ich möchte Euch bitten, Euch mit mir und einem Komitee der Wirtshausbesitzer zu einem Euch gelegenen Zeitpunkt zusammenzusetzen, um die Sache zu besprechen, bevor Ihr eine Entscheidung trefft.«

      »Oh, er ist gut«, flüsterte Powers. »Ich hatte keine Ahnung, dass in Pennford ein Anwalt steckt.«

      Lord Cornbury zögerte erneut, und Matthew fand, dass der Mann nicht in einem Ausmaß in Diplomatie geschult war, wie man es erwartet hätte. Seine femininen Charakterzüge würde doch sicher nach einem Waffenstillstand verlangen, wenn auch nur, um seinen ersten öffentlichen Auftritt ohne einen Aufruhr zu beschließen, und nicht, um einen äußerst einflussreichen Mann zu besänftigen.

      »Nun gut«, sagte der Gouverneur tonlos und ohne jegliche Anzeichen, dass er an weiteren Meinungen interessiert war. »Ich werde meinen Erlass um eine Woche verschieben, Sir, und bedanke mich für Eure Anmerkungen.«

      Pennford Deverick setzte sich. Ein Großteil des Unmuts, der sich weiter hinten in der Menge ausgebreitet hatte, begann sich wieder zu legen, aber auf der Straße gab es vereinzelte Pfiffe und Ausrufe, die das Urteil der einfachen Leute verkündeten. Matthew fragte sich, ob ein lebendiger Gouverneur wie dieser, der vor ihnen stand, schlimmer als ein toter Bürgermeister sein konnte. Es würde sich zeigen.

      Cornbury begann nun eine Ansprache, in der er jeden Gentleman – und natürlich auch jede Lady – für die Unterstützung und Erkenntnis lobte, dass diese wachsende und einflussreiche Stadt eine starke Führung brauchte. Nachdem er dieses Thema gänzlich ausgelutscht hatte, sagte er: »Bevor ich diese Versammlung aufhebe – gibt es noch Bemerkungen? Oder Vorschläge? Ich möchte Euch wissen lassen, dass ich ein aufgeschlossener Mensch bin und mich bemühen werde, alle Probleme zu lösen, die sich stellen, ob groß oder klein, und dieser Stadt bei ihrem geordneten und profitablen Wachstum helfen werde. Möchte jemand noch etwas sagen?«

      Matthew hatte eine Frage im Sinn, aber er verbiss sie sich, denn sie würde Lillehorne verärgern. Und das war in seiner Lage unbedingt zu vermeiden. Er hatte dem Sekretär des Hauptwachtmeisters im letzten Monat bereits zwei Briefe gegeben, in denen er seine Überlegungen beschrieben hatte, ohne dass darauf eine Antwort gekommen war. Was nutzte es also, seine Meinung erneut zum Ausdruck zu bringen?

      Plötzlich erhob sich der alte, wildhaarige Hooper Gillespie und krächzte mit seiner windverwehten Stimme: »Hört mal her, Sir! Ich hab Schwierigkeiten, die 'ne Lösung brauchen!« Ohne auf eine Reaktion zu warten, fuhr er fort. »Mir gehört die Fähre zwischen hier und Breukelen, und ich hab's satt, dass sich da am Fluss dieses widerwärtige Geschmeiß rumtreibt. Ihr habt davon sicher gehört – die machen auf Oyster Island Feuer, damit die Boote auf den Felsen auflaufen. Da können einem die Tränen kommen, wenn man sieht, wie 'n schönes Schiff so zu 'nem Wrack wird! Die haben 'ne Bucht, in der sie sich verstecken. Ich kann die Euch schnell zeigen! In 'nem alten Wrack haben die ihr Versteck, richtig kuschelig, alles mit Unkraut und Stöcken zudeckt – da könnte ein Biber neidisch werden. Aber wenn diesen Jungs nicht das Handwerk gelegt wird, kommt's da noch zu Mord und Totschlag. Ich seh die ständig bei ihrem hundsföttischen Treiben. Und wisst Ihr, am ersten Juni sind die in der Nacht neben mir aufgetaucht und haben mich ausgeraubt – haben alle meine Passagiere bis auf den letzten Penny ausgeraubt! Ich grause mich, dass wir, wenn wir beim nächsten Mal keine Münzen und keinen Trunk dabeihaben, mit denen sie abziehen können … dass sie dann wen umbringen. Der Anführer nämlich, also dieser junge Bastard, der sich für gemeingefährlich hält, der schleppt 'n Dolch mit sich rum und ich sag Euch, dass ich in 'ner Nacht, wo nicht mal der Teufel auf'm Fluss draußen wär, nicht so'n verdammten Säbel in der Nähe meiner Kehle haben will. Was fällt Euch dazu ein?«

      Für einen langen Augenblick schwieg Lord Cornbury. Seine Augen waren sehr groß geworden, was für seine Schönheit nicht von Vorteil war. Schließlich fragte er das Publikum: »Gibt es hier jemanden, der das in verständliche Worte fassen kann?«

      »Ach, Mr. Gillespie ist ins Reden gekommen, Sir«, sagte Cornburys neuer Lieblingsmittelmann, der Hauptwachtmeister. »Er hat gewisse Schwierigkeiten mit Abfallbeseitigung am Fluss erwähnt, die ich allerdings schon bald erledigt haben werde. Es ist nichts, an das Ihr einen Gedanken verschwenden müsst.«

      »Was hat er gesagt?«, fragte Gillespie den Mann, der neben ihm saß.

      »Setzt Euch, Hooper!«, befahl Lillehorne mit einem königlichen Schwung seines Spazierstocks. »Der Gouverneur hat für Eure kleinen Problemchen keine Zeit.«

      Später fragte Matthew sich, warum er es getan hatte. Er glaubte, dass es an diesen zwei Worten lag: kleine Problemchen. Für Gardner Lillehorne war alles, das ihn nicht persönlich betraf, ein kleines Problemchen. Die Räuber am Fluss waren ein kleines Problemchen, obwohl sie schon seit fast einem Jahr dort waren. Angesichts der mageren Anstrengungen, die Lillehorne zur Auflösung unternommen hatte, war wohl auch der Mord an Julius Godwin ein kleines Problemchen. Und die Verbrechen von Eben Ausley, mit dem Matthew den Hauptwachtwachtmeister oft am Spieltisch gesehen hatte, die alle Boshaftigkeit, Trägheit und Korruption in sich vereinten, würden sicherlich auch nur ein kleines Problemchen sein.

      Nun, es war an der Zeit einem kleinen Problemchen viel Aufmerksamkeit zu verschaffen, dachte Matthew.

      Er stand auf, schöpfte Mut, und als Lord Cornbury ihm seine angemalten Augen zuwandte, sagte er: »Ich möchte darum bitten, dass dem Problem mit den Wachtmeistern Beachtung geschenkt wird, Sir. Es besteht darin, dass die Stadt sowohl mehr Einwohner als auch mehr Gesetzesverstöße zu verzeichnen hat, aber leider keine wachsende Anzahl und Effizienz der Wachtmeister.«

      »Bitte sagt, wer Ihr seid«, sagte Cornbury.

      »Corbett heißt er, Sir. Er ist Gerichtsdiener für einen der …«

      »Matthew Corbett«, kam Matthews feste und vernehmliche Antwort, der sich vom Hauptwachtmeister nicht das Rampenlicht stehlen lassen wollte. »Ich bin der Gerichtsdiener von Richter …«

      »… Richter Nathaniel Powers«, sprach Lillehorne mit immer lauter werdender Stimme direkt an den Gouverneur gewandt weiter, »und ich bin mir dieser …«

      »… Nathaniel Powers, Sir«, fuhr Matthew im Kampf mit der Gegenstimme fort. Seine Gedanken trugen ihn auf einmal zu seinem kleinen Problemchen mit Richter Woodward in Fount Royal in der Carolina-Kolonie, wo er um das Leben der als Hexe angeklagten Rachel Howarth gekämpft hatte. Er erinnerte sich an Skelette in einer Schlammgrube und den widerwärtigen Mörder, der versucht hatte, ihn und Woodward mitten in der Nacht umzubringen. Der abschreckende Gestank des Gefängnisses und die schöne nackte Frau, die ihre Kutte fallenließ und herausfordernd sagte: Hier ist die Hexe, fielen ihm wieder ein. Er entsann sich an die Feuer, die von teuflischer Hand entzündet überall in Fount Royal aufloderten. Wieder stieg die wildgewordene Menschenmenge vor seinem inneren Auge auf, die auf die Gefängnistüren zuströmte und den Tod auf dem Scheiterhaufen für eine Frau forderte, die Matthew für unschuldig in einen so dämonischen Plan verstrickt hielt, wie ihn sich nicht einmal der verrückt krakeelende Wanderprediger Exodus Jerusalem hätte ausdenken können. Er erinnerte sich an die verebbende Lebenskraft von Isaac Woodward, während er selbst alles für seine vom Richter »Nachtvogel« genannte erste Liebe aufs Spiel setzte. All diese Erlebnisse und mehr wirbelten ihm durch den Kopf, und als er sich zu Hauptwachtmeister Lillehorne umdrehte, war er bei einer Selbsterkenntnis angelangt: Er hatte sich das Recht verdient, als Mann zu sprechen.

      »… Problem, aber sorgt Euch nicht. Wir haben viele gute Männer, ehrenwerte Bürger, die jede Nacht ihrer bürgerlichen Pflicht nach…«

      »Sir!«, sagte Matthew. Es war zwar kein Ausruf gewesen, aber

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