MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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dass er gerade begonnen hatte, sein eigenes Grab zu schaufeln.

      Lillehorne hörte auf zu reden.

      »Ich habe das Wort«, sagte Matthew, und sein Gesicht wurde rot. Er sah, wie Eben Ausley hinterhältig grinste und sich dann die Hand vor den Mund hielt. Der kommt später, dachte Matthew. Jetzt bin ich dran.

      »Was habt Ihr gesagt?« Langsamen Schrittes kam Lillehorne nach vorn. Er war ein Mann, der gleiten konnte. Die schmalen schwarzen Augen in seinem langen, bleichen Gesicht fixierten seinen Widersacher mit fast freudiger Erwartung.

      »Ich habe das Wort. Ich habe das Recht, mich frei zu äußern.« Er sah Cornbury an. »Oder nicht?«

      »Äh … ja. Ja, natürlich, mein Sohn.«

      Bah, dachte Matthew. Sohn? Er stand nicht weit vom Hauptwachtmeister, mochte ihm aber nicht den Rücken zudrehen. Neben ihm flüsterte Richter Powers: »Gebt Euer Bestes.«

      »Bitte«, drängte Lord Cornbury, der sich jetzt anscheinend wie ein gnädiger Herrscher vorkam. »Sprecht frei von der Seele weg.«

      »Ich danke Euch, Sir.« Matthew warf einen unbehaglichen Blick auf Lillehorne, der neben ihm stehen geblieben war, und wandte dann seine gesamte Aufmerksamkeit dem Mann im Kleid zu. »Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass wir – unsere Stadt – vor zwei Wochen einen Mordfall hatten und dass …«

      »Nur einen Mord?«, unterbrach Cornbury ihn mit einem schiefen Grinsen. »Nun ja, ich bin gerade über das Meer aus einer Stadt gekommen, in der ein Dutzend Morde pro Nacht geschehen. Schätzt Euch also glücklich.«

      Daraufhin erklang etwas Gelächter, hauptsächlich Lillehornes Glucksen, und ein abscheuliches schnaubendes Lachen von niemand anderem als Ausley. Matthews Gesicht blieb ausdruckslos. Er redete weiter. »Sicherlich, Sir, aber mehr als mein Glück schätze ich unsere Wachtmeister.«

      Jetzt lachten Solomon Tully und der Richter, und auf der anderen Seite des Gangs entfuhr Effrem Owles ein heiteres Japsen.

      »Nun denn.« Das Lächeln des Gouverneurs war gar nicht so abschreckend. Aber vielleicht gewöhnte Matthew sich auch nur an das Gesicht. »Sprecht weiter.«

      »Mir ist die Londoner Todesrate bekannt.« Dafür sorgte die Gazette mit all ihren grausigen Beschreibungen über durchtrennte Kehlen, Enthauptungen, Strangulationen und Vergiftungen von Männern, Frauen und Kindern. »Und ebenso die Tatsache, dass London eine größere und organisierte Bürgerwacht hat.«

      »Leider nicht sonderlich gut organisiert«, sagte Cornbury schulterzuckend.

      »Aber bedenkt, wie viele Morde es pro Nacht geben würde, wenn diese Organisation nicht bestünde. Und zählt dann noch all die Verbrechen hinzu, die sich in der Morgen- und Abenddämmerung zutragen. Ich möchte vorschlagen, Sir, dass unsere Stadt sich London als Vorbild nimmt und jetzt etwas tut, um den Verbrechern Einhalt zu gebieten, bevor sie sich … wie soll ich sagen … einnisten.«

      »Hier gibt's keine Verbrecher!«, schrie jemand von hinten. »Das ist doch alles nur Altweibergewäsch!«

      Matthew drehte sich nicht um. Er wusste, dass es einer der angeblich ehrenwerten Bürger war, der seine klägliche Ehre verteidigte. Es gab noch ein paar Rufe und Widerworte, und er wartete, bis sie versiegt waren. »Worauf ich hinaus will«, sagte er ruhig, »ist, dass wir uns gut durchdacht zusammentun müssen, bevor wir ein Problem haben. Wenn das Pferd erst einmal aus der Scheune ist, mag es zu spät sein.«

      »Ich nehme an, dass Ihr Vorschläge habt?«

      »Lord Governor!« Dem gequälten Klang seiner Stimme nach hatte Lillehorne während dieses Austauschs – diesem Angriff auf seine Autorität – die Luft angehalten. »Dieser Büttel kann seine Vorschläge aufschreiben und sie meinem Sekretär geben, genau wie jeder Mann und jede Frau in diesem Saal oder dieser Stadt oder der ganzen Kolonie. Ich halte es nicht für notwendig, dass hier öffentlich schmutzige Wäsche gewaschen wird!«

      Ob es etwas brachte, Lillehorne an die Briefe zu erinnern, die er bereits geschrieben hatte und die offenbar abgewiesen oder gleich weggeworfen worden waren? Matthew glaubte nicht. »Ein paar Vorschläge habe ich in der Tat«, sagte er, immer noch direkt an Cornbury gewandt. »Darf ich sie hier zu Protokoll geben?« Er nickte in Richtung der Schreiber, die am Ratstisch mit Federn über Pergamentpapier gebeugt saßen.

      »Ihr dürft.«

      Matthew meinte, in seiner Nähe ein Zischen zu vernehmen. Lillehorne hatte bisher keinen guten Tag, und nun würde er sich vermutlich eher noch verschlechtern. »Die Wachtmeister«, begann Matthew, »müssen sich alle an einem Ort treffen, bevor sie ihre Runden gehen. Sie sollten ihre Namen und die Uhrzeit, zu der sie sich zum Dienst einfinden, in ein Buch eintragen. Wenn sie fertig sind, sollten sie ebenfalls unterschreiben und die Erlaubnis eines Vorgesetzten erhalten, bevor sie nach Hause gehen. Sie sollten einen Eid unterzeichnen, dass sie im Dienst nicht trinken. Und, um ganz ehrlich zu sein – die Säufer in ihren Rängen sollten entlassen werden.«

      »In der Tat?« Cornbury rückte seinen Hut zurecht, denn die Pfauenfedern hatten sich soweit gesenkt, dass sie ihm in die Augen stießen.

      »Jawohl, Sir, in der Tat. Die Vorgesetzten in dieser … dieser Dienststelle, könnte man es wohl nennen … sollten dafür verantwortlich sein, dass die Wachtmeister dienstbereit sind und ihnen Laternen sowie irgendeinen Lärmmacher geben. Vielleicht eine Ratschenkurbel. So was wird doch in London benutzt, oder?« Da in der Gazette davon berichtet worden war, musste er nicht auf Cornburys Antwort warten. »Was die Holländer gemacht haben und wir aus welchem Grund auch immer nicht fortgeführt haben, war, den Wachtmeistern Laternen aus grünem Glas zu geben. Wenn man eine grüne Laterne erblickte, wusste man so, mit wem man es zu tun hatte. Und ich finde, dass die Wachtmeister auch eine Ausbildung erhalten sollten. Sie sollten alle …«

      »Moment, Moment!« Lillehorne schrie fast. »Die Wachtmeister werden aus der Allgemeinheit ausgesucht! Von was für einer Ausbildung redet Ihr da?«

      »Sie sollten alle lesen und schreiben können«, sagte Matthew. »Und es wäre auch nicht von Nachteil, wenn es sich um Männer handeln würde, deren Sehkraft sich nicht als eingeschränkt herausstellt.«

      »Hört Euch das an!« Der Hauptwachtmeister fühlte sich nun wieder im Rampenlicht und spielte mit dem Publikum. »Dieser Schreiberling tut so, als wären wir eine Stadt voller Dummköpfe!«

      »Ein Dummkopf ist schon einer zu viel«, gab Matthew zurück und wusste, dass seine Zukunft nun umstritten war. Lillehorne hüllte sich in unheilvolles Schweigen. »Lord Cornbury, damit sich die geeignetsten Personen für diese allnächtliche Arbeit finden, möchte ich ebenso vorschlagen, dass die Wachtmeister aus einer Gemeinschaftskasse bezahlt werden.«

      »Bezahlt?« Cornbury brachte es fertig, zugleich amüsiert und schockiert auszusehen. »Mit Geld?«

      »Genau wie für jede andere Arbeit auch. Und diese zentrale Dienststelle sollte ein ernst zu nehmender Ort sein, nicht irgendeine Lagerhalle oder Stallung, die man dafür nutzt. Dann gibt es noch andere Details, denen man sich meiner Ansicht nach widmen sollte. Zum Beispiel würden größere Kerzen länger brennen. Die Wachtmeister sollten mehr davon haben, und sie sollten an jeder Straßenecke in Laternen brennen. Ich bin mir sicher, dass Mr. Deverick diesbezüglich helfen kann.«

      »Selbstverständlich.« Deverick meldete sich rasch zu Wort, aber alle, so auch Matthew, waren sich bewusst, dass er bereits seinen Profit ausrechnete.

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