MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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noch habe ich dem nicht zugestimmt!« Es war offensichtlich, dass Cornbury Pennford Deverick nicht mochte und sich die Gelder nicht aus der Tasche ziehen lassen wollte. »Bitte enthaltet Euch eines Kommentars!« Dann richtete er einen stechenden Blick auf Matthew, dem es vorkam, als balle sich die königliche Macht vor ihm zu einer Faust, um ihn umzustoßen. »Wie kommt es, dass Ihr Euch darüber Gedanken gemacht habt und dem Hauptwachtmeister nichts davon zu Ohren gekommen ist?«

      Matthew grübelte darüber nach. Alle warteten; manche erwartungsvoll. Dann sagte er: »Der Hauptwachtmeister ist ein viel beschäftigter Mann, Sir. Ich bin mir sicher, dass er irgendwann auch auf diese Ideen gekommen wäre.«

      »Vielleicht auch nicht.« Cornbury runzelte die Stirn. »Herrje, ich habe Männer sich wegen geringerer Amtsbeleidigung als dieser hier duellieren sehen. Mr. Lillehorne, ich gehe davon aus, dass Ihr nur das Beste für die Stadt wollt, wozu auch gehören würde, keinen Anstoß an der Freimütigkeit dieses jungen Mannes zu nehmen. Nicht wahr?«

      Gardner Lillehornes Antwort kam mit dem Hauch eines Zischens: »My Lord, ich führe mein Amt untertängissssst aus.«

      »Wunderbar. Dann werde ich mir diese von den Schreibern festgehaltenen Ideen durchlesen und Euch zu gegebenem Zeitpunkt um eine Zusammenkunft mit mir und natürlich den Aldermen bitten, um weiter darüber zu sprechen. Bis dahin, Mr. Deverick, wünsche ich keine grünen Laternen in der Dunkelheit glimmen zu sehen. Und Mr. Corbett, Ihr könnt nun wieder Platz nehmen. Danke für Eure gutüberlegten Vorschläge. Sonst noch jemand?«

      Auf diese kurzangebundene Abfertigung hin setzte Matthew sich. Tully jedoch stieß ihm aufmunternd den Ellbogen in die Rippen und Powers sagte: »Gut gemacht.«

      »Sir? Ich habe eine Frage, wenn ich darf?«

      Die Stimme war vertraut. Matthew drehte sich um und sah seinen Schachspielfreund aufstehen: Effrem Owles war zwanzig Jahre alt, hatte aber bereits auffällige graue Strähnen in seinem wuscheligen braunen Haar. Sein Vater, der Schneider, war mit fünfunddreißig völlig ergraut. Effrem war groß und schlank und trug eine runde Brille, die seine intelligenten dunkelbraunen Augen wirken ließ, als würden sie vor seinem Gesicht schweben.

      »Effrem Owles mein Name, Sir«, sagte er. »Ich habe eine Frage, sofern sie nicht zu … unangemessen ist.«

      »Das werde ich entscheiden, junger Mann. Fragt nur.«

      »Jawohl, Sir, danke. Also, ähm … wie kommt es, dass Ihr wie eine Frau gekleidet seid?«

      Ein allgemeines Luftschnappen ertönte, so laut, dass man es vielleicht auf der gesamten Welt vernahm. Matthew wusste, dass Effrem die Frage ganz und gar ernst gemeint hatte. Der junge Mann war weder grausam noch bösartig veranlagt, aber seine schlechte Angewohnheit – wenn man es so nennen wollte – war eine unverblümte Neugierde, die manchmal sogar drohte, Matthew Wissbegierde den Rang abzulaufen.

      »Ach.« Lord Cornbury hob einen behandschuhten und beringten Finger. »Ach so, das. Danke für Eure Frage, Mr. Owles. Ich bin mir bewusst, dass sich manche – viele sogar – meine Kleidung heute nicht erklären können. Ich ziehe mich nicht an jedem Tag so an, aber heute entschied ich mich, dass ich bei unserer ersten Zusammenkunft hier meinen Respekt und meine Solidarität der königlichen Lady gegenüber ausdrücken will, die mir diese wundervolle Möglichkeit eröffnet hat, ihre Interessen so weit von der heimatlichen Küste entfernt zu vertreten.«

      »Ihr meint …«, begann Effrem.

      »In der Tat«, sagte Lord Cornbury, »meine Base …«

      »Die Queen«, fügte ein Frechdachs mit rauer Stimme von hinten in der Menge hinzu.

      »Ganz genau.« Der Gouverneur strahlte seine Bürger an, als sei er die Sonne in Person. »Und jetzt muss ich mich zurückziehen und meinen Pflichten widmen. Die sich natürlich um Euch drehen. Ich gelobe, Euren Wünschen und Bedürfnissen nachzukommen, so es denn irgend geht. Niemand soll behaupten können, dass Edward Hyde den Menschen nicht zuhört. Einen angenehmen Tag wünsche ich Euch und vertraue darauf, dass wir bei der nächsten Zusammenkunft Fortschritte zu vermelden haben. Bis dahin, Gentlemen«, sagte er zu den Aldermen und drehte sich abrupt um, stolzierte zurück zur Tür und aus dem Saal hinaus. Hinter ihm johlten und pfiffen die Menschen, und Matthew fragte sich, wie viele Stunden der Mann wohl geübt hatte, in dem Kleid umherzustolzieren. Der Ausrufer, noch immer sichtlich mitgenommen, schaffte es mit einem Krächzer zu verkünden, dass die Versammlung aufgehoben war, und Gottes Segen für Queen Anne und die Stadt New York zu erbitten.

      »Das war's also«, sagte Richter Powers; eine Feststellung, die das Erlebnis passend zusammenfasste.

      Matthew fing auf dem Weg nach draußen durch die Menschenmenge, die zwischen fast hysterischem Gelächter und sprachlosem Schock hin- und hergerissen schien, Effrems Blick auf und signalisierte ihm mit erhobenem Kinn: Eine gute Frage war das. Beim nächsten Schritt wurde er sich eines süßen Blumendufts bewusst: Polly Blossom ging an ihm vorbei und hinterließ ihr provokatives Parfum in seiner Nase. Kaum dass sie verschwunden war, wurde Matthew von einem fest gegen sein Schlüsselbein gedrückten silbernen Löwenkopf am Weitergehen gehindert.

      Aus der Nähe betrachtet war Gardner Lillehorne kein großer Mann. Vielmehr war er fast zehn Zentimeter kleiner als Matthew und trug zu große Kleidung, die seine dürre Figur nicht versteckte, sondern ihm wie ausgeleierte Wäsche an der Leine von den Knochen hing. Sein Gesicht war lang und dünn und von einem akkurat getrimmten schwarzen Ziegenbart und Schnurrbart betont. Eine Perücke trug er nicht, und doch wirkte der bläuliche Schimmer seiner mit einem dunkellila Band nach hinten gebundenen schwarzen Haare so künstlich, als hätte er sich des neuesten Farbstoffs aus Indien bemächtigt. Seine Nase war klein und spitz, seine Lippen wie die einer Porzellanpuppe, die Finger kurz und seine Hände fast wie die eines Kindes. Aus nächster Nähe war nichts an ihm groß oder beeindruckend, und nach Matthews Meinung ein Grund dafür, warum er vermutlich nie zum Bürgermeister oder Gouverneur avancieren würde. Denn das große Platz beanspruchende British Empire bevorzugte große Platz beanspruchende Männer an seiner Spitze.

      Immerhin schien Lord Cornbury unter seinem Kleid ein großer Mann zu sein; wobei Matthew darüber lieber nicht zu genau nachdenken wollte. Im Moment schien Hauptwachtmeister Lillehorne sein Gedärm, seine Lungen und alle Zwischenräume in seinem Fleisch jedoch trotz seiner winzigen Körpergröße mit bitterer Galle angefüllt zu haben, denn er wirkte doppelt so groß. Als Matthew vor seiner Zeit im Heim noch als Straßenkind am Hafen gelebt hatte, war es ihm einmal gelungen, eine kleine graue Kröte zu fangen, die sich in seiner Hand aufblies, bis sie das Zweifache an schlüpfriger, glitschiger Haut mit pulsierenden Warzen war und wütend dreinstarrende schwarze Augen so groß wie Pennys hatte. Matthew fühlte sich von Lillehorne an die empörte Kröte erinnert, die ihm prompt in die Hand gepisst hatte und in den East River gesprungen war.

      »Wie ungemein freundlich von Euch«, sagte der ziegenbärtige, wutentbrannte Kröterich leise durch zusammengebissene Zähne. »Wie unsagbar, ungemein freundlich von Euch … Richter Powers.«

      Matthew erkannte, dass der Hauptwachtmeister mit Powers redete, der rechts neben ihm stand, obwohl die mordlustigen Blicke ihm selbst galten.

      »Mich auf eine solche Art vor dem neuen Gouverneur hinterhältig bloßzustellen. Ich wusste ja, dass Ihr mich loswerden wollt, Nathaniel, aber einen Büttel als Waffe zu benutzen, um mich aus meinem Amt zu vertreiben … das gehört sich für einen Gentleman wie Euch ganz einfach nicht.«

      »Mir sind Matthews Vorschläge nicht anders als Euch zu Ohren gekommen«, sagte Powers. »Es waren seine eigenen.«

      »Aber ja, natürlich. Ganz sicher doch. Wisst Ihr, was Princess gerade erst heute

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