MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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style="font-size:15px;">      »Ich habe es nicht vergessen«, sagte Matthew.

      »Plane niemals einen Krieg, den du nicht gewinnen kannst. Stimmt's?«

      Matthew antwortete ihm nicht. Er verspannte sich in der Erwartung, wieder den Fuß im Rücken zu spüren, doch das blieb ihm erspart.

      »Dieser Jüngling … Bursche … Idiot«, korrigierte Ausley sich und wandte sich damit seinen zwei Begleitern zu, »ist zu dem Urteil gelangt, dass ihm meine Strafmethoden nicht passen. Diese Knaben haben alle eine so bedauerliche Einstellung. Manche sind wie wilde Tiere, für die selbst eine Scheune noch zu gut wäre – die beißen einem glatt den Arm ab und pinkeln einem ans Bein. Tagein, tagaus werden sie von den Kirchen und den Hospitälern an meiner Tür abgesetzt. Die Familie ist bei der Überfahrt von Europa gestorben, niemand fühlt sich verantwortlich – was soll ich denn mit ihnen machen? Die Familie eines anderen ist von den Indianern massakriert worden, dann gab's einen, der einfach nichts arbeiten wollte, oder einen, der besoffen in der Gosse lag. Was soll ich denn mit denen machen, außer ihnen Disziplin beizubringen? Ja, ich habe mich vieler von ihnen angenommen. Viele musste ich auf strengste Art bestrafen, weil sie sich an nichts hielten, das …«

      »Es geht nicht um Strafe«, unterbrach Matthew ihn und legte seine ganze Kraft in seine Stimme. Sein Gesicht hatte sich gerötet und zwischen den geschwollenen Lidern glitzerten seine Augen vor Wut. »Bei Euren Methoden … würden der Kirchenrat und Vorstand von den Hospitälern es sich noch mal überlegen … ob sie Euch noch weiterhin unterstützen wollen. Und auch die Stadt mit ihren Geldern für Euch. Wissen die denn alle, dass Ihr Sodomie für Disziplin haltet?«

      Ausley sagte nichts. Die Welt und die Zeit schienen in dem sich ausbreitenden Schweigen zum Stillstand zu kommen.

      »Ich habe sie spät nachts schreien gehört«, fuhr Matthew fort. »In vielen Nächten habe ich sie gesehen – hinterher. Manche … wollten nicht mehr leben. Keiner von ihnen war noch so wie vorher. Und Ihr habt Euch immer nur die Jüngsten herausgepickt. Die, die sich nicht wehren konnten.« Seine Augen brannten. Selbst nach acht Jahren betäubten ihn diese Gefühle noch. Er atmete tief durch, und dann entfuhren ihm die nächsten Worte: »Für all diese Jungen kämpfe ich, du räudiger Hund!«

      Ausleys Lachen hallte durch die Dunkelheit. »Oho! Oho, meine Freunde! Sehet nur den Racheengel! Auf der Erde und um Atem ringend!« Er trat ein paar Schritte näher an Matthew heran. Als er an seiner Pfeife sog, sah Matthew im roten Schein der Tabakglut eine Grimasse auf Ausleys Gesicht, die selbst den Engel Michael erschreckt hätte. »Du machst mich krank, Corbett! Mit deiner Dummheit und deiner widersinnigen Ehre. Mit deinem ständigen Hinterherrennen, mir vor die Füße laufen und mich ins Stolpern bringen. Das machst du nämlich, nicht wahr? Versuchst was herauszufinden? Mir hinterherzuspionieren? Mir verrät das etwas sehr Wichtiges: Du hast nichts in der Hand. Wenn du außer deinen aberwitzigen Mutmaßungen und erfundenen Erinnerungen etwas hättest – irgendetwas –, würdest du mir nämlich zuerst deinen heiß geliebten, inzwischen verstorbenen Richter Woodward oder jetzt deinen neuen Herrn Powers auf den Hals gehetzt haben. Habe ich nicht recht?« Plötzlich veränderte sich sein Ton und er hörte sich an wie ein altes, verärgertes Weib: »Da siehst du, in was ich wegen dir getreten bin!«

      Nach einer gedankenvollen Pause fuhr er fort: »Mr. Bromfield, schleift doch bitte Mr. Corbett hier herüber.«

      Eine Hand packte Matthew am Kragen und eine zweite fasste sein Hemd unten am Rücken. Schnell und zielstrebig wurde er von einem Mann gezogen, der wusste, wie man mit einem bewegungslosen Körper verfährt. Matthew spannte die Muskeln an und versuchte, sich zusammenzukrümmen, aber eine Faust – Carvers, nahm er an – stieß ihn fest genug in die Rippen, um ihm mitzuteilen, dass Stolz zu Knochenbrüchen führen würde.

      »Du hast so schmutzige Gedanken«, sagte Ausley, dessen Geruch nach Nelken und Tabakrauch Matthew jetzt erfasste. »Ich finde, wir sollten die etwas schrubben und am besten im Gesicht anfangen. Mr. Bromfield, wenn Ihr ihn bitte für mich saubermachen könntet.«

      »Mit Vergnügen«, sagte der Mann, der Matthew gepackt hatte. Mit teuflischer Lust fasste er Matthews Kopf und stieß ihn mit dem Gesicht in die fliegenübersäten Pferdeäpfel, in die Ausley getreten war.

      Matthew hatte geahnt, dass dies geschehen würde. Es gab keinen Weg daran vorbei. Es gelang ihm noch, fest den Mund zu schließen und die Augen zuzukneifen, und dann landete sein Gesicht auch schon in dem frischen Haufen. Die analytische Hälfte von Matthews Verstand, die Fakten beurteilte, registrierte, wie unangenehm frisch die Pferdeäpfel waren. Geradezu seidig. Als würde man sein Gesicht in einer Seidentasche vergraben. Warm waren sie auch noch. Das Zeug quoll ihm ihn die Nasenlöcher, aber ihm saß der Atem noch in der Lunge. Er wehrte sich nicht – auch nicht, als er eine Stiefelsohle am Hinterkopf zu spüren bekam, die sein Gesicht durch die widerliche Scheiße fast bis aufs Kopfsteinpflaster darunter drückte. Sie wollten, dass er sich wehrte, damit sie ihn brechen konnten. Und gerade deshalb würde er nicht kämpfen, auch wenn ihm jetzt die Luft ausging und sein Gesicht noch immer vom Stiefel eines Hurensohns in den Dreck gepresst wurde. Er würde nicht kämpfen, damit er eines Tages noch auf den Beinen stehen und einen besseren Kampf austragen konnte.

      »Zieht ihn hoch«, sagte Ausley.

      Bromfield gehorchte.

      »Seht zu, dass er Luft in die Lunge bekommt, Carver«, befahl Ausley.

      Eine flache Hand schlug Matthew mitten auf die Brust. Mit einem Sprühregen aus Pferdemist schoss ihm die Luft aus dem Mund und der Nase.

      »Scheiße!«, schrie Carver. »Er hat mir das ganze Hemd dreckig gemacht!«

      »Na, dann macht doch Platz. Geht schon. Macht genügend Platz, dass er merkt, wie er stinkt.«

      Das merkte Matthew. Ihm steckte das Zeug noch immer in der Nase. Wie Sumpfschlick klebte es ihm im Gesicht und roch zum Erbrechen nach saurem Gras, vergorenem Futter und … tja, und nach stinkendem Mist, der frisch aus dem Pferdehintern gefallen war. Er würgte und versuchte sich die Augen sauber zu reiben, aber Bromfield hielt seine Arme fest wie das Fesselseil eines Räubers.

      Ausley gab ein flatterhaft kurzes, schrilles Lachen von sich. »Ach, schaut ihn Euch an! Der Racheengel ist zur Vogelscheuche geworden! Mit der Visage kannst du selbst die Aasgeier erschrecken, Corbett!«

      Matthew spuckte aus und schüttelte wild den Kopf; leider war ihm etwas des ungenießbaren Mahls in den Mund gelangt.

      »Ihr könnt ihn jetzt laufen lassen«, sagte Ausley. Bromfield ließ Matthew los und stieß ihn gleichzeitig so hart nach vorn, dass er wieder zu Boden fiel. Als Matthew sich auf die Knie rappelte und den Mist aus seinen Augen rieb, stellte Ausley sich über ihn und sagte mit leiser, gelangweilter Stimme, in die sich eine Drohung mischte: »Du wirst mir nicht mehr folgen. Verstanden? Halte dich daran, sonst werden wir dich das nächste Mal nicht mit Samthandschuhen anfassen.« Und zu den anderen: »Sollen wir den jungen Mann seinen Grübeleien überlassen?«

      Das Geräusch von feuchtem Räuspern wurde laut. Matthew spürte durch sein Hemd, wie ein Klumpen Schleim auf seiner linken Schulter landete: Carver oder Bromfield bewiesen, wie hochwohlgeboren sie waren. Danach hörte er, wie sich Stiefel entfernten. Ausley sagte etwas und einer der anderen lachte. Dann waren sie verschwunden.

      Matthew saß auf der Straße und wischte sich das Gesicht mit den Ärmeln sauber. In seinem Bauch gärte und schwappte die Magensäure. Die Wut und sein Schamgefühl brannten so stark, dass ihm war, als würde er unter der unbarmherzigen Mittagssonne vergehen. Sein Kopf brachte ihn fast um, ihm liefen die Augen. Dann krampfte sich sein Magen zusammen, und das Bier aus dem Old Admiral sowie der Großteil des

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