MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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meinte, aber er musste trotzdem fragen: »Ihr meint den Tag, an dem er ermordet wurde?«

      »Es tut doch wirklich nichts zur Sache«, sagte Hiram, rutschte aber unruhig auf seinem Stuhl herum. Er hatte gedacht, dass er sich an Matthews unersättlichen Appetit für Fragen und besonders an den durchdringenden Gesichtsausdruck des jungen Mannes gewöhnt hatte, der sich immer zeigte, sobald er auf etwas Interessantes stieß. »Ich bin mir nicht sicher, ob es an genau dem Tag oder einem anderen gewesen ist. Und danke, Patience, dass du das erwähnt hast.«

      »Ich habe nur laut gedacht«, sagte sie in fast entschuldigendem Tonfall. »Ich habe damit nichts weiter gemeint.«

      »Hörst du damit jetzt auf?« Entnervt erhob sich Matthew, um Cecily zu entkommen. Die Knie seiner Hose trieften von Schweinesabber. »Ich muss mich auf den Weg machen. Vor der Arbeit habe ich noch etwas zu erledigen.«

      »Die Maisfladen sind fast fertig«, meinte Patience. »Setzt Euch, der Richter wird …«

      »Nein, entschuldigt bitte. Danke für das Frühstück. Ich nehme an, dass ich Euch beide bei Lord Cornburys Ansprache sehen werde?«

      »Wir werden da sein.« Auch Hiram erhob sich. »Matthew, das bedeutet doch alles nichts. Es ist nur ein Schwein, das mit Euch spielt.«

      »Ich weiß, dass es nichts bedeutet. Ich habe nicht das Gegenteil behauptet. Und ich weise die Idee zurück, dass es irgendeine Verbindung zwischen Dr. Godwin und mir gibt. Ich meine … was das ermordet werden angeht.« Guter Gott, dachte er. Habe ich Fieber? »Dann sehe ich Euch heute Nachmittag«, sagte er und wich Cecily aus, die ihn schnaufend umkreiste. Er ging zur Tür hinaus und marschierte über den mit Naturstein gelegten Pfad zur Straße.

      Wie albern!, sagte er sich auf seinem Weg in südliche Richtung. Sich wegen der angeblichen hellseherischen Qualitäten eines Schweins durcheinanderbringen zu lassen – als ob er tatsächlich an so etwas glaubte. Nun, manch einer glaubte Derartiges. Manche behaupteten, dass Tiere einen Wetterwechsel und dergleichen schneller als Menschen spüren konnten, aber einen Mord vorherzusagen … das klang wie Hexerei. Und daran glaubte er auch nicht!

      An diesem schönen Morgen wirkte es, als wäre die gesamte Bevölkerung von New York auf den Straßen unterwegs. Sie liefen, hockten, huschten und bellten rund um ihn herum – und das waren nur die Katzen, Ziegen, Hühner und Hunde. Die Stadt wurde immer mehr zum Zoo, da die Hälfte der Menschen die dreimonatige Überfahrt von England nicht überlebte, während ihr Vieh sich am grüneren Gras von Nordamerika labte.

      Die Töpferei der Stokelys war eines der abgelegensten Häuser der Stadt. Gleich nördlich der Haustür lag die High Road, die über gewellte Felder und mit dichten grünen Wäldern bekränzte Hügel zur weit entfernten Stadt Boston führte. Goldene Sonnenflecken schimmerten auf dem Wasser des East River und des Hudson, und als Matthew auf seinem Weg den Broad Way entlang auf einer Anhöhe ankam, genoss er die weite Aussicht über New York, über die er sich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit freute.

      Über den unzähligen gelbgeschindelten Wohnhäusern, Geschäften und Gebäuden, die sich vor ihm ausbreiteten, hing der Rauch von Feuerstellen und Schmiedefeuern. Auf den Straßen waren die fleißigen Bürger unterwegs, entweder zu Fuß, per Pferdewagen oder mit dem Ochsenkarren. Krämer standen mit ihren Karren an den Straßenecken und boten ihre Körbe, Seile und allerlei andere Waren feil. Auch der Lumpensammler war unterwegs und schaufelte den Mist der Tiere, der sich über Nacht angesammelt hatte, in seinen eimerartigen Karren, um ihn auf dem Bauernmarkt zu verkaufen. Matthew wusste, wo der Mann in der Nähe der Sloat Lane einen wahren Schatz an Pferdeäpfeln finden konnte.

      Drei Skiffs trieben unter weißen Segeln vor dem Wind den East River entlang. Ein größeres Segelschiff, das von zwei langen Ruderboten aus dem Hafen gelotst wurde, verließ unter Glockengeläut eine kleine Gruppe Abschiedsnehmer am Great Dock. An den Piers wurden natürlich viele Geschäfte gemacht, und schon vor Sonnenaufgang ging es zu wie in einem Bienenstock – dafür sorgten all die Segelmacher, Ankerschmiede, Kabeljaufischer, Flaschenzughersteller, Takler, Teerbuben, Schiffsbauer, Holzzapfenschnitzer und wer noch alles zur Besetzung eines maritim ausgerichteten Theaterstücks gehörte. Schaute man zu den rechts von den Docks gelegenen Geschäften und Gebäuden, erblickte man das Reich der Packer, Mauteintreiber, Zahlmeister, Schauermänner, Lotsen, Schreiber, Ausrufer und Papierschöpfer, wo die Kontoristen und Einkäufer entschieden, welche Güter die Stadt verließen oder hereinkamen. In der Stadtmitte standen das Zollhaus, das Haus des Bürgermeisters und das neugebaute Rathaus, das errichtet worden war, um die Amtsstuben der Einwohner, die die alltägliche Politik und alles Gewichtige im Leben von New York überblickten, an einem Ort zu vereinen. Hier waren die Bezirksabgeordneten, das Stadtarchiv, die Richter, der vorstehende Wachtmeister und der Staatsanwalt zu finden. Im Grunde, dachte Matthew, hatten sie sich darum zu kümmern, rivalisierende Geschäftsleute davon abzuhalten, einander zu ermorden. Sie waren zwar in der Neuen Welt – aber die alten unzivilisierten Empfindlichkeiten Londons waren mit über den Atlantik gekommen.

      Schnellen und bestimmten Schrittes ging Matthew den Hügel hinab auf sein Ziel in der Stadt zu. Seine tägliche Routine und die Sonnenuhr vor Madam Kennedays Bäckerei verrieten ihm, dass er noch eine halbe Stunde Zeit hatte, bis Richter Powers in der Amtsstube erscheinen würde. Diesen Morgen wollte Matthew einem Schmied Feuer unter dem Hintern machen, bevor er seine Feder auf Papier setzte.

      Trotz all der Viehpferche, Ställe, Abdeckereien, Lagerhallen und heruntergekommenen Pinten war New York eine hübsche Stadt. Die niederländischen Pioniere hatten der Siedlung durch charakteristisch schmale Fassaden, hohe Giebeldächer und ihrer Liebe für Wetterhähne, verzierte Rauchfänge und einfache, aber präzise angelegte Gärten ihr Siegel aufgedrückt. Alle Gebäude südlich der Wall Street waren unverkennbar holländisch, während die Häuser und Gebäude nördlich dieser Linie in typisch kantiger englischer Bauweise errichtet worden waren. Matthew hatte sich gerade ein paar Abende zuvor im Gallop mit jemandem darüber unterhalten. Eines Tages, so hatte er behauptet, würde man erkennen, dass die Holländer wie Gärtner dachten und sich bemüht hatten, ihre Umgebung mit Gärten und Parks zu verschönern – während es den Engländern nur darum ging, im Namen des Handels ihre Kastenhäuser auf jedes freie Fleckchen zu quetschen. Wollte man sehen, wodurch sich London von Amsterdam unterschieden, musste man nur die Wall Street überqueren. Natürlich hatte er diese Städte nie besucht, aber er besaß eine ganze Büchersammlung und hatte sich schon immer für Reiseberichte interessiert. Und er war mit einer eigenen Meinung gewappnet, die ihn in den abendlichen Diskussionen im Gallop entweder zum Helden oder Dummkopf machte.

      Es stimmte schon, überlegte er, als er über die Broad Street auf den Kirchturm der Trinity Church zuging, dass New York zu einer … hm, wie sollte man es sagen … Weltstadt wurde, vielleicht? Dass die Existenz dieser Stadt und ihre mögliche Bedeutung in der Zukunft rund um die Welt bemerkt wurden? Ihm kam es zumindest so vor. An jedem beliebigen Tag konnte man buntgekleidete Besucher aus Indien über das Kopfsteinpflaster schreiten sehen, belgische Finanziers, die in ihren dunklen Anzügen und schwarzen Dreispitzen ein Bild ernsten Vorhabens abgaben – sogar niederländische Händler in vergoldeten Westen gab es, aus deren luxuriösen Perücken bei jedem Schritt Puder puffte. Sie bewiesen, dass Feinde sich zum gegenseitigen Profit über Kassenzetteln treffen konnten. In den Bierschänken fand man Tag und Nacht kubanische Zuckerkaufleute aus Barbados, jüdische Edelsteinhändler aus Brasilien und Tabakankäufer aus Stockholm, die bei Wein und Kabeljau neue Geschäfte aushandelten. Regelmäßig trafen Lieferanten von Indigofärbe aus Charles Town und Geschäftsgesandte aus Philadelphia und Boston in der Stadt ein. Es war kein ungewohntes Bild, Sint Sink, Irokesen und Mohikaner zu sehen, die ganze Wagenladungen von Hirsch-, Biber- und Bärenfellen in die Stadt brachten und unter Menschen und Hunden gleichermaßen für Aufregung sorgten. Und natürlich liefen Sklavenschiffe aus Afrika oder den Westindischen Inseln in den Hafen ein. Sklaven, die nicht zur Arbeit in New York erworben wurden, fanden sich an andere Orte wie Long Island zur Auktion weiterverschifft. Vielleicht jeder fünfte

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