MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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nichts gesagt habe, weil ich nichts gegen ihn in der Hand hätte. Du weißt ja selbst, dass der Hauptwachtmeister einer seiner Spielerkumpane ist. Ich muss also Beweise haben, John. Ich muss irgendwen haben, der den Mund aufmacht.«

      »Irgendwen«, sagte John mit nur einem Hauch von Bitterkeit in der Stimme.

      »Myles Newell und seine Frau sind nach Boston gezogen«, erinnerte Matthew ihn. »Er war dazu bereit gewesen und kurz davor, aber da er nun fort ist, liegt es an dir.«

      John schwieg, drückte noch immer die Fäuste gegeneinander. Seine Augen hatten sich verdunkelt.

      »Letzten Monat hat Nathan Spencer sich erhängt«, sagte Matthew. »Zwanzig Jahre alt, und trotzdem hat es ihm keine Ruhe gelassen.«

      »Ich weiß, dass Nathan tot ist. Ich war auch auf der Beerdigung. Und ich hab an ihn gedacht – an vielen Tagen. Er ist auch hergekommen und hat geredet, genau wie du. Aber sag mir, Matthew«, jetzt starrte John Five seinem Freund mit Augen ins Gesicht, die gleichzeitig von Qualen erschüttert waren und doch so heiß wie ein Schmiedefeuer brannten, »hat es Nathan keine Ruhe gelassen … oder dir nicht?«

      »Es ging uns beiden so«, sagte Matthew ehrlich.

      John grunzte leise und schaute wieder weg. »Es tut mir leid um Nathan. Er hat sich so viel Mühe gegeben, es zu vergessen. Aber du hast das nicht zugelassen, oder?«

      »Ich hatte keine Ahnung, dass er vorhatte, sich umzubringen.«

      »Vielleicht hatte er das auch nicht, bis du ständig hinter ihm her warst. Hast du dir das mal durch den Kopf gehen lassen?«

      Ehrlich gesagt hatte Matthew das tatsächlich. Es war allerdings etwas, das er von sich weggeschoben hatte. Er konnte es nicht ertragen vor sich zuzugeben, dass seine Bitten an Nathan, vor Richter Powers und Staatsanwalt James Bynes gegen Eben Ausley auszusagen, zu einem über die Sparren der Dachkammer des jungen Mannes geschlungenen Seil geführt hatten.

      »Nathan ging es nicht gut«, sprach John Five weiter. »Im Kopf. Er war schwach. Du als großer Gelehrter hättest das wissen sollen.«

      »Ich kann ihn nicht wieder lebendig machen und du auch nicht«, sagte Matthew heftiger, als er eigentlich wollte – es hörte sich zu sehr an, als lehnte er kurzangebunden jede Verantwortung ab. »Wir müssen da weitermachen, wo wir …«

      »Wir?« John blickte finster drein; eine Drohung, die nicht auf die leichte Schulter zu nehmen war. »Wer ist dieses wir? Ich habe nicht gesagt, dass ich was damit zu tun haben will. Ich hab dir nur beim Reden zugehört, mehr nicht. Weil du jetzt so hochgebildet bist – und ich muss sagen, dass du schön daherreden kannst, Matthew. Aber nur mit Reden kommt man nicht so weit.«

      Wie es seine Gewohnheit war, übernahm Matthew die Initiative. »Das finde ich auch. Es ist Zeit, etwas zu tun

      »Du meinst, Zeit, dass ich meinen Hals auch in eine Schlinge stecke, was?«

      »Nein, das meine ich nicht.«

      »Tja, das würde aber passieren. Erhängen würde ich mich nicht, niemals. Aber mein Leben würde ich ruinieren. Und wofür?« John Five atmete tief ein und schüttelte den Kopf. Als er weitersprach, war seine Stimme leiser und klang fast verzweifelt. »Ausley hat recht. Es interessiert niemanden. Keiner wird irgendwas von dem glauben, was gegen ihn gesagt wird. Er hat zu viele Freunde. Nach dem, was du mir erzählt hast, hat er zu viel Geld an den Spieltischen verloren, um hinter Gitter zu wandern oder aus der Stadt verbannt zu werden. Seine Gläubiger würden sich das nicht gefallen lassen. Und selbst wenn ich den Mund aufmachen sollte – oder wenn irgendwer den Mund aufmachte –, würden sie mich nur einen Verrückten nennen, oder vom Teufel besessen, oder … wer weiß, was mir zustoßen würde.«

      »Wenn du Angst um dein Leben hast, kann ich dir sagen, dass Richter Powers …«

      »Du redest und redest«, sagte John Five und ging mit solch grimmigem Gesicht auf Matthew zu, dass der dachte, ihre Freundschaft – oder eher Waisenhauskameraderie – würde gleich mit einem gebrochenen Kiefer enden. »Aber du hörst nicht zu«, fuhr John fort, blieb jedoch stehen. Er schaute die Straße hinunter auf die vorbeigehenden Gentlemen und Ladies, auf einen Pferdekarren, der angerollt kam, und ein paar Kinder, die Krieg spielten und lachten, als sei die Welt ein wahres Entzücken. »Ich habe Constance gefragt, ob sie meine Frau werden will. Im September werden wir heiraten.«

      Matthew wusste, dass Constance Wade seit fast einem Jahr bereits Johns große Liebe war. Er hätte nie gedacht, dass John den Mut finden würde, um ihre Hand anzuhalten – denn sie war die Tochter des strenggesichtigen, schwarz gekleideten Predigers William Wade, des Mannes, von dem gesagt wurde, dass die Vögel mit dem Singen aufhörten, wenn er das unerschrockene Auge Gottes auf sie warf. Matthew freute sich natürlich für John Five, denn Constance war ein hübsches, kluges Mädchen mit lebhaftem Verstand. Aber er begriff auch, was dies bedeutete.

      Einen Moment lang schwieg John, und auch Matthew sagte nichts.

      Dann sagte John: »Phillip Covey. Hast du ihn gefragt?«

      »Habe ich. Er weigert sich standhaft.«

      »Nicholas Robertson? John Galt?«

      »Die habe ich beide mehrmals gefragt. Beide haben Nein gesagt.«

      »Warum dann ich, Matthew? Warum kommst du immer wieder zu mir?«

      »Wegen dem, was du durchgemacht hast. Nicht nur, was Ausley angeht, sondern auch vorher. Der Überfall von den Indianern. Der Mann, der dich überall mit hingenommen und gezwungen hat, in den Wirtshäusern zu tanzen. Wie so viel Böses und solche Schwierigkeiten alles zerstört haben. Ich hätte gedacht, dass du dagegen ankämpfen und dafür sorgen wolltest, dass Ausley da eingesperrt wird, wo er hingehört.« Von John Five kam keine Antwort; das Gesicht des jüngeren Mannes war ohne jegliche Regung. Matthew sagte mit fester Stimme: »Ich hätte gedacht, dass du sehen willst, wie Recht geschieht.«

      Zu Matthews Überraschung kehrte nun ein Hauch von Gefühl in Johns Mimik zurück, doch es war nur ein leiser Anflug eines wissenden Lächelns – oder besser gesagt, eine Art listiges Wissen. »Wie Recht geschieht? Geht's wirklich darum? Oder willst du mich bloß wieder zum Tanzen zwingen?«

      Matthew wollte antworten, gegen Johns Behauptung protestieren, aber bevor er dazu kam, sagte der jüngere Mann leise: »Bitte hör mir zu, Matthew, und versteh mich: Ausley hat dich nie angefasst, oder? Du warst in einem Alter, das er für … zu alt fand, um sich mit dir abzugeben, nicht wahr? Deshalb hast du nachts was gehört – Heulen vielleicht, einen oder zwei Schreie –, und mehr nicht. Vielleicht hast du dich dann im Bett umgedreht und schlecht geträumt. Vielleicht hast du dir gewünscht, dass du was tun könntest, aber das konntest du nicht. Vielleicht hast du dich einfach klein und schwach gefühlt. Aber wenn es jemanden gäbe, der jetzt etwas gegen Ausley unternehmen wollte, Matthew, dann wäre ich das, und Covey und Robertson und Galt. Und wir wollen nicht. Wir wollen nur mit unserem Leben weitermachen.« John verstummte, um seine Worte wirken zu lassen. »So, und du redest nun davon, Recht geschehen zu lassen – und das ist ein edler Gedanke. Aber Justitia hat die Augen verbunden und sieht die Wahrheit nicht immer. Sagt man nicht so?«

      »So ähnlich.«

      »Ähnlich genug, nehme ich an. Wenn ich – oder einer der anderen – auf dem Zeugenstand gegen Ausley aussagen würde, gäbe es keinerlei Garantie, dass er eine schlimmere Strafe als der alte Grooder bekommen würde. Nein, er würde nicht mal so eine kleine Strafe bekommen. Er würde sich

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