Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 4
Clenwick beklagte sich bitter darüber, daß das Verteidigungsministerium seinem Unternehmen die kalte Schulter gezeigt habe, solange es darum ging, Zuschüsse zu den beträchtlichen Entwicklungskosten des Lasers zu erhalten. »Und jetzt spielen sie verrückt«, beschwerte er sich.
Seine wiederholten Versuche, Agatha Simpson Einzelheiten über ihre Ermittlungen zu entlocken, scheiterten an der Hartnäckigkeit der älteren Dame.
»Meine Ermittlungen sind so gut wie abgeschlossen«, versicherte Agatha Simpson stereotyp. »Mein Konzept sieht als nächsten Schritt die Festnahme des Täters vor. Doch davon später, junger Mann.«
Als Clenwick schließlich resignierte und seine Gäste entließ, war es draußen schon dunkel.
»Darf meine Wenigkeit noch um Auskunft darüber bitten, seit wann Miß Burley bei Ihnen beschäftigt ist, Mister Clenwick?« stellte Parker seine letzte Frage.
»Seit einem Monat«, gab der Firmenchef Auskunft. »Ist das wichtig?«
»Es könnte sich möglicherweise als wichtig erweisen, Sir«, entgegnete der Butler und lüftete ein wenig seine schwarze Melone. »Man wünscht noch einen angenehmen Abend, Mister Clenwick.«
*
»Natürlich habe ich diesen Monday sofort durchschaut, Mister Parker«, verkündete Lady Agatha mit stolzgeschwellter Brust, während der Butler sie über den Hof geleitete.
»Darf man die Vermutung äußern, daß Mylady Mister Sinclair Longdale zu meinen geruhen?« vergewisserte sich Parker.
»Nichts anderes habe ich doch gesagt, Mister Parker«, behauptete die resolute Dame in einem Ton, der keinen Widerspruch gewohnt war. »Mein Namensgedächtnis ist über jeden Zweifel erhaben.«
»Nicht mal in Morpheus’ Armen würde meine Wenigkeit es wagen, dies in Abrede zu stellen«, versicherte der Butler in seiner unerschütterlichen Höflichkeit. »Darf man möglicherweise um Aufklärung darüber bitten, wie Mylady Ihren Verdacht gegenüber Mister Longdale zu begründen geruhen?«
Die Detektivin zögerte mit der Antwort, bis man an der hell erleuchteten Pförtnerloge vorbei war. Der Wächter blickte zwar verdutzt, als er Agatha Simpson hocherhobenen Hauptes vorüberschweben sah, begleitet von ihrem Butler. Er verzichtete aber auf Fragen und ließ das seltsame Paar mit einem Kopfnicken passieren, Mylady bedachte den kahlköpfigen, ungeschlacht wirkenden Mann mißtrauisch über die Schulter, ehe sie fortfuhr: »Dieser Monday hat einen ausgesprochen hinterhältigen Blick, Mister Parker, Außerdem ist er unzufrieden und verträgt sich nicht mit seinem Chef.«
»In der Tat dürfte bei Mister Longdale ein gewisses Motiv zu vermuten sein«, stimmte der Butler vorsichtig zu. »Die Entscheidung für Mister Bowes’ Erfindung dürfte ihn tief enttäuscht haben, falls man diesen Eindruck wiedergeben darf.«
»Sie haben mich richtig verstanden, Mister Parker«, lobte die Detektivin. »Aber obwohl Monday ein Motiv hat, werde ich seine Festnahme noch etwas hinausschieben.«
»Gewichtige Gründe dürften Mylady zu dieser Entscheidung bewogen haben.«
»In der Tat, Mister Parker.«
»Möglicherweise gehen Mylady von der Annahme aus, Mister Longdale könne die gestohlenen Papiere inzwischen an einen Komplizen weitergegeben haben?«
»Genauso ist es, Mister Parker«, nickte die Detektivin eifrig, obwohl sie an diese Möglichkeit nicht im entferntesten gedacht hatte. »Ich werde deshalb sein kriminelles Umfeld sondieren, ehe ich zuschlage.«
»Die Gelegenheit dazu dürfte sich kurzfristig ergeben, Mylady«, meldete Parker, während er seiner Herrin beim Einsteigen behilflich war. Er hatte die junge Dame, die am anderen Ende des Parkplatzes in einen japanischen Mittelklassewagen stieg, trotz der schwachen Beleuchtung sofort erkannt.
Sie trug jetzt ein enges, schwarzes Kleid unter dem modischen Wettermantel und ließ ihre langen, blonden Haare über die Schultern wehen. Es handelte sich zweifelsfrei um die neugierige Raumpflegerin Miß Burley.
»Unsinn, Mister Parker«, wehrte Mylady ab, als ihr Butler vorschlug, der jungen Dame unauffällig zu folgen.
»Immerhin gehört Miß Burley zu den wenigen Personen, die ungehindert Zutritt zum Computerraum haben, falls dieser Hinweis erlaubt ist«, wandte Parker ein.
»Dennoch kommt sie mir nicht verdächtig vor, Mister Parker«, entschied Lady Simpson. »Eine Putzfrau! Woher sollte ein dienstbarer Geist wissen, wie man mit einem Computer umgeht? Wenn die Frau solche Fähigkeiten hätte, würde sie eine angenehme und gut bezahlte Arbeit ausüben, anstatt zu putzen.«
»Zweifellos haben Mylady erwogen, daß Miß Burley möglicherweise als Spionin in das Unternehmen eingeschleust worden ist«, spielte Parker seiner Herrin einen Ball zu, den sie prompt auffing.
»Darauf wollte ich sie gerade aufmerksam machen, Mister Parker«, schwindelte die ältere Dame unbekümmert. »Diese Miß Curley ist eine gefährliche Agentin. Das war mir natürlich sofort klar, als ich sie beim Lauschen an der Tür ertappte.«
Die Entscheidung war gefallen. Die roten Lichter des japanischen Wagens verschwanden gerade hinter einer Häuserecke, als Josuah Parker sein hochbeiniges Monstrum anrollen ließ und die Verfolgung aufnahm.
*
Für den Butler stand noch nicht fest, daß Miß Burley eine Spionin war, wenn auch ihre Ausrede nicht sehr überzeugend geklungen hatte. Darüber hinaus machte sie nicht den Eindruck, als wäre sie es gewohnt, ihren Lebensunterhalt durch Putzen zu verdienen. Und sie war erst einen Monat bei der »Hitec«.
Die Fahrt endete nach einer Viertelstunde in einer Wohnstraße in der Nähe des Victoria-Parks. Die junge Frau verließ ihren Wagen, überquerte eilig die Fahrbahn und klingelte an der Tür eines kleinen, gepflegten Reihenhauses.
Parker hatte sein Fahrzeug in sicherer Entfernung zum Stehen gebracht. Er sah, wie die Tür geöffnet wurde und die junge Frau eintrat. Wer sie eingelassen hatte, konnte er nicht erkennen.
»Falls Mylady keine Einwände erheben, würde man das Haus, das Miß Burley soeben betreten hat, etwas näher in Augenschein nehmen«, bot er an.
»Aber lassen Sie größte Vorsicht walten, Mister Parker«, warnte die Detektivin. »Diese Frau ist gefährlich.«
»Man wird sich bemühen, Myladys wohlgemeinte Ratschläge uneingeschränkt zu beherzigen«, versprach Parker und verließ den Wagen.
Das glatte Pokergesicht des Butlers zeigte nicht die Spur einer Regung, als er das Messingschild an der weiß lackierten Haustür las: Sinclair Longdale.
Sekunden später verschwand Parker in dem Durchgang, der zu dem kleinen Gärtchen an der Rückseite des Hauses führte. Da die Fenster zur Straße dunkel waren, hielten Longdale und seine Besucherin sich vermutlich in einem der rückwärtigen Zimmer auf.
Licht fiel nur aus einem großen Fenster im Obergeschoß, das auf einen Balkon hinausging. Kurz entschlossen hakte der Butler den Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes ins schmiedeeiserne Geländer und hangelte sich nach oben.
Jetzt konnte er auch Stimmen hören. Die Glastür, die auf den Balkon führte, stand einen Spalt offen.