Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Das freut mich aber«, sagte Dr. Cornelius, als er in das liebe Gesicht der alten Frau blickte. Frau Seidel lächelte verschämt. »Es ist zuviel der Ehre«, murmelte sie.
Dr. Cornelius begrüßte Molly, die ihm wohlbekannt war.
»Ich bin hingerissen«, sagte sie. »Das ist eine ganz andere Welt.«
»Erst anschauen«, sagte Dr. Cornelius, »dann loben oder kritisieren.«
Eine Kritik konnte nur wohlwollend sein. Das mußte auch Daniel zugeben, der alles nur im Rohbau gesehen hatte und damals noch nicht den richtigen Eindruck gewinnen konnte. Doch jetzt war wirklich alles traumhaft schön. Nicht nur die Seerosen blühten, sondern auch die Rosenstöcke in bunter Farbenpracht.
Noch zeigte sich kein Mensch. Daniel war erleichtert, daß ihnen kein offizieller Empfang bereitet wurde. Dafür hatte er nichts übrig. Aber daß auch Felicitas sich noch nicht blicken ließ, kränkte ihn doch ein wenig, wenn er es sich auch nicht eingestehen wollte. Es war ja nicht so, daß sie sich fremd waren. Ihre Väter waren die engsten Freunde gewesen, und sie kannten sich von Kindheit an. Vielleicht war der Altersunterschied von neun Jahren doch ein bißchen groß, aber Daniel konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, als er fünfzehn und Felicitas sechs gewesen war. Da war sie zutraulich gewesen, da hatte sie ihn ihren besten Freund genannt. Und es war einige Jahre auch so geblieben, bis sie dann heranwuchs und sie sich nur noch manchmal sahen, weil sie im Internat war und er schon auf der Universität.
»Wir brauchen nicht gleich alles auf einmal anzusehen«, sagte Molly. »Vielleicht möchte Frau Seidel sich ein wenig ausruhen.«
Sie fühlte, daß Daniel gern mit seinem väterlichen Freund allein sprechen wollte. Er mußte ihn auch auf David Delormes Kommen vorbereiten.
Während sich Frau Seidel auf einer Bank niederließ, gingen die beiden Herren auf das langgestreckte Gebäude zu, in dem sich die Behandlungsräume befanden.
»Es wird dir hoffentlich nicht unangenehm sein, daß heute gleich noch ein Patient kommt«, sagte Dr. Norden.
»Du hast es aber eilig«, schmunzelte der Ältere. »Aber mir soll es recht sein.«
»Es hat sich so ergeben«, sagte Daniel. »Frau Seidel wollte ich eine Freude machen. Sie war meine erste Patientin, und ich betrachte sie als eine Art Maskottchen.«
»Immerhin lobenswert, daß du dir dafür ein altes Mütterchen ausgesucht hast«, sagte Johannes Cornelius.
»Ihr Aufenthalt geht natürlich auf meine Kosten«, sagte Daniel.
Dr. Cornelius warf ihm einen schrägen Blick zu. »Hast du deswegen gleich auch einen zahlenden Gast hergeschwatzt?« fragte er belustigt. »Von kommerziellen Dingen wollten wir unsere Tätigkeit doch nicht bestimmen lassen.«
»Aber draufzahlen sollst du auch nicht, Hannes«, sagte Daniel.
»Wer zahlt denn bis jetzt drauf? Doch nur du. Ich verstehe nicht ganz, warum das unerwähnt bleiben soll.«
»Ohne dich wäre Vaters Wunschtraum nicht zu verwirklichen gewesen. Ich habe einfach nicht das Format, ein Sanatorium zu leiten.«
»Daß du dein Licht immer unter den Scheffel stellen mußt. Okay, Dan, wir haben uns geeinigt. Jeder tut auf seinem Platz seine Pflicht, aber es wäre doch eine große Freude für mich, wenn ich es noch erleben könnte, daß du mit mir zusammenarbeitest. Wer also ist der zahlende Gast?«
»David Delorme.«
»Waaas?« fragte Dr. Cornelius gedehnt. »Donner und Doria, wie hast du das fertiggebracht?«
»Er ist mir sozusagen zugelaufen«, erwiderte Daniel lächelnd.
Nachdenklich blickte ihn Dr. Cornelius an. »Fee wird staunen«, sagte er. »Delorme ist ihr Schwarm.«
»Soso«, sagte Daniel, doch da stand schon Felicitas in der Tür.
Lässig reichte sie Daniel die Hand. »Was ist mit Delorme?« fragte sie.
»Er wird heute noch hier eintreffen«, erklärte Daniel mit einem sarkastischen Unterton. »Zu deiner Freude, wie ich soeben vernahm.«
»Ausgerechnet hierher? Wieso?« fragte sie verwirrt.
Sie sah bezaubernd aus. Glatt und seidig umfloß das silberblonde Haar ihr feines Gesicht, in dem große violette Augen leuchteten. Dieses Leuchten galt wohl Delorme, dachte Daniel. Felicitas gab ihm viele Rätsel auf. Hastig begann er zu erzählen, wie es zu der Bekanntschaft mit Daniel gekommen war. Natürlich mußte er dabei auch Isabel erwähnen.
»Wird deine Freundin auch über Nacht hierbleiben?« fragte Felicitas anzüglich.
»Das weiß ich nicht. Isabel trifft ihre Entscheidungen allein«, erwiderte Daniel im gleichen Ton.
Warum gehen sie nur immer wie Kampfhähne aufeinander los, dachte Dr. Cornelius. Früher haben sie sich doch gut verstanden. Gab es da etwas zwischen den beiden, von dem er nichts wußte?
»Ich werde dich jetzt mit meinen Mitarbeitern bekannt machen«, lenkte er schnell ab.
Da war zuerst Dr. Jürgen Schoeller, einunddreißig Jahre, nur ein paar Zentimeter kleiner als Daniel, schlank, mittelblond und sehr sympathisch. Er hatte eine leise, angenehm dunkle Stimme, ging aber sparsam mit seinen Worten um.
Allerdings hatte er sich den Dr. Daniel Norden auch etwas anders vorgestellt. So, wie er vor ihm stand, wirkte er mehr wie ein Sportsmann und nach
Felicitas’ Bemerkungen hatte Jürgen Schoeller einen Salonlöwen erwartet. Dadurch war er wohl etwas irritiert.
Dann lernte Daniel Anne Fischer kennen, die Sekretärin von Dr. Cornelius, deren Erscheinen.Wärme verbreitete.
Daniel war überrascht, als Dr. Cornelius sagte, daß sie eine alte Bekannte von ihm sei.
Aber in der nächsten halben Stunde lernte er so viele Gesichter kennen, daß er über den einzelnen nicht nachdenken konnte.
Und dann versammelten sie sich alle in der Halle und gedachten Daniels Vater. Mit warmen, zu Herzen gehenden Worten würdigte Dr. Cornelius Dr. Friedrich Norden als einen wahren Menschenfreund.
Dann enthüllte er dessen Büste, die er hatte anfertigen lassen. Auch dies war für Daniel eine Überraschung. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
Er ging auf Dr. Cornelius zu und sagte: »Ich danke dir, Hannes.« Dann wandte er sich um und fuhr fort: »Ich danke Ihnen allen, die dazu beitragen wollen, daß ein großer Gedanke verwirklicht wird.«
*
David Delorme hatte es nicht begreifen wollen, als Isabel tatsächlich mit seinen Koffern gekommen war.
»Wie haben Sie das fertiggebracht,
Isabel?« fragte er.
»Ich habe mich mit Mrs. Wilding geeinigt. Sie will natürlich nicht, daß Ihre Karriere