Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Dr. Cornelius lachte leise. »Nun, vielleicht deshalb, um eine Familie zu haben«, meinte er.
»Für die ich keine Zeit hätte?«
»Immerhin bist du jetzt vierunddreißig. Ich finde, daß es das richtige Alter ist, sich nach einer Frau umzusehen. Nach der richtigen Frau, meine ich, denn ganz achtlos wirst du an ihnen ja nicht vorübergehen.«
»Es kann ja auch sein, daß diejenige, die ich für die Richtige halte, gegenteiliger Ansicht ist«, sagte Daniel gedankenvoll. »Was soll’s, Hannes. Mein Beruf füllt mich aus. Ich nehme ihn ernst, wenn man es mir auch nicht glauben will.«
»Ich glaube es dir«, sagte Johannes Cornelius voller Wärme.
*
Es schien, als solle es auf der Insel der Hoffnung einen turbulenten Anfang geben. Der nächste Morgen fing jedenfalls gleich so an.
Es kam ein Anruf für Molly. Sie hatte für alle Fälle ihre Telefonnummer daheim zurückgelassen. Sabine war am Telefon. Sie konnte kaum sprechen, so erregt war sie, aber schließlich begriff Helga Moll doch, daß Peter nicht nach Hause gekommen war, nachdem er sich am Nachmittag mit seinem Vater getroffen hatte.
Molly war einer Ohnmacht nahe. Sie ließ sich selbst von Daniel nicht beruhigen.
»Ich muß nach Hause, ganz egal wie«, sagte sie. »Meine Mutter dreht durch.«
»Ich bringe Sie heim, Molly«, sagte Daniel, obgleich es hier noch Wichtiges zu besprechen gegeben hätte.
»Nein, ich bringe Frau Moll zurück«, sagte Isabel. »Ich habe ohnehin nicht vorgehabt, den ganzen Tag hierzubleiben. Ich habe noch zu tun.«
Felicitas warf ihr einen erstaunten Blick zu. Dann trat David an Isabel heran.
»Darf ich Sie bitten, Lorna Grüße von mir auszurichten?« fragte er leise.
Isabel war betroffen. War er wankelmütig? Wußte er nicht, was er wollte? Fürchtete er gar, seine Mäzenin für immer zu verlieren?
»Ich muß ihr doch danken, daß sie meine Sachen herausgegeben hat«, erklärte er scheu. »Und dann ist mir schon vieles durch den Kopf gegangen. Die Zeit der Selbstbesinnung ist gut, aber nicht ganz so gut ist es, einfach davonzulaufen und sich vor einer Aussprache zu drücken.«
»Wollen Sie eine Aussprache, David?« fragte Isabel. »Soll Lorna Sie besuchen?«
»Ich möchte so gern, daß sie mich versteht. Denken Sie nicht, daß ich es bereue, diesen Schritt getan zu haben. Hier sehe ich alles nur ganz anders. Aber es mag ja sein, daß sie mich schon abgeschrieben hat.«
»Und wenn sie versöhnlich gestimmt ist, falls Sie sofort zu ihr zurückkehren?« fragte Isabel.
»Nein, das tue ich nicht. Ich bleibe hier. Ich fühle, daß es gut für mich ist.«
»Es tut mir so leid, daß ausgerechnet ich alles durcheinander bringen muß«, sagte Molly zu Dr. Norden.
»Sie doch nicht«, sagte er beschwichtigend. »Eine Mutter hat es wahrhaftig nicht leicht.«
»Wenn die Kinder so einen verantwortungslosen Vater haben, gewiß nicht«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wozu ich fähig bin, wenn er Peter auf die schiefe Bahn bringt, oder wenn dem Jungen gar etwas zugestoßen ist.«
»Ruhe bewahren, Molly«, sagte Daniel Norden. »Wenn ich heute abend zurück bin, rufe ich an.«
»Mach du dir keine Gedanken, Dan«, sagte Isabel. »Ich kümmere mich um Frau Moll.«
*
Insel der Hoffnung, eine Oase des Friedens, ein Paradies, und doch wurde es jedem jäh bewußt, daß eine Vielzahl menschlicher Schicksale den Alltag beherrschen würden. Froh würde kaum ein Mensch sein, der diese Insel betrat. Kranke, Verzweifelte und am Leben Verzagte würden hier Genesung suchen, und so zufrieden und glücklich wie Frau Seidel würde kaum einer den ersten Tag genießen können.
Mit ihrem lieben, dankbaren Wesen erwarb sie sich gleich aller Sympathie, auch die von Felicitas, die sich ihrer Zweifel zu schämen begann, als Frau Seidel ihr erzählte, wie sie zu diesem Aufenthalt gekommen war.
»Ich habe es gar nicht glauben können«, sagte Frau Seidel. »Immer wieder habe ich mich gefragt, warum ausgerechnet mir diese Ehre zuteil wird. Er ist ein so gütiger Mensch, unser Herr Dr. Norden. Wenn man so alt ist wie ich und so vielen Menschen begegnet ist, weiß man das erst richtig zu schätzen.
Das erste Mal habe ich mich gar nicht so richtig in seine Praxis getraut, aber die Frau Glimmer hat mir zugeredet. Sie haben eine Tankstelle, und das Haus, in dem ich wohne, gehört ihnen. Es sind auch nette Leute. Sie haben mir die Miete nicht erhöht, wie es andere getan hätten. Was soll man denn heute machen, wenn man nur eine kleine Rente bekommt? Ja, Frau Glimmer hat gesagt, daß ich doch zu Dr. Norden gehen soll, als ich es so mit dem Ischias hatte, daß ich kaum noch laufen konnte. Der hilft Ihnen schon, Frau Seidel. – Ich rede wohl ein bißchen viel?« fragte sie dann verlegen.
»Nein, erzählen Sie nur, Frau Seidel. Dr. Norden hat Ihnen also geholfen.«
Felicitas war neugierig geworden, was Frau Seidel noch so alles über Daniel erzählen würde.
»Vernünftig geredet hat er halt mit mir, so wie kein anderer. Ausheilen kann man das ja nicht mehr, wenn man so alt geworden ist und sich nie um seine Wehwehchen kümmern konnte. Aber wenn die Schmerzen arg werden, dann kommt er gleich, da läßt er mich nie warten, und dann hilft es einem ja auch schon, wenn jemand so nett mit einem redet. Und nun darf ich hier sein, das ist noch wie ein Traum. Ich kann es dem Dr. Norden ja gar nicht vergelten, ich kann ihm nur viel, viel Glück wünschen. Gell, ich kann es sagen. In meinem Alter kann man da in keinen falschen Verdacht mehr geraten.«
So war Daniel also aus der Sicht einer alten Frau. Daniel, der Menschenfreund!
Warum will ich mich nur in die Idee verrennen, daß alles Berechnung bei ihm ist, überlegte Felicitas mit einem Gefühl der Beklemmung. Weil es eine
Isabel gibt und sicher auch noch andere Frauen?
Einmal hatte sie ihn in München in der Oper mit einer bildschönen, exotisch aussehenden Frau gesehen, und sie waren ein aufsehenerregendes Paar gewesen. Da hatte es sie gepackt. Da hatte sich in ihr eine Flamme des Zornes entzündet. Nein, es war nicht nur Zorn gewesen, sondern ohnmächtige Wut. Hätte er denn nicht auch mal auf den Gedanken kommen können, sie zu einem Opernbesuch einzuladen?
Mein Gott, ich bin ja eifersüchtig, schoß es ihr durch den Sinn. Eifersüchtig auf jede Frau, sogar auf seine Patientinnen. Ganz heiß wurde es ihr bei diesem Gedanken. Und gerade da kam er aus dem Haus und auf sie zu.
»Lieb von dir, daß du dich um Frau Seidel kümmerst, Fee«, sagte er.
»Es ist doch selbstverständlich«, erwiderte sie leise. »Wir haben uns sehr gut unterhalten.«
»Na, Frau Seidel, Sie haben doch nicht etwa wieder Loblieder auf mich gesungen?« fragte er scherzend.
»Ich