Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt
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»Ich glaube, das Feuer ist im Abflauen«, zeigte Ragnilt hinüber, wo der Wasserstrahl der Spritzen zischend in die Flammen fuhr. »Es scheint sich auf ein Gebäude beschränkt zu haben.«
»Es ist das Wohnhaus«, erklärte Auguste. »Nicht schade drum, es war wirklich schon recht alt. Aber hoffentlich hat der Knauser es genügend versichert.
Aber wird der Regenguß auch Ihrem schönen Wagen nichts schaden, Frau Baronin? So was kostet doch immer einen Haufen Geld. Mein Himmel, was könnte ich dafür wohl Wolle kaufen.
Doch schauen Sie mal, wer kommt denn da angewankt – das sieht ja fast so aus, als würde ein Verunglückter geführt.
Barmherzigkeit, das ist doch der Herr Baron«, jammerte sie auf in den höchsten Tönen. »Und sogar mit einem verbundenen…«
Erschrocken verstummte sie, als ihr Blick auf Ragnilt fiel, die am Türpfosten lehnte, blaß wie eine Tote. Starr waren ihre Augen auf die beiden Männer gerichtet, die langsam näher kamen.
»Was schreist du denn wie aufgespickt!« fuhr Ackermann schon von weitem die Verwandte an, wurde dann jedoch kleinlaut, als er Ragnilt erkannte.
Aber da war sie auch schon bei ihm, ihre Augen flackerten in heißer Angst. Die Lippen zitterten so sehr, daß sie kaum die Worte formen konnten.
»Was ist mit meinem Mann?«
»Es ist nichts Besonderes, wirklich nicht, Frau Baronin«, beschwichtigte Ackermann. »Es sieht schlimmer aus, ganz bestimmt sieht es schlimmer aus. Guste, steh nicht da, wie Lots Weib! Sorg für ein Lager, auf das wir den Herrn Baron betten können.«
»Ja, ja…, aufs Sofa…, aufs Sofa!« Sie lief voran, das Zittern in den Beinen einfach ignorierend. Denn hier gab es etwas zu helfen, und dann war Gustchen stets obenauf.
Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie sämtliche Betten auf den Mann gepackt, der da so regungslos auf dem Sofa lag.
»Guste, du bist wohl nicht recht gescheit!« scheuchte Ackermann die dienstbeflissene Dicke mit dem Arm voll Betten fort. »Das Sofakissen und die Decke hier genügen vollkommen. Am wichtigsten ist jetzt, daß der Herr Baron aus den triefend nassen Kleidern kommt. Hast du was Trockenes für ihn zum Umziehen?«
»Höchstens eine Nachtjacke von mir und Hosen.«
»Guste, benimm dich!«
»Aber, Franz, wo soll ich wohl was anderes herkriegen, da ich doch keinen Mann habe?«
»Ach so, ja«, brummte Ackermann. »Lauf mal schnell nach oben zu den Nachbarsleuten.«
Schon war Gustchen davon, und als sie zurückkam, trug sie im Arm alles das, was so ein »Mannsbild« zum Anziehen braucht. Nur Schuhe und Strümpfe waren nicht dabei, die konnte Gustchen stolz aus eigenem Bestand liefern.
»Frau Baronin, bitte«, wandte Ackermann sich nun so betreten Ragnilt zu, als wäre er an allem schuld. »Gehen Sie ein bißchen vor die Tür, ja?«
»Wenn es durchaus sein muß. Aber was ist denn mit meinem Mann?« rang sie sich mühsam die Worte ab.
»Das erkläre ich später. Zuerst muß der Herr Baron trockengelegt werden, sonst holt er sich den Tod in den nassen Kleidern.«
Da ging Ragnilt vor die Haustür und wartete dort in bebender Angst, bis der Verwalter sie hinein bat.
»So, Frau Baronin, jetzt trinken Sie mal erst einen Kognak«, hielt Ackermann ihr ein Glas entgegen, nach dem sie hastig griff und es in einem Zug leerte.
»Danke, das hat gutgetan. Darf ich nun endlich wissen, was meinem Mann passiert ist?«
»Er hat die kranke Bäuerin aus den Flammen geholt«, entgegnete der Verwalter leise. »Dabei muß er wohl zuviel Rauch geschluckt haben – und außerdem mit dem Kopf irgendwo gegengerannt sein. Aber die Wunde ist wirklich nicht gefährlich, Frau Baronin. Ich habe sie mir angesehen, bevor ich mein Taschentuch darum band – denn etwas anderes stand mir in dem Wirbel ja nicht zur Verfügung.«
»Ragnilt«, kam es wie ein Hauch vom Sofa her – und schon stand sie davor.
»Ja, Trutz, ich bin hier.«
»Wie schön. Komm, setz dich zu mir, damit ich deine Nähe spüre.«
Da setzte sie sich auf das Sofa und bettete behutsam den wunden Kopf in ihren Schoß.
»Er ist schon wieder ohnmächtig«, flüsterte sie angstvoll dem Verwalter zu, der sich gespannt über seinen Herrn beugte. »Hoffentlich hat er keine innere Verletzung.«
»Ganz bestimmt nicht, Frau Baronin«, beruhigte Ackermann. »Dann hätte er sich ja nicht aufrechthalten können, geschweige denn gehen. Ich lauf’ mal zum Gastwirt und ruf’ den Arzt an. Und du, Guste, koch mal einen steifen Kaffee, den haben wir alle nötig.«
Damit enteilte er durch eine Tür, Gustchen durch die andere, und Ragnilt war mit ihrem Mann allein. Angstvoll sah sie in das bleiche Gesicht, aufgewühlt bis zu des Herzens tiefstem Grund. Alles, was der Mann ihr einst angetan, war verweht wie Spreu im Wind.
Heiß stieg die Liebe zu ihm empor, aber eine ganz andere, als sie damals empfand. Keine rührselige, anbetende Liebe durchflutete ihr Herz, sondern eine, wie Trutz sie vor Wochen aus dem »Hohelied« Salomons anführte: Liebe ist stark wie der Tod und ihr Eifer fest wie die Hölle.
Ganz plötzlich war diese Liebe da, geboren aus der herzzitternden Angst, die sie nun um den Mann ausstand. Ihre Tränen tropften auf das Taschentuch, das an der einen Seite rot gefärbt war von Blut.
Jäh schoß ihr die Schlußzeile des Liedes durch den Kopf; das sie noch kürzlich gesungen, ohne jedoch ganz den Sinn zu erfassen in seiner tiefsten Bedeutung.
Aber nun hatte sie es mit schmerzhafter Deutlichkeit erfaßt, dieses: Dunkle Stunden müssen offenbaren, was ein Herz des Großen birgt und Klaren.
»Trutz«, flüsterte sie in heißer Herzensangst. »Es darf nicht zu spät sein, hörst du? Trutz…, ich liebe dich.«
»Wie schön«, kam es wie ein Hauch zu ihr empor.
»Darf ich nun endlich dem Glück bezahlen meine Schuld?«
Zwar war es ihr unklar, was er damit meinte, aber sie nickte unter Lachen und Weinen zugleich. Erschrocken zuckte sie zusammen, als eine Hand nach ihrem Kopf griff, ihn hinunterzog, und dann spürte sie den heißen Kuß der Liebe, nach dem sie sich in den ersten Ehewochen krank gesehnt.
»Trutz«, stammelte sie, als sie wieder frei atmen konnte. »Trutz…, das war nicht recht von dir.«
»Was denn, Herzliebelein?«
»Den Bewußtlosen spielen…, und mir damit ein Geheimnis zu entlocken. Trutz, schäm dich!«
»Fällt mir gar nicht ein. In der Liebe ist jede List gestattet.«
»So warst du überhaupt nicht bewußtlos?«
»Doch, zu Anfang schon. Da war mir wirklich miserabel zumute. Doch da Liebe ja Wunder wirken soll, warum denn nicht