Elfenzeit 2: Schattendrache. Verena Themsen
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Читать онлайн книгу Elfenzeit 2: Schattendrache - Verena Themsen страница 8
»Scheint kein so beliebtes Touristenthema zu sein – was für uns nur gut sein kann«, meinte David. »Sie sagten etwas von einem Nibelungenmuseum. Lass uns auf deiner Karte schauen, wo das ist, vielleicht weiß dort jemand mehr.«
Rian nickte, schob mit bedauerndem Blick die letzte Praline in den Mund und warf die Schachtel in den Abfalleimer. Sie kramte in ihrer Tasche zwischen den Tütchen mit Modeschmuck und Süßigkeiten, die sich unterwegs darin angesammelt hatten, bis sie den Plan gefunden hatte. David war derweil ein Stück weiter zu einer großen Tafel gegangen und winkte sie zu sich. Es stellte sich heraus, dass die Tafel eine Karte von Worms war. Seufzend ließ Rian ihren Stadtplan wieder in der Tasche verschwinden.
Gründlich studierten sie gemeinsam den Plan.
»Sieht doch einfach aus«, meinte Rian. »Hier die Straße runter, und dann links, und dann wieder rechts. Also … da lang.« Sie zeigte in Richtung der Fußgängerzone, aus der sie zuvor gekommen waren.
»Da lang«, brummte Grog und zeigte die Straße hinunter, an der sie standen.
David kniff die Augen zusammen, musterte ein nahes Straßenschild, schaute hinauf zum Dom, dessen massige Türme auch von diesem Platz aus sichtbar waren, sah wieder auf die Karte und zuckte die Achseln. »Grog hat Recht«, stellte er fest. Er wandte sich um, um der Straße in der vom Dom wegführenden Richtung zu folgen, einen »Hab ich doch gesagt!« brummelnden Grogoch und einen auf dem Kantstein balancierenden Pirx im Schlepptau. Rian warf einen kurzen sehnsüchtigen Blick in Richtung der Fußgängerzone mit all den netten Läden, ehe sie sich ebenfalls der Gruppe anschloss.
Ein gutes Stück weiter fanden sie ein Schild, das nach links zeigte. Die nächste Abzweigung verpassten sie, da dort kein Schild mehr stand, bogen dafür eine Straße später ab und standen tatsächlich wenig später vor dem Nibelungenmuseum.
Es wirkte auf Rian, als habe jemand sieben riesige ovale Weinfässer der Länge nach halbiert, die Wände außen mit Blech verkleidet, die Deckel durch Glas ersetzt, und die Rückseiten gegen die an dieser Stelle gut erhaltenen Reste der Wormser Stadtmauer geschoben. Zwischen der vierten und der fünften Fasshälfte stand außerdem ein quadratischer Blechturm mit spitzem Dach. Das mittlere Fass war der Eingang. Was Rian im Vorbeigehen durch die verglasten Außenwände der drei Fässer links daneben gesehen hatte, deutete darauf hin, dass dort eine Ausstellung oder ein Laden war.
Rian stieg die Stufen zum Eingangsfass hoch und trat ein, gefolgt von den Kobolden und David. Vom Eingangsbereich aus kamen sie an einigen Garderobenständern vorbei in einen breiten Quergang, der innerhalb der Stadtmauer lag. Nun verstand Rian die Form der modernen Anbauten: Die Mauer musste an dieser Stelle einen Bogengang beherbergt haben, und in die Bögen dieses Gangs hatten die Erbauer die Räume eingepasst. Vielleicht war sogar in früheren Zeiten jeder dieser Bögen ein eigener Raum gewesen, und der Quergang war erst nachträglich erschaffen worden.
Rian blieb unschlüssig stehen und sah in beide Richtungen des Quergangs. Links sah man einen Bereich, der als Verkaufsraum diente. In einer Vitrine lagen nachgearbeitete historische Fundstücke, Bücher und Broschüren aus, und allerlei andere Souvenirs waren dazwischen verteilt. Rechts sowie über eine geradeaus befindliche Wendeltreppe schien es in verschiedene Teile des eigentlichen Museums zu gehen.
Während Rian noch zögerte, steuerte David direkt auf einen links im nächsten »Fass« aufgestellten Tresen zu, hinter dem eine junge Frau mit schulterlangem schwarzem Haar saß und etwas sortierte. Rian gab den Kobolden Zeichen, im Eingangsbereich zurückzubleiben.
Als David sich mit verschränkten Armen auf den Tresen lehnte, sah die Frau dahinter auf und schob eine störende Haarsträhne hinter ihr Ohr, ehe sie zu lächeln begann. Ihre leicht mandelförmigen Augen leuchteten dabei in einer Weise auf, die Rian verriet, dass ihr Bruder sie bereits für sich eingenommen hatte, ehe er auch nur ein Wort gesagt hatte.
Die Elfe empfand etwas zwischen Amüsiertheit und Mitleid für die Menschenfrau. Sie war hübsch und könnte seine nächste Eroberung werden. Unter Elfen war so etwas üblich, doch Menschenfrauen schienen damit oft Probleme zu haben, was ihr Leben in Rians Augen unnötig kompliziert machte.
Die Elfe seufzte leise und nahm von einem Tischchen einen kleinen bunten Stoffdrachen auf, der mit Sand gefüllt war, um damit herumzuspielen, während sie ihren Bruder und die Frau am Tresen beobachtete.
»Wir sind auf der Suche nach dem echten Siegfriedsbrunnen«, sagte David. »Können Sie uns sagen, wo wir ihn finden?«
Die Frau lachte auf, und der helle Klang machte sie Rian spontan sympathisch.
»Wenn ich das wüsste, müsste ich mir um das Thema meiner Doktorarbeit keine Sorgen mehr machen«, antwortete sie. »Seit Jahrhunderten wird darüber gestritten, welcher der vielen Kandidaten der richtige ist, und für jeden gibt es gute Argumente. Welcher es wirklich ist, und ob es überhaupt einen echten Brunnen gibt – wer kann das schon wissen?« Sie hob die Hände in einer hilflosen Geste, und ihre Augen funkelten fröhlich, während sie lächelnd von David zu Rian sah. Die Elfe erwiderte das Lächeln und setzte den Stoffdrachen wieder ab.
David fuhr sich durch das Haar und fing den Blick der jungen Frau damit wieder für sich ein. »Wir würden es vielleicht herausfinden, wenn wir diese Orte einmal besuchen könnten.«
Die Augenbrauen der Frau wanderten hoch. »So? Inwiefern?«
»Wir haben ein Gespür für so etwas.« Rian hörte das Lächeln in seinen Worten, ohne es sehen zu müssen.
»So ein Gespür käme mir zupass«, erwiderte die junge Frau trocken. »Allerdings würde es mir keinen Gewinn bringen, solange ich es nicht mit Fakten untermauern könnte.«
»Vielleicht können wir auch Fakten dazu liefern«, warf Rian ein, während sie zu einem Tischchen mit wassergefüllten Halbkugeln schlenderte, in denen grüne Drachen saßen.
»Sie?« Der Unglaube war klar aus der Stimme der Frau herauszuhören.
Rian nahm eine der Kugeln auf, sah dann zu der jungen Frau und nickte. Diese runzelte die Stirn.
»Was sind Sie – Historiker? Warum wissen Sie dann nicht bereits, wo die Brunnen liegen?«
»Wir sind nicht von hier«, antwortete Rian und drehte die Kugel auf den Kopf, um kurz darauf goldenen Flitter und Sternchen auf den Drachen regnen zu lassen. Der Anblick ließ sie lächeln. »Und nein, wir sind keine Historiker. Wir sind … Journalisten.« Es war das Erste, was ihr einfiel. Und sie hielt es für keine schlechte Idee. Als sie Davids seltsamen Blick auffing, war sie sich jedoch nicht mehr so sicher.
»Journalisten, ah. Na ja, da können Sie kaum die Fakten liefern, die ich bräuchte.« Die Frau lachte wieder auf, machte eine Handbewegung, als wolle sie etwas wegwischen, und sah dann erneut zu David. »Demnach schreiben Sie eine Reportage über die Siegfriedbrunnen?«
»Genau«, antwortete er. »Und wenn Sie uns mit ein paar Auskünften unterstützen, wären wir äußerst dankbar. Wir könnten Sie zum Beispiel im Gegenzug heute Abend im Restaurant unseres Hotels zum Essen einladen, und ich werde Ihnen an der Bar dort Cocktails mixen, die Ihnen unter Garantie munden.«
»Na das werden wohl spezielle Cocktails sein«, antwortete die Frau mit einem schrägen Lächeln. Die vorsichtige Skepsis in ihren Worten stand dabei in krassem Widerspruch zum Leuchten ihrer Augen, während sie David ansah.
Herz und Verstand kämpften offensichtlich um die Vorherrschaft, doch Rian war klar, wer siegen würde. Bei diesen