Dr. Norden Bestseller Box 13 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Box 13 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 14
»Und wie wird sich das auf unser Leben auswirken?« fragte sie.
»Wir müssen halt kürzertreten«, erwiderte Bernd. »Aber du wirst hoffentlich verstehen, daß ich für deine Launen kein Verständnis aufbringen kann. Ich muß rechnen. Ich habe wahrhaftig keine Zeit, mich zu amüsieren, wie du es anscheinend angenommen hast.«
»Bitte, sei nicht böse, Bernd«, sagte sie leise. »Es tut mir leid, daß ich so gereizt war. Aber ich habe mich schon mit Andrea gestritten, und das hat mich aufgeregt.«
»Du hast dich mit Andrea gestritten?« fragte er konsterniert. »Sie soll sich doch erst recht nicht aufregen. Mit deiner übermäßigen Besorgnis hast du es ihr doch wahrhaftig nicht leichtgemacht, die Monate zu überstehen.«
»So siehst du das also auch«, flüsterte sie.
»Ja, es muß einmal gesagt werden, Sonja.«
»Dr. Kobelka ist gestorben«, erklärte sie zusammenhanglos.
Bernd stutzte. »Das wird gut für ihn sein«, murmelte er.
»Wie kannst du so etwas sagen?«
»Nun, immerhin hat er allerhand verbockt. Es waren zwei Verfahren gegen ihn eingeleitet.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Ich wollte es dir nicht sagen, aber ich habe mit Helmut vorhin darüber gesprochen und von ihm erfahren, daß Andrea zu einem anderen Arzt gegangen ist. Hast du das etwa mißbilligt? Ist deswegen der Streit entstanden? Ich kann mich nicht erinnern, daß du jemals mit ihr gestritten hättest.«
»Sie ist so verändert. Sie nimmt die Schwangerschaft plötzlich auf die leichte Schulter.«
»Sie hat sich befreit von diesem entsetzlichen Trauma, das am Ende auch unsere Ehe überschattet, Sonja.
Würdest du dich doch endlich auch davon befreien. Geh auch mal zu Dr. Leitner. Er ist ein sehr vernünftiger Arzt.«
»Ich halte nichts von diesen modernen Methoden«, sagte Sonja. »Ich habe neulich erst wieder gelesen, daß es dem Baby schaden kann, wenn man Fruchtwasser abzieht.«
»Du liest immer nur das Negative. Ein verantwortungsbewußter Arzt tut nichts, was der Frau oder dem Kind schaden könnte, aber diese von dir kritisierten modernen Methoden können für Mutter und Kind lebensrettend sein. Dr. Kobelka ist tot, und man soll Toten nichts nachsagen, aber seine Methode, mit werdenden Müttern umzugehen, war bestimmt nicht die richtige.«
»Vielleicht war er schon eine Weile krank«, räumte Sonja nach einem längeren Schweigen ein.
»Sicher war er das, aber ich meine, daß zumindest ein Arzt erkennen muß, wann es Zeit ist für ihn, aufzuhören. Wie soll ein Arzt, der depressiv ist, Optimismus verbreiten, der doch gerade für werdende Mütter so wichtig ist.«
»Er hat sehr viel Verständnis für meine Ängste gezeigt«, sagte Sonja.
»Er hat sie geradezu genährt, und Andrea hat darunter auch zu leiden gehabt. Und nun werden wir mal versuchen, dies alles zu vergessen, Sonja. Wir machen einen dicken Strich und fangen noch mal von vorn an. Einverstanden?«
Er ließ sich so schnell nicht unterkriegen und war erleichtert, alles ausgesprochen zu haben, was ihn bedrückt hatte.
Sie streckte eine Hand nach ihm aus. »Du schickst mich nicht fort, Bernd?« fragte sie leise.
»Ich wollte dich nicht fortschicken. Ich dachte nur, daß es gut sein würde, wenn du mal Tapetenwechsel hast.«
»Aber ohne dich bin ich doch erst recht unglücklich. Ich mache dir das Leben nicht mehr schwer. Wir werden schon zurechtkommen. Dann kaufen wir eben keinen neuen Wagen, und ich könnte dir im Geschäft helfen. Dann können wir ja auch die zweite Schreibkraft einsparen.«
Er wollte schon widersprechen, denn gar so schlimm sah es nun auch wieder nicht aus, aber ihm kam der Gedanke, daß es vielleicht ganz gut für Sonja wäre, sich mehr um das Geschäft zu sorgen als um sich selbst.
»Das ist lieb von dir«, sagte er, und dann nahm er sie zärtlich in die Arme.
*
Helmut Sommer erwähnte sein Gespräch mit Bernd nicht, da Andrea ihm gleich erzählt hatte, daß sie sich mit Sonja in die Haare geraten war. Er war darüber so erstaunt, daß er einige Zeit brauchte, um es zu verdauen.
»Ich werde morgen früh zu Dr. Norden fahren und mit ihm über Sonja sprechen«, sagte Andrea.
»Mit Familienangelegenheiten braucht man ihn doch nicht zu belästigen«, meinte er darauf.
»Sonja ist krank, zu dieser Überzeugung bin ich gekommen. Sie steigert sich derartig in ihre Komplexe hinein, daß es wirklich nicht mehr normal ist. Man kann nicht vernünftig mit ihr reden.«
Solche Worte waren ungewohnt, Helmut staunte immer mehr.
»Es freut mich, wenn du dich nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen läßt«, sagte er. »So gefällt es mir viel besser.«
»Wie geht es eigentlich dem kleinen Rogner?« fragte Andrea, und auch damit bewies sie, daß sie sich nicht mehr ausschließlich auf sich und ihren Zustand konzentrierte.
»Immer noch nicht viel besser«, erwiderte er. »Herr Rogner ist niedergeschmettert. Aber du sollst dich damit nicht beschweren, Andrea. Ich bin froh, wenn es dir gutgeht.«
»Ich muß meine Entspannungsübungen machen. Jetzt lasse ich mich nicht mehr beirren, Helmut, auch von Sonja nicht.«
»Recht hast du, Liebes. Darf ich mich dann in meine Klause zurückziehen und noch eine Stunde arbeiten?«
»Laß dich nicht aufhalten. Ich schaue mir nachher das Fernsehspiel an.«
»Hoffentlich ist es was Heiteres.«
»Eine Familiengeschichte. Wenn es mir nicht gefällt, schalte ich aus.«
Ihm wollte es noch nicht in den Kopf, wie gelassen sie war. Hatte dieser Dr. Leitner etwa suggestive Kraft, so etwas zu bewirken? Aber die Hauptsache war schließlich, daß Andrea eine positive Einstellung gewonnen hatte. Hoffentlich war das von Dauer.
*
Bei den Rogners herrschte keine zuversichtliche Stimmung. Achim war noch immer bewußtlos. Den ganzen Nachmittag hatte Lucy an seinem Bett gesessen. Am Abend war dann auch Erwin gekommen. Sie fühlten sich hilflos, weil sie nichts tun konnten, als zu warten.
Ulla hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Tini sagte schließlich schüchtern, daß sie doch eigentlich im Neubau ein bißchen saubermachen könne.
»Du hast den ganzen Tag gearbeitet«, sagte Lucy. »Ruh dich lieber aus.«
»Rainer hat auch den ganzen Tag gearbeitet, und nun verlegt er noch die Leitungen«, erwiderte Tini. »Ich kann den Schmutz gleich wegputzen. Morgen sollen die Teppichböden verlegt werden.« Eine kleine Pause folgte. »Meinst du nicht, Papa, daß wir Achim das Zimmer im Erdgeschoß geben sollten?