Dr. Norden Bestseller Box 13 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Box 13 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 21
»Ich war schon bei einem anderen Arzt, Mutti, und ich gehe in eine ganz moderne Klinik. Das Entbindungsheim schließt ohnehin zum Jahresbeginn.«
Dann mußte sie unzählige Fragen über sich ergehen lassen. Ob es wirklich stimme, daß Kobelka ein paar Verfahren am Halse gehabt, und ob er vielleicht doch bei Sonjas Baby etwas versäumt hatte, oder ob die Zustände im Entbindungsheim nicht tragbar gewesen wären. Und was nicht alles.
»Darüber brauchen wir uns doch nicht den Kopf zu zerbrechen, Mutti«, sagte Andrea schon leicht ungeduldig.
»Ich mache mir doch Sorgen um euch. Man sieht sich ja so selten. Jetzt werde ich Sonja anrufen.«
»Du erreichst sie im Büro.«
»Wieso im Büro?«
»Weil sie für Bernd arbeitet.«
»Wieso denn arbeitet?«
»Damit sie Beschäftigung hat. Sonja kann dir alles selbst erzählen. Wie geht es Vati?«
»Ach, der geht spazieren, und nachher sitzt er wieder über seinen Briefmarken.«
»Vielleicht solltest du mal öfter mit ihm spazierengehen«, schlug Andrea vor. »Im Haushalt wirst du ja nicht so viel zu tun haben.«
Die Antwort wußte sie schon vorher. Ihre Mutter wurde mit der Arbeit nie fertig.
Seufzend legte sie den Hörer auf. Für sie war es schon besser, daß die Eltern ziemlich weit vom Schuß waren. Sie hatten beide ihre Eigenheiten. Sie hatten ziemlich spät geheiratet und waren auch nicht mehr jung gewesen, als die Kinder kamen. Sie hatten es auch nicht gern gesehen, daß beide Töchter nach München geheiratet hatten, ja, es hatte da schon ziemlich Spannungen gegeben, aber das war vorbei.
Andrea machte es sich in ihrem Sessel am Fenster gemütlich und nahm dann die Zeitung zur Hand. Ein
langer Artikel stand darin über das Entbindungsheim, und daß es vor allem deshalb geschlossen wurde, weil es den Anforderungen nicht mehr entsprach. Staatliche Zuschüsse würden aus diesem Grunde nicht mehr gegeben, doch über die Höhe der Abfindung, die Frau Baumgart bekam, stand nichts darin.
Andrea dachte daran, daß man mal gemunkelt hatte, Dr. Kobelka und Frau Baumgart würden heiraten. Aber das hatte sie sich wohl doch überlegt.
Wenn Helmut sich nun nicht die Hand verletzt hätte und Dr. Kobelka nicht gestorben wäre, ging es Andrea durch den Sinn, doch sie schob diesen Gedanken gleich beiseite. Wenn und aber brauchten sie nicht mehr zu beschäftigen. Es hatte sich alles so gefügt.
Sie legte die Hände auf ihren gewölbten Leib. Sie spürte voller Glück, wie sich das Kind bewegte. Jetzt erst empfand sie so richtig dieses Glück. Sie genoß es. Sie ging in das Kinderzimmer, das Helmut eingerichtet hatte, vor dem sie immer mit angstvollem Herzklopfen haltmachte. Sie betrat es unbeschwert, mit einem sehnsüchtigen Lächeln, und voller Zärtlichkeit betrachtete sie die Wiege und all die kleinen Sächelchen, die für ihr Kind bereitlagen.
Sonja hatte damals gesagt, daß sie alles von ihr haben könne, aber das hatte sie nicht gewollt. Da saß schon die Angst so tief, daß sie meinte, es könne ein schlechtes Omen sein.
Sie hatte in sich hineingelauscht, sie hatte auf andere gehört. Was alles war ihr eingeredet worden, was hatte sie sich selbst eingeredet.
Ob sich das auf das Kind übertragen hatte? Andrea betrachtete sich im Spiegel. Nun rede dir nicht schon wieder was ein, sagte sie laut, und dann nahm sie das Buch zur Hand, das Dr. Leitner ihr gegeben hatte.
*
Helmut Sommer schaute zu, wie Dr. Norden ihm den Verband abschnitt. Er spürte einen kurzen, jähen Schmerz, dann war auch die Wundabdeckung herunter. Es sah immer noch schlimm aus.
»Jetzt kann ich ja sagen, daß Sie sehr viel Glück gehabt haben«, erklärte Dr. Norden. »Es hätten um ein Haar ein paar Sehnen durchgeschnitten sein können und dann…«
»Sprechen Sie nicht weiter. Ich will es gar nicht wissen«, sagte Helmut. »Ich bin heilfroh, daß alles so abgegangen ist. Ich brauche meine Hand zum Zeichnen. Ich brauche sie bald.«
»Jetzt bekommen Sie nur noch einen leichten Verband, und dann machen Sie schon mal Fingerübungen. Aber vorsichtig, daß die Wunden nicht wieder aufreißen.«
Er zeigte es ihm und dabei sagte Helmut: »Von meiner Frau soll ich schöne Grüße bestellen. Bei Sonja renkt es sich auch ein. Sie arbeitet jetzt bei ihrem Mann im Büro.«
»Arbeit ist immer eine gute Ablenkung und verbunden mit Liebe auch eine gute Medizin.«
»Meine Frau wollte damals auch noch ein paar Monate arbeiten, aber ich wollte es nicht«, sagte Helmut.
»Es wäre besser gewesen«, meinte Dr. Norden.
»Sie heißen es gut?«
»Warum denn nicht? Eine sitzende Tätigkeit ist freilich nicht ideal, aber man kann ja durch gymnastische Übungen ausgleichen.«
»Bei uns haben sich halt so viele eingemischt. Erst Sonja, dann meine Schwiegermutter, die jeden Tag angerufen hat, was ihr dann zum Glück doch zu kostspielig wurde. Na, und ich muß zugeben, daß ich auch
ängstlich war. Ich werde das Kind wohl auch bekommen.«
»Das geht manchen Männern so. Von ihnen sagt man, daß sie sich auch ins Wochenbett legen.«
Helmut lachte. »Dazu habe ich glücklicherweise keine Zeit.« Er machte eine Pause. »Wie geht es Achim?« fragte er dann gepreßt. »Ich wage schon gar nicht mehr, die Rogners zu fragen.«
»Es geht etwas besser, aber es wird noch dauern.«
»Wie lange wohl noch?«
»Sechs, sieben Wochen, vielleicht auch länger. Mit ein bißchen Glück ist er Weihnachten daheim.«
»Tini und Rainer Bichler wollen heiraten.«
»Ja, ich weiß«, sagte Dr. Norden.
»Sie wissen es?«
»Frau Rogner hat es mir erzählt.«
»Sind sie einverstanden? Entschuldigen Sie bitte, Herr Doktor, daß ich Sie mit so privaten Fragen belästige, aber ich bin mit Rainer befreundet, und ihn mag ich auch nicht fragen.«
»Wozu dann die Hemmungen? Er spricht sicher gern mit einem Freund darüber. Er wird wohl auch einen Trauzeugen brauchen. Ungesagte Worte können Schranken aufrichten, die man gar nicht haben will.«
Helmut sah ihn fragend an. »Eigentlich sind Sie doch noch ziemlich jung. Woher nehmen Sie all die Weisheit?«
»Aus der Erfahrung. Ich möchte gerne noch jung bleiben«, sagte Dr. Norden lächelnd, »aber was meinen Sie, was man in einer Arztpraxis Tag für Tag zu hören bekommt.«
»Alle Ärzte sind aber nicht wie Sie. Ich glaube nicht, daß es viele gibt, die sich anhören, was die Patienten auf dem Herzen haben.«
»Es