Dr. Norden Bestseller Box 13 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Box 13 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Box

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sauer«, sagte Tini. »Ich hätte nie gedacht, daß er mal so mit Achim umspringen würde.«

      Und als Achim von seinem Vater bei der Schule abgesetzt wurde, mußte er nochmals Ermahnungen einstecken, aber noch schlimmer traf es ihn, als seine Klassenkameraden ihn deswegen hänselten, weil er mit dem Auto gebracht worden war.

      »Ich darf nicht radfahren, weil mir was passiert ist«, rechtfertigte er sich. Und er gab allen anderen Schuld daran. Herrn Sommer, Dr. Norden, nur nicht sich selbst.

      »Dann borgst du dir halt ein Rad!« sagte Sepp, der als Anführer der Clique galt.

      »Borgen? Keiner verborgt sein Rad«, maulte Achim.

      »Doch nicht richtig borgen«, meinte Sepp grinsend. »Was meinst du, wie viele Räder nicht angeschlossen sind. Wir wollen doch heute das Rennen veranstalten. Also, schau zu, daß du ein Rad bekommst, sonst bist du ausgeschlossen. Feiglinge können wir nicht brauchen.«

      Als Feigling wollte Achim nun gewiß nicht gelten, und gegen seinen Vater hegte er an diesem Tag einen tiefen Groll.

      *

      Pünktlich halb zwölf Uhr kam Andrea mit ihrem Mann in die Praxis. Dr. Norden hatte Loni schon Bescheid gesagt, und so wurde sie gleich in den Untersuchungsraum geführt. Helmut wollte schnell zur Baustelle fahren und sie dann wieder abholen.

      An diesem Vormittag war es verhältnismäßig ruhig zugegangen nach den vorangegangenen stürmischen Tagen. Dr. Norden mußte noch eine Patientin abfertigen, dann konnte er sich Andrea widmen.

      Er erfuhr von ihr die Vorgeschichte ihrer Ängste. Ihre Schwester Sonja war auch zweiundzwanzig gewesen, als sie ihr Baby erwartete.

      »Eine normale Schwangerschaft?« fragte Dr. Norden.

      »Sie hatte keine besonderen Beschwerden«, erklärte Andrea, »erst drei Wochen vor dem Termin setzten die ein. Dr. Kobelka hielt es für richtig, daß sie ins Entbindungsheim ging. Da lag sie dann und fühlte sich immer schlechter. Der Geburtstermin rückte heran, aber es kamen keine Wehen. Sie wurden künstlich eingeleitet, hielten eine Nacht an und setzten dann wieder aus. Zu einem Kaiserschnitt entschloß sich Dr. Kobelka nicht.«

      »Warum nicht?« fragte Dr. Norden.

      »Ich weiß es nicht. Ich habe darüber gar nicht viel erfahren. Das Kind wurde mit der Saugglocke geholt, nachdem die Wehen wieder in Gang gesetzt waren. Mehr weiß ich wirklich nicht. Nur, daß es eigentlich ein kräftiges Kind war, allerdings ein bißchen blaß. Mit Sonja konnte man darüber nicht sprechen. Sie leidet immer noch, und natürlich ist sie nun sehr besorgt um mich.«

      »Meinen Sie nicht, daß sie etwas zu besorgt sein könnte?«

      »Ich kann es ihr nicht übelnehmen. Für mich wäre es auch schrecklich, wenn ich mein Kind verlieren würde. Wir freuen uns so sehr darauf.«

      »Die Freude ist geteilt, wenn Sie in ständigen Ängsten leben und sich Gedanken machen. Sie sind nie richtig entspannt. Warum sind Sie auch zu Dr. Kobelka gegangen?«

      »Er hat sich dann so nett um Sonja gekümmert. Meine Eltern kennen ihn von früher. Da ist man irgendwie verpflichtet. Es hätte dann ja auch so ausgesehen, als hätten wir ihm die Schuld zugeschrieben. Das mag man doch nicht. Mein Mann hat mir zugeredet, daß ich mich doch von Dr. Leitner untersuchen lasse. Aber eigentlich bin ich schon im Entbindungsheim angemeldet. Sie verstehen schon, daß alles ein bißchen peinlich ist.«

      »Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Frau Sommer«, sagte Dr. Norden.

      »Ja, ich möchte mich gründlich untersuchen lassen. Man liest ja so viel über die neuesten Methoden, ohne sich richtig etwas darunter vorstellen zu können. Versäumen möchte ich nichts. Könnten Sie vielleicht mit Dr. Leitner vorher sprechen?«

      »Er nimmt es nicht übel, daß Sie vorher bei einem anderen Arzt waren«, erwiderte Dr. Norden lächelnd. »Ich glaube nicht, daß organisch bei Ihnen etwas nicht in Ordnung ist, aber eine Kontrolle wäre schon angebracht. Je ruhiger Sie der Geburt entgegensehen, desto besser ist es für Sie und für das Baby. Ich rufe Dr. Leitner gern an und mache einen Termin für Sie mit ihm aus.«

      »Ja, vielen Dank«, sagte Andrea errötend.

      Dann kam ein Anruf, der ihrem Gespräch ein schnelles Ende setzte. Dr. Norden wurde zu einem Unfall gerufen.

      »Ich gebe Ihnen dann telefonisch Bescheid, Frau Sommer«, sagte er. »Sie verstehen bitte, daß ich mich beeilen muß.«

      »Es wird doch nichts mit Helmut sein?« fragte sie sogleich ängstlich.

      Aber dieser Sorge wurde sie schnell enthoben, da ihr Mann schon im Vorzimmer wartete.

      Dr. Norden fuhr eilends zu der Unfallstelle, die ganz in der Nähe war, an der Kreuzung Wald- und Flurstraße, und was er dort vorfand, versetzte ihn in Erschrecken.

      Es waren zwei Buben, die mit ihren Fahrrädern von einem Personenwagen überfahren worden waren. Das Martinshorn des Notarztwagens war auch schon zu vernehmen, aber Leute, die ihn kannten, hatten gleich auch ihn angerufen.

      Während der Fahrer des Autos seine Unschuld beteuerte, sah Dr. Norden, daß es sich bei einem der Buben um Achim Rogner handelte. Er war verletzt. Für den andern, das sollte sich später herausstellen, kam jede Hilfe zu spät. Es war Sepp Schindelbeck, dessen Mutter auch eine Patientin von Dr. Norden war.

      Also hat Rogner dem Jungen doch wieder erlaubt, mit dem Rad zu fahren, dachte Dr. Norden bestürzt, denn den Rädern schenkte er keine Beachtung, und so konnte er nicht feststellen, daß Achim nicht mit seinem Rad unterwegs gewesen war.

      »Wie die Verrückten sind sie gefahren«, verteidigte sich der Autofahrer.

      »Hin und her ist es schon seit einer Stunde gegangen«, sagte eine Frau. »Aber die Rüpel lassen sich ja nichts sagen.«

      Dr. Norden hörte nicht zu. Er tat für Achim, was augenblicklich möglich war, während sein Kollege, der mit dem Notarztwagen gekommen war, verzweifelte Wiederbelebungsversuche bei Sepp machte, jedoch ohne Erfolg.

      Das war nun das traurige Ende eines Radrennens, für das sich Achim tatsächlich ein Rad »geliehen« hatte. Davon wußte Dr. Norden noch nichts, aber er konnte sich vorstellen, was die Rogners nun durchmachen würden.

      Achim wurde auf schnellstem Wege ins Kreiskrankenhaus gefahren. In der Behnisch-Klinik war derzeit kein Platz, das wußte Daniel von seinem Freund Dieter Behnisch, der ihm vorsorglich schon Bescheid gesagt hatte, ihn selbst in Notfällen nicht in Anspruch zu nehmen. Zerreißen konnten sie sich in der Privatklinik nicht. Es ging nicht an, daß man Patienten auf den Gang schob. Immer mehr hatte sich der Trend entwickelt, daß die Patienten kleinere und möglichst Privatkliniken bevorzugten, wenn es sich irgend ermöglichen ließ. Dr. Behnisch war dazu überaus beliebt. Nun, für Achim mochte es gut sein, in ein Krankenhaus zu kommen, in dem alle Fachärzte unter einem Dach waren, denn auch er war in einem lebensgefährlichen Zustand.

      Daniel Norden hatte die traurige Pflicht übernommen, Achims Eltern zu benachrichtigen. Es war besser so, als wenn plötzlich ein Polizist vor der Tür stand. Frau Schindelbeck war da aus härterem Holz geschnitzt. Sie hatte mit Mann und Kindern schon so viel Scherereien gehabt, daß sie nur schwer zu erschüttern war. Dr. Norden hatte sich immer wundern müssen, wie diese geplagte Frau mit dem ihr auferlegten Schicksal fertig wurde. Eine fleißige, ordentliche Frau, die wohl noch niemals richtig

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