Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 4
»Wieso leider?«
»Weil er ganz auf Bettina Hammilton fixiert ist.«
»Manchmal sieht das nur so aus«, meinte Antonia. »Er ist anscheinend finanziell noch ziemlich abhängig von seinem Vater. Und sie ist verheiratet.«
»Aber sie äußert sich nicht sehr nett über ihren Mann. Das weiß ich von den Schwestern. Jetzt betrachte ich das allerdings unter anderen Gesichtspunkten, Antonia. Ja, es scheint ein interessanter Fall zu sein. Ich habe noch nicht gehört, dass Leon Laurin sich je getäuscht hätte.«
»Es kann vorkommen, Robert. Kein Mensch ist unfehlbar, und das kalkuliert auch mein Mann ein. Aber ich bin froh, dass ich so offen mit Ihnen sprechen konnte.«
»Ich wäre froh, wenn ich Ihnen schon mehr hätte helfen können, Antonia. Aber ich werde mich darum bemühen. Möchten Sie jetzt das Kind sehen?«
»Ja, gern. Immerhin ist es beruhigend, dass es gesund ist.«
»Aber was nützt das letztendlich der Mutter?«
»Es könnte ja möglich sein, dass die Schwangerschaft doch eine positive Wirkung gehabt haben könnte«, räumte Antonia ein.
Sie gingen zur Säuglingsstation, die auch vorbildlich eingerichtet war, wie Antonia feststellen konnte. Und die kleine Sandra Hammilton war ein gesundes, hübsches Baby. Die Reaktionen waren ganz natürlich, wie Antonia feststellte. Als sie über den Flur zurückgingen, erklang aus einem Krankenzimmer plötzlich ein furchterregendes Gekreisch, und gleich darauf erschien aufgeregt eine junge Krankenschwester.
Sie stürzte auf Dr. Dietsch zu.
»Ich halte das nicht mehr aus, Herr Doktor. Sie beschimpft mich mit den übelsten Worten. Sie hat Schmerzen, aber …«, die Schwester tippte sich an die Stirn, »mit Verlaub gesagt, stimmt es da nicht.«
»Ich werde mich um sie kümmern«, versprach der Klinikchef.
»Und ich werde gehen«, sagte Antonia.
»Sie hören von mir«, sagte Dr. Dietsch rasch. »Grüßen Sie Leon bitte.«
*
Als er das Krankenzimmer betrat, lag Bettina mit weit aufgerissenen Augen in ihrem Bett. Große Schweißtropfen bedeckten ihr Gesicht. Dr. Dietsch tupfte sie ab.
»Wo fehlt es denn, Frau Hammilton?«, fragte er betont höflich.
»Jonas soll kommen«, stammelte sie. »Keiner kümmert sich um mich. Niemand hat Zeit. Mir tut alles weh.«
Ein Zittern durchlief ihren Körper, ihre Augen verdrehten sich. Sie bot einen erschreckenden Anblick. Dann verlor sie plötzlich das Bewusstsein.
Dr. Dietsch läutete und gab seine Anordnungen. Der Medikamentenwagen wurde gebracht. Eine Infusion wurde vorbereitet, und der Tropf wurde angehängt. Als Dr. Dietsch gerade damit fertig war, erschien Dr. Jonas Bernulf, ein mittelgroßer, schlanker Mann, der augenblicklich völlig konsterniert schien.
»Ein Kreislaufzusammenbruch«, erklärte Dr. Dietsch knapp. »Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen, Herr Kollege.«
Dr. Bernulf folgte ihm deprimiert. Als sie das Chefarztzimmer erreicht hatten, sagte er leise: »Ich habe solche Folgen befürchtet.« Dann trat er ans Fenster. »Machen Sie mir Vorwürfe, Herr Kollege?«
»Keineswegs. Ich hätte früher mit Ihnen sprechen sollen. Frau Hammilton neigt zu absonderlichen Reaktionen. Meine Krankenschwestern haben sich verschiedentlich beschwert. Ich möchte das Personal nicht verlieren.«
»Es ist eine Kindbettpsychose, wie ich annehme. Bettina hat das alles nicht verkraftet«, sagte Jonas Bernulf leise. »Aber Professor Gellinger war der Meinung, dass sich ihr Zustand durch die Geburt bedeutend bessern würde. Mein Vater erwartet von mir Wunder, die ich nicht vollbringen kann, Herr Kollege.«
»Sollten wir über diesen Fall nicht einmal sprechen, Herr Bernulf?«, fragte Dr. Dietsch. »Ich bin sehr wenig informiert.«
»Ich sollte eigentlich keine Informationen weitergeben, aber ich kann die Sache nicht mehr allein verantworten«, stöhnte der junge Arzt. »Am Ende bleibt alles an mir hängen. Verstehen Sie mich bitte. Ich fühle mich menschlich verpflichtet, alles, was möglich ist, für Bettina zu tun. Mein Vater hat genug Sorgen mit Charlotte. Das ist Bettinas Mutter, die zweite Frau meines Vaters. Mein Gott, ich kann Sie doch nicht mit meinen familiären Problemen aufhalten …«
»Warum nicht? Es geht um eine Patientin, die in meiner Klinik liegt, und ich musste feststellen, dass sie in einem desolaten Zustand ist.«
»Ja, das ist sie, und das war sie während der gesamten Schwangerschaft. Aber ich habe keine Erfahrung auf diesem Gebiet. Das muss ich wohl zugeben. Mir ist unbegreiflich, was diesen Zustand hervorruft. Professor Gellinger hat mich wohl nicht hinreichend informiert.«
»Was hat er Ihnen gesagt?«, fragte Dr. Dietsch.
»Dass Bettina zu Beginn der Schwangerschaft unter Hormonstörungen gelitten hätte, und dass die Schwangerschaft dadurch auch erst verhältnismäßig spät festgestellt werden konnte. Die Periode hielt über drei Monate, wenn auch abgeschwächt, an. Das hat Bettina ausgesagt. Als die ersten Geburtswehen einsetzten, musste ich mit einer Frühgeburt rechnen. Aber es war ein ausgetragenes Kind. Das alles hat mich durcheinandergebracht, und dafür werde ich von Charlotte heftig angegriffen. Darf ich auf Ihre Diskretion rechnen, wenn ich Ihnen diese Umstände erzähle, Herr Kollege?«
»Selbstverständlich.«
»Ich muss persönliche Dinge erwähnen, wenn ich Ihnen genau erklären will, wie Bettina meine Patientin wurde. Mein Vater hatte mir die Praxis eingerichtet. Ich war offen gestanden, gegen seine Heirat gewesen. Ich habe sehr an meiner Mutter gehangen, und als ich Charlotte kennenlernte, war ich der Überzeugung, dass sie nicht die richtige Partnerin für meinen Vater sein könnte. Es gab da Meinungsverschiedenheiten, über die ich nicht gern sprechen möchte.«
»Das brauchen Sie auch nicht«, sagte Dr. Dietsch. »Als Arzt und Inhaber dieser Klinik ist nur Frau Hammilton als Patientin für mich von Interesse.«
»Ich lernte Bettina erst vor drei Monaten kennen. Sie hatte in der Schweiz gelebt und war von Professor Gellinger betreut worden. Sie war in ausgezeichneter Verfassung, als mein Vater mich ersuchte, die weitere Betreuung zu übernehmen. Er hat es ja auch arrangiert, dass ich als Belegarzt zu Ihnen kam. Es war zur Versöhnung zwischen uns gekommen. Mein Gott, ich wollte keine Feindseligkeit aufkommen lassen, und ich hatte auch keinen Grund, mich über meinen Vater zu beklagen. Bettina war reizend, aber irgendwie auch nicht glücklich, wie es schien. Sie hatte sich von ihrer Ehe wohl mehr versprochen. Conny war selten zu Hause, das machte ihr zu schaffen.«
»Sie hat also nicht darüber gesprochen, welchen Arzt oder welche Ärzte sie konsultierte, bevor sie von Professor Gellinger betreut wurde?«, warf Dr. Dietsch ein.
»Nein. Es gab keinen anderen Arzt, jedenfalls weiß ich davon nichts.« Dr. Bernulf sah Dr. Dietsch offen an. »War sie vorher bei einem anderen Kollegen in Behandlung?«
»Es könnte möglich sein«, erwiderte Dr. Dietsch ausweichend. »Ich wäre Ihnen sehr