Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Es gibt immer einen Ausweg, Herr Bernulf«, sagte Dr. Dietsch.
»Immer? Ich weiß nicht. Sie haben mehr Erfahrung als ich, aber ich habe in der letzten Zeit manchmal das Gefühl gehabt, dass Professor Gellinger die Verantwortung von sich abwälzen wollte. Ich habe mich auch schon mit ihm in Verbindung gesetzt.«
»Und was hat er gesagt?«
»Dass die Beschwerden wohl aus dem psychischen Bereich kämen, da die Ehe nicht sonderlich harmonisch verlaufe.«
»Stimmt das?«
»Ich kann es nicht beurteilen, da ich Conny kaum kenne. Er ist beruflich sehr engagiert. Männer wie er sollten nicht so früh heiraten, aber das Kind war wohl der Grund. Und Bettina ist diesbezüglich sehr verklemmt. Ihre Mutter sollte es wohl nicht wissen, dass sie schon schwanger war, als sie heiratete. Sie hat sich da in etwas hineingesteigert, was zwangsläufig Konflikte hervorrufen musste.«
Dr. Dietsch überlegte, denn Jonas Bernulf tat ihm jetzt aufrichtig leid. Der junge Kollege saß zwischen zwei Stühlen.
»Setzen wir uns doch«, schlug er vor. »Wir müssen wenigstens versuchen, die Ursache dieser Psychose zu enträtseln.«
»Aber wie?«, fragte Dr. Bernulf.
»Nehmen wir einmal an, es zeigte sich bei Frau Hammilton schon bei Beginn der Schwangerschaft ein Krankheitsbild, vielleicht sogar schon vorher. Es kann – es könnte möglich sein, dass ein Gynäkologe ihr demzufolge zu einem Schwangerschaftsabbruch riet, sie diesen Rat aber nicht befolgen wollte. Sie ging zu einem anderen Arzt, und der sagte das Gegenteil. Das soll es ja geben. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, bitte, verstehen Sie mich richtig.«
»Mein Vater bat mich, Bettina zu betreuen«, sagte Dr. Bernulf nach längeren Schweigeminuten. »Sie lebt jetzt auch bei meinen Eltern. Das heißt, bis sie in die Klinik kam. Conny hat sich damit einverstanden erklärt.«
»Ist ihm seine Frau gleichgültig?«, fragte Dr. Dietsch.
»Er ist der Ehe einfach nicht gewachsen, glaube ich, und Bettina war sehr launisch in letzter Zeit.« Er schwieg sekundenlang, dann meinte er: »Aber ich sollte das wohl nicht alles sagen.«
»Aber wir wollen doch gemeinsam einen Weg finden, um Frau Hammilton zu helfen«, meinte Dr. Dietsch. »Ich hatte den Eindruck, dass sie Ihnen sehr zugetan ist.«
»Mir ist das etwas peinlich. Es könnte falsch gedeutet werden«, sagte er leise. »Ich wollte nur meinem Vater diesen Gefallen erweisen. Wenn ich ehrlich sein darf, muss ich sagen, dass ich Bettina auch nicht lange ertragen könnte. Sie ist zu exzentrisch.«
»Ihnen gegenüber hat Frau Hammilton keine Beschwerden geäußert?«, fragte Dr. Dietsch.
»Nein, auch wenn Sie es mir jetzt nicht glauben. Sie war immer in bester Laune, wenn sie zu mir kam. Wir sind auch manchmal zum Essen gegangen, und da war sie immer in guter Verfassung.« Er senkte den Blick. »Sie beschwerte sich nur über ihren Mann und ließ manchmal durchblicken, dass sie sich mit mir viel besser verstünde. Aber ich kann Ihnen nur sagen, dass ich ihr zu solchen Regungen keinen Anlass gegeben habe. Ich möchte es deshalb betonen, weil ich mich mit Katrin sehr gut verstehe, Herr Kollege. Es würde mir gar nicht behagen, wenn Sie auf abwegige Gedanken kommen würden.«
Er straffte sich und sah Dr. Dietsch wieder offen an. »Ich hege keine Gefühle für Bettina Hammilton. Sie ist mir ein Buch mit sieben Siegeln, wenn ich es so ausdrücken darf, aber ich kann doch nicht sagen, dass sie nicht normal ist. Ich bin kein Psychiater.«
»Vielleicht ist es nicht die Psyche, sondern das Zentralnervensystem«, deutete Dr. Dietsch nun an.
Dr. Bernulf starrte ihn betroffen an. »Wie kommen Sie darauf?«, fragte er heiser.
»Ich möchte mich darüber noch nicht äußern. Gestatten Sie mir bitte, dass ich mich mit Frau Hammilton näher befasse.«
»Von mir aus herzlich gern. Ich wäre Ihnen sogar dankbar dafür. Es bleibt nur die Frage, wie sie reagieren wird.«
»Sie müssen doch Ihre Sprechstunden abhalten. Wie mir Schwester Ilse sagte, hat Frau Hammilton heute auch schon auf sie geschimpft. Sie hatte einen schlimmen Ausbruch. Um es drastisch zu sagen, sie hat gekeift, dass man es auf dem Gang hörte. Ich hatte gerade Besuch von einer Studienfreundin, sie ist mit einem Gynäkologen verheiratet. Sie haben sicher schon von Dr. Laurin gehört?«
»Aber ja. Er ist ein sehr bekannter Kollege«, sagte Dr. Bernulf.
»Antonia Laurin ist Ärztin. Das heißt, sie ist jetzt Ehefrau und Mutter, aber sie hat nicht vergessen, was sie gelernt hat, und ich bat sie, einige Babys zu untersuchen.«
»Auch Bettinas?«, fragte Dr. Bernulf.
»Sie hat es sich angeschaut. Das Baby ist in Ordnung. Daran hegte ich auch keinen Zweifel, Herr Bernulf. Aber Frau Hammilton bereitet auch mir Sorgen.«
»Und mir erst«, seufzte der Jüngere. »Aber ich weiß nicht, wie ich es meinem Vater beibringen soll – und vor allem seiner Frau. Aber ich bin froh und dankbar, dass ich mit Ihnen darüber sprechen kann und dass Sie Verständnis für meine Sorgen haben.«
»Ich werde mich mit Frau Hammilton befassen, wenn sie ansprechbar ist«, erklärte Dr. Dietsch.
»Dann machen Sie ihr Komplimente, um überhaupt etwas zu erreichen.« Er machte eine kleine Pause. »Und noch eine Frage hätte ich, die mich persönlich betrifft.«
»Bitte.«
»Dürfte ich Ihre Tochter zu einem Konzert einladen?«
»Fragen Sie Katrin. Sie geht zwar noch zur Schule, aber mündig ist sie ja nach dem Gesetz«, erwiderte Dr. Dietsch zurückhaltend.
Er hatte nichts gegen Jonas Bernulf. Er wusste, dass Katrin viel für den jungen Arzt übrig hatte. Ihm selbst erschien augenblicklich der Altersunterschied noch etwas zu groß, aber er war ein sehr toleranter Vater und wusste, dass man letztlich doch nichts ändern konnte, wenn es um ernste Gefühle ging.
Katrin war ein vernünftiges Mädchen. Sie hatte schon recht bewusst miterlebt, woran die Ehe ihrer Eltern gescheitert war, und sie hatte ganz die Partei ihres Vaters ergriffen. Sie würde natürlich glücklich sein, wenn Dr. Bernulf sie einlud.
Gegen fünf Uhr rief Dr. Dietsch Antonia Laurin an. Sie war schon eine halbe Stunde daheim und hörte nun voller Spannung, was er ihr zu berichten hatte.
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, Robert«, sagte sie, und das vernahm die kleine Kyra.
»Wer ist Robert, Mami?«, fragte sie eifersüchtig. »Papi mag bestimmt nicht, dass du mit fremden Herren telefonierst.«
»O doch, in diesem Fall wird er sich nur freuen, mein Schätzchen«, sagte Antonia, und deshalb erfuhr Leon es gleich aus dem Mund seiner Jüngsten, als er heimkam.
»Mami hat mit einem Robert telefoniert, und du wirst dich darüber freuen, hat sie gesagt«, verriet Kyra eifrig.
»Robert?«, wiederholte Leon fragend.