Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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*
Es war wohl ein ganz besonderer Fall. Schwarz auf weiß konnte Arnold Heltcamp lesen, dass im Fall von Patricks Tod sein gesamtes Vermögen an Anja fallen sollte. Dasselbe sollte auch geschehen, falls er Anja heiraten und die Verbindung aus irgendeinem Grund nicht gutgehen würde. Patrick machte nur zur Bedingung, dass darüber Stillschweigen bewahrt werden sollte, und Arnold Heltcamps Wort darauf war ihm Garantie genug. Ein fester Händedruck besiegelte dies.
Patrick besuchte Anja jeden Tag in der Klinik, und die Heltcamps waren darauf bedacht, dass sie ungestört blieben.
Neles Vater war im Familiengrab beigesetzt worden. Auch diesen schweren Weg musste Nele nicht allein gehen. Sie konnte es noch immer nicht begreifen, dass sie in all dem Unglück Menschen gefunden hatte, die mit ihr fühlten. Sie brauchte sich um nichts zu kümmern, und später hätte sie nicht mehr zu sagen gewusst, wie sie alles allein hätte bewältigen sollen, denn auch die Wohnung, die ihnen längst gekündigt worden war, musste geräumt werden. Bei dem Hausbesitzer hätte sie nicht das geringste Verständnis gefunden, obwohl der einlenken wollte, als Arnold Heltcamp in Erscheinung trat. Aber da war längst beschlossen, dass Nele mit Anja einige Wochen in der Provence verbringen und dann im Haus Heltcamp ein neues Zuhause finden sollte.
Was zwischen Arnold Heltcamp und Patrick Heym gesprochen worden war, erfuhr Anja nicht. Arnold und Agnes Heltcamp spürten jedoch, dass Anja der Abschied von Patrick genauso schwerfiel wie Uwe der Abschied von Nele, als sie mit den beiden Mädchen die Reise in die Provence antraten. Doch auch darüber verloren sie kein Wort.
Das Haus in der Provence war märchenhaft schön. Und am allerschönsten war es, dass sie von Lena empfangen wurden, die von Patrick einige Tage zuvor dorthin gebracht worden war, damit es ihnen wirklich an nichts fehlen sollte. Allerdings hatte er Lena reinen Wein einschenken müssen, denn sonst wäre sie um nichts in der Welt in das fremde Land gefahren, dessen Sprache sie nicht verstand.
Vierzehn Tage ließen sich Arnold und Agnes Heltcamp auch von Lena verwöhnen, bevor sie die Heimreise antraten. Es war der schönste Urlaub in ihrem bisherigen Leben gewesen, wie sie der treuen Seele beim Abschied versicherten.
»Das könnte oft so sein«, versicherte Lena verschmitzt. »Es ist doch schade, wenn das Haus leer steht. Mir kann es nur recht sein, wenn alles Leben bekommt.«
»Passen Sie gut auf die Mädchen auf«, bat Agnes.
»Mach dir keine Sorgen, Mami«, beruhigte Anja die besorgte Mutter, »wir ziehen uns gegenseitig empor. Schön wäre es gewesen, wenn du noch geblieben wärest, aber du kannst Papa ja nicht allein lassen, ihr haltet es ja ohne einander nicht aus.«
»Und was soll ich Uwe und Patrick berichten?«
»Dass es wunderschön ist«, erwiderten Anja und Nele wie aus einem Mund, »aber sie rufen ja sowieso jeden Tag an.«
Aber dann, nach weiteren vier Wochen, kam ein Tag, an dem die jungen Männer nicht anriefen.
Abwechselnd gingen die Mädchen zum Telefon, während Lena mit unergründlichem Lächeln in der Küche herumwirtschaftete.
»Die Leitung ist nicht gestört«, sagte Anja.
»Vielleicht ist sie überlastet, das passiert manchmal. Es ist jetzt Urlaubszeit, da telefonieren die Leute mehr ins Ausland«, meinte Nele.
»Ich rufe jetzt zu Hause an«, meinte Anja. »Es wird doch nichts passiert sein?«
»Es ist nichts passiert«, rief Lena aus der Küche. »Sie kommen!«
»Sie kommen!«, rief Anja jubelnd aus, als sie hörte, dass draußen ein Wagen bremste. Und dann liefen sie beide hinaus, so jung, so voller Freude, dass Lena gleich die Tränen kamen.
»Uwe!«, rief Nele, und schon lief sie ihm entgegen.
Anjas Herz klopfte so stürmisch, dass sie keinen Laut über die Lippen brachte, als Patrick ihr mit ausgestreckten Händen entgegenkam.
»Anja«, sagte er zärtlich, »meine Anja!«
Sie umarmten sich lange, während Uwe und Nele schon bei Lena in der Küche waren. Dann legte Patrick seine Hände um Anjas Gesicht.
»Ich liebe dich«, flüsterte er.
»Ich weiß es, und ich glaube an unsere Liebe«, erwiderte sie. Und als er sie küsste, dachte sie an nichts mehr als an diesen Mann.
»Was hast du aus dem Spatzen gemacht, Lena?«, fragte Uwe indessen mit strahlendem Lächeln. »Jetzt wagt man ja, sie richtig in den Arm zu nehmen.« Damit meinte er Nele, die sich gern in den Arm nehmen ließ.
»Ich habe nur fürs Essen gesorgt«, sagte Lena schmunzelnd. »Was sonst dazu beigetragen hat, dass sie beide so schön sind, weiß ich nicht.«
»Ich bin nicht schön, und ich will auch nie schön sein«, widersprach Nele.
»O doch, du bist schön«, sagte Uwe, »für mich bist du die Schönste, Nele.« Und dann küsste er sie vor Lenas Augen.
»Sag lieber, die Liebste«, flüsterte Nele.
»Die Einzige«, fügte er hinzu.
Gar zu gern hätte Lena ja gewusst, was Patrick und Anja sich zu sagen hatten, aber sie ahnte es, da sich die beiden so lange nicht blicken ließen.
»Was habt ihr denn die ganze Zeit getrieben, Uwe?«, fragte sie.
»Gearbeitet haben wir, Lena. Was meinst du denn? Und Patrick hat ein anderes Haus eingerichtet.«
»Hat er? Na, wenn nur in der Küche alles am gleichen Platz steht«, brummelte sie in sich hinein.
»Darauf hat er schon geachtet«, meinte Uwe lächelnd. »Mit dir will er es sich ja nicht verderben.«
»Wird schon recht sein. Aber jetzt könntet ihr euch zu Tisch setzen. Die Mädchen haben ja nichts gegessen, weil ihr nicht zur rechten Zeit angerufen habt.«
*
Einige Monate später, als in heimatlichen Gefilden schon der erste Schnee gefallen war, saßen sie an einer noch weitaus festlicheren Tafel.
An diesem Tag hatte Lena nicht kochen müssen. Doch sie hatte überhaupt keinen Hunger, so glücklich war sie, denn es war der Tag, an dem Anja Patrick Heyms Frau geworden war und Uwe Verlobung mit Nele feierte.
»Bis dass der Tod euch scheidet«, hatte der Pfarrer gesagt, wie Patrick es gewünscht hatte, und für Lena war dies das höchste aller Gefühle.
Agnes ließ ihres Mannes Hand nicht los. »Ich werde erst ganz glücklich sein, wenn wir ein Enkelchen im Arm halten können, Arnold«, flüsterte sie. »Patrick behandelt Anja wie ein rohes Ei.«
»Bin ich nicht so mit dir umgegangen?«, fragte Arnold Heltcamp.
»Ich kann mich erinnern, dass du ziemlich stürmisch warst. Genauso, wie Uwe mit Nele umgeht.«
»Das ist auch was anderes«, erwiderte er. »Bei den beiden ist es genauso wie bei uns. Wir haben