Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Laurin Staffel

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ich mit Dr. Sternberg, damit er Sie klinisch untersucht«, bot Dr. Laurin an.

      »Ich bin einverstanden. Ich lasse mich nicht als Abfall behandeln. Danke, dass Sie mich angehört haben, Herr Doktor.«

      *

      Indessen hatte sich Dr. Jonas Bernulf mit Katrin Dietsch getroffen. Sie waren sich am Abend zuvor bei dem gemeinsamen Konzertbesuch schon sehr nahe gekommen, und Jonas war sich gewiss, dass er mit Katrin, so jung sie auch noch war, über seine Probleme sprechen konnte.

      Es war Mittwoch. Er hatte nachmittags keine Sprechstunde. Allerdings hatte er Bettina besuch und stand noch unter diesem deprimierenden Eindruck. Und er hatte die Unterredung mit seinem Vater und Bettinas Mutter vor Augen, die am Abend stattfinden sollte.

      Er hatte Katrin angerufen und sie um ein Gespräch gebeten. Sie war sofort dazu bereit gewesen.

      Katrin war ein Mädchen, so klar wie eine Quelle und auch so springlebendig, so herzerfrischend in ihrer Natürlichkeit, dass ein Vergleich mit Bettina überhaupt nicht möglich war.

      Sie war genau vom gleichen Typ wie Maria Dorn, und man hätte sie leicht für deren Tochter halten können, nur war ihr Gesicht nicht rund, sondern herzförmig, aber ihre violetten Augen, das feine Näschen, das aschblonde Haar machten sie Maria ähnlich, und vielleicht war das auch der Grund, warum ihr Vater Maria so sehr mochte.

      Dr. Jonas Bernulf kannte Maria nicht, und er hätte Katrin auch mit keinem anderen Menschen vergleichen wollen. Für ihn war sie eine Offenbarung in ihrer unkomplizierten Frische, da er sich selbst in einem Stadium innerer Zerrissenheit befand und mit niemandem sonst offen sprechen konnte. Mit Katrin konnte er das.

      Sie kam lächelnd auf ihn zu. Er nahm ihre Hände und presste sie an seine Brust.

      »Ich liebe dich, Katrin«, sagte er leise, »das muss ich sagen, bevor ich das andere loswerde.«

      »Ich liebe dich auch, Jonas«, erwiderte sie offen und küsste ihn zart. Das war in diesem Augenblick das größte Glück für ihn, und er wollte dieses Glück festhalten.

      »Nun sag mir, was dich bedrückt«, flüsterte sie, als er sie so festhielt, als wolle er sie nie mehr loslassen.

      »Das ist nicht so einfach.«

      »Probleme sind nie einfach, sonst wären es keine Probleme«, erwiderte Katrin. »Sprich nur frei von der Leber weg. Ich höre zu und sage dir, was ich davon halte. So habe ich es mit Vati damals immer gemacht, als Mama alles kaputt machte. Du hast doch mit Vati keinen Ärger?«

      »Nein, aber mit ihm kann ich nicht so sprechen wie mit dir«, erwiderte Jonas.

      »Darauf bilde ich mir jetzt aber etwas ein«, sagte sie schelmisch.

      »Es ist keine hübsche Geschichte, Katrin. Es geht darum, dass Bettina sich scheiden lassen und mich heiraten will. Und ihre Mutter will das auch.«

      »Und du?«, fragte Katrin beklommen. »Willst du es auch?«

      »Dann würde ich dich doch nicht um Rat fragen.«

      »Ich soll dir raten? Aber du bist doch viel klüger als ich.«

      »Eben nicht«, erwiderte er. »Ich will dich heiraten.«

      »Und das findest du nicht klug?«

      »Ich möchte wissen, was du dazu sagst. Davon hängt alles ab. Du bist noch so jung.«

      »Ich verstehe das nicht ganz«, sagte Katrin ruhig. »Wenn ich nein sagte – würdest du dann Bettina heiraten?«

      »Nein, das würde ich nicht, aber wenn du ja sagen würdest, könnte ich es mir einfacher machen und erklären, dass ich bereits einem Mädchen die Heirat versprochen habe.«

      »Was Männer doch so manchmal denken«, lachte Katrin. »Du bist kein Feigling.«

      »Vielleicht doch. Ich muss die Wahrheit­ sagen, und die ist hart, Katrin. Sie ist hart für Bettinas Mutter und auch hart für meinen Vater. Ich werde es dir erklären. Bettina ist krank. Sie leidet an einer Störung des Zentralnervensystems. Weißt du, was das bedeutet?«

      Katrin blieb stehen. »Ich bin die Tochter eines Arztes«, sagte sie leise, »und ich will Medizin studieren. Ist es MS?«

      »Ich weiß es nicht. Ich habe nicht die Möglichkeit, sie daraufhin zu untersuchen. Das müsste ein Neurologe tun. Ich dürfte mit dir eigentlich auch gar nicht darüber sprechen, Katrin.«

      »Ich rede nicht darüber, Jonas.«

      »Charlotte will nicht wahrhaben, dass ihre Tochter krank ist. Sie würde es niemals wahrhaben wollen. Und mein Vater hängt an ihr. Heute Abend haben wir eine Aussprache. Sie wird nicht so verlaufen, wie mein Vater und Charlotte es wohl erwarten. Aber für mich kann es bedeuten, dass man mich fallen lässt, und dann muss ich von vorn anfangen. Es würde auch bedeuten, dass ich noch einige Jahre brauche, um auf eigenen Füßen zu stehen.«

      »Na und, was ist daran schlimm?«, fragte Katrin. »Inzwischen studiere ich, und Vati wird dich bestimmt nicht fallen lassen. Du kannst dich auf ihn verlassen.«

      »Das will ich aber nicht.«

      »Sei doch nicht dumm. Er wirft dir schon nichts nach, im Gegenteil, er wird dafür allerhand verlangen. Du musst dir dein Geld verdienen. In vier bis fünf Jahren bin ich fertig und …«

      »Und ich bin dann sechsunddreißig«, warf er ein. »Und du hast wahrscheinlich bis dahin einen jungen Mann kennengelernt, der dir mehr bedeutet.«

      »Wenn du so denkst, brauchen wir gar nicht weiterzureden«, sagte sie. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich liebe.«

      »Weiß man das, wenn man erst achtzehn ist?«

      »Ich weiß es. Ob andere es wissen, interessiert mich nicht. Und mich interessiert auch nicht, was du verdienst. Mich würdest du aber sehr enttäuschen, wenn du um des Geldes willen Zugeständnisse machen würdest, die charakterlos sind.«

      »Ich mache keine Zugeständnisse«, sagte Jonas ruhig. »Es wird nur alles leichter für mich, wenn ich weiß, dass du zu mir hältst.«

      »Ich bin stur«, meinte Katrin mit einem kleinen Lächeln. »Wenn du mich nicht heiratest, werde ich eine alte Jungfer. Aber eines sage ich dir, Jonas. Ich würde dich niemals heiraten, wenn ich vorher ein Kind bekäme. Das sieht immer nach Erpressung aus.«

      »Nicht immer, wenn man sich liebt«, sagte er leise.

      »Wenn man sich liebt, kann man auch warten. In dieser Beziehung bin ich altmodisch. Und wenn man sich liebt, braucht man auch nicht gleich alles zu haben – das meine ich jetzt in Bezug auf das Materielle. Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar.«

      Sie verstand es, ihn aufzumuntern. Sie war umwerfend in ihrer Frische.

      »Und wie stünde ich denn vor deinem Vater da?«, fragte er.

      »Ach, Vati ist souverän. Und er weiß auch, was er von mir zu halten hat. Er ist einmal in eine Falle getappt, da war er noch sehr jung. Mama hatte sich alles so schön ausgerechnet. Er würde die Klinik erben und etwas darstellen. Sie hat nicht damit gerechnet, dass Vati sehr

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