Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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das dein letztes Wort, Mutter?«

      »Ja.«

      Die Fürstin verließ die Bibliothek, zu einem weiteren Gespräch war sie nicht bereit. In ihren Räumen betupfte sie sich die Schläfen mit Kölnisch Wasser, ging eine Weile aufgeregt auf und ab und schaute dann aus dem Fenster in die Abenddämmerung.

      Erst jetzt dachte sie wieder an die beiden Besucher. Es war geplant gewesen, daß Gunter mit Marion wegfahren sollte, nach Wiesbaden oder Bad Homburg zum Tanzen. Das fiel ins Wasser.

      Irgend jemandem mußte die Fürstin sich anvertrauen, Baron Edgar bot sich an. Zwar zögerte sie etwas, schließlich handelte es sich um intime Familienangelegenheiten. Aber man mußte dem Baron nicht unbedingt sagen, daß die Geliebte des fürstlichen Sohnes ein Kind erwartete.

      Fürstin Claudia faßte sich. Sie wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser ab, frischte ihr Make-up auf und begab sich in den Salon. Baron Edgar und seine Nichte blätterten in Zeitschriften. Die Fürstin duldete keinen Fernseher im Salon, das wäre ein Stilbruch gewesen.

      Sie zwang sich zu einem Lächeln.

      »Darf ich Sie in meinem Arbeitszimmer sprechen, Edgar? Du kannst dich sicher noch etwas gedulden, Marion.«

      »Natürlich.«

      Marion langweilte sich, nachdem der Onkel und die Fürstin weggegangen waren. Sie wartete auf Gunter. Nach dem Gespräch mit seiner Mutter hätte er sich am liebsten für den Rest des Abends zurückgezogen oder wäre zu Sandra gefahren.

      Er war nicht verpflichtet, sich um die Besucher zu kümmern, er hatte sie nicht eingeladen.

      Aber er war zu gutherzig, um Marion einfach die kalte Schulter zu zeigen und sie im Salon sitzenzulassen. Außerdem brauchte auch er jemanden, mit dem er reden konnte, jemanden in seinem Alter. Von Marion erhoffte er sich Verständnis.

      Deshalb ging er in den Salon und bat sie zu einem Spaziergang in den Park. Marion strahlte. Gunter bedachte nicht, wie sehr sie seine Eröffnungen verletzen konnten.

      Sie gingen hinaus in den Park, Marion faßte Gunter spielerisch an der Hand. Sie hatte eine Strickweste mit gerüschtem Kragen übergezogen, denn es wurde kühl. Unter den Buchen und Eichen tanzten Glüh­würmchen.

      »Ich muß mich dir anvertrauen«, begann Gunter.

      Marions Herz klopfte stürmisch. Sie hoffte auf eine Liebeserklärung.

      »Ich bin verliebt und dabei, einen sehr ernsten Schritt zu unternehmen«, fuhr Gunter fort. »Aber ich habe Angst.«

      Er fürchtet, daß ich ihn zurückweise, dachte Marion. Gunter ist sensibler, als es den Anschein hat. Sie blieb stehen.

      »Fasse Mut und rede offen.«

      »Bist du schon einmal so verliebt gewesen, daß du alles andere vergessen hast, Marion? Daß deine Gedanken nur noch um einen bestimmten Menschen kreisten? Daß dir ohne ihn das Leben leer und richtig erschien?«

      »Ja, dieses Gefühl kenne ich.«

      Für sich fügte Marion hinzu: Genau in diesem Augenblick ist es der Fall. Sprich weiter, Liebster, erkläre dich.

      »Ich liebe eine Ärztin«, sagte Gunter. »Eine Bürgerliche. Dr. Sandra Richter heißt sie. Sie erwartet ein Kind von mir.«

      Marion war es, als ob alles in ihr absterben würde. Ihr Herz schmerzte zum Zerspringen, sie fürchtete, zum erstenmal in ihrem Leben in Ohnmacht zu fallen. Die Bäume drehten sich im Kreis. Sie hörte kaum, wie Gunter ihr erzählte, daß seine Mutter gegen die Verbindung sei und ihm alle nur mög­lichen Schwierigkeiten bereiten wollte.

      »Ich bin so verzweifelt. Ich liebe meine Mutter, ich verstehe auch, was ihr die Tradition des Hauses Falkenau bedeutet. Aber soll ich deswegen auf mein Lebensglück verzichten? Ich habe andere Ansichten als meine Mutter.«

      Nach einer Weile des Schweigens fragte Gunter: »Was rätst du mir? Glaubst du, daß ein Adliger unbedingt eine Adlige heiraten muß? Wir würdest du dich verhalten, wenn du einen Bürgerlichen liebtest?«

      Es war grausam für Marion, daß er sich ausgerechnet an sie wendete. Sie stand vor einer schweren Entscheidung. Sollte sie die gleiche Linie verfolgen, wie Fürstin Claudia, in der Hoffnung, Gunter vielleicht von jener Frau abbringen zu können?

      Sie entschied sich dagegen. Sie mochte nicht intrigieren.

      »Folge der Stimme deines Herzens, Gunter«, sagte sie schlicht. »Nur dann wirst du glücklich. Jetzt bring mich bitte ins Schloß zurück, ich fühle mich schon den ganzen Abend nicht wohl.«

      Sie kehrten zurück. Im Licht der ersten Laterne am Schloßhof stellte Gunter fest, wie blaß Marion aussah. Er brachte sie zu ihrem Zimmer im Westflügel, holte das Dienstmädchen und fragte Marion, ob er einen Arzt anrufen solle.

      Sie stand in der Zimmertür und lächelte matt. Die Besorgnis tat ihr wohl, aber die Schmerzen, die sie hatte, konnte kein Arzt heilen.

      »Nein, es geht schon wieder. Vielleicht habe ich in der letzten Zeit zuviel gearbeitet, oder es ist eine Sommergrippe in Anmarsch. Heißer Lindenblütentee und acht Stunden Schlaf werden mich kurieren.«

      Später fand Baron Edgar seine Nichte bitterlich schluchzend im Bett. Sie konnte nicht schlafen. Der Baron wußte von der Fürstin über die Heiratsabsichten Gunters Bescheid. Er strich Marion übers Haar.

      »Kind, beruhige dich. Es ist noch nicht aller Tage Abend.«

      Bitterlich weinend umarmte ihn Marion. Sie schluchzte an seiner Schulter.

      »Sie kriegt… ein Kind von ihm. Dabei liebe ich ihn doch so! Ich bleibe hier nicht länger. Gleich morgen früh reisen wir ab, Onkel. Ich halte es auf Schloß Falkenau nicht mehr aus.«

      Der Baron saß noch eine Weile bei seiner Nichte. Ihm war sehr daran gelegen, daß seine Nichte Fürst Gunter heiratete. Ihm kam es dabei nicht auf ihr Glück an. Von einer Verbindung mit den Falkenaus erhoffte er für sich selber Vorteile.

      »Wir werden sehen«, sagte er.

      Auch Gunter schlief in dieser Nacht wenig. Er kannte seine Mutter. Für sie gab es nur einen Willen: ihren eigenen. Den setzte sie auch im allgemeinen durch, wenn sie aus Überzeugung handelte und ihren Vorteil sah.

      *

      Noch am Sonntag suchte Baron Edgar den Inhaber einer sehr bekannten Detektei auf. Diesen beeindruckte der Adelstitel, er empfing den Baron im Arbeitszimmer seines Bungalows am Sonnenhügel über einer Stadt im Taunus.

      »Ich brauche ein komplettes Dossier über Dr. Sandra Richter«, erklärte der Baron und nannte die Arbeitsstelle und die Adresse der Ärztin. Die hatte er schon herausgefunden. »Außerdem über ihre Angehörigen, Freunde und Bekannten. Skandalgeschichten sind mir sehr willkommen.«

      »Es wäre für mich gut zu erfahren, wozu Sie diese Auskünfte benötigen, Herr Baron.«

      Unter dem Siegel der Verschwiegenheit teilte ihm Baron Edgar mit, daß Fürst Gunter von Falkenau die Ärztin zu heiraten gedachte. Er behauptete, die Erkundigungen im Auftrag der Fürstin einzuziehen.

      »Ihre Durchlaucht wollten nicht

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