Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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Möllers Entgegenkommen hätte es übel für ihn geendet.

      »Ach, die alte Geschichte…« Der Konsul winkte ab.

      »Ich habe sie nicht vergessen. Geben Sie mir die Unterlagen, die Richters Unterschlagungen beweisen, ich will zusehen, was ich für Sie erreichen kann. Ihnen ist in erster Linie an Ihrem Geld gelegen, verehrter Konsul, und Sie wollen kein Aufsehen. Vielleicht ist es möglich, beides zu erreichen. Lassen Sie mir freie Hand.«

      »Was schwebt Ihnen vor?«

      »Frank Richters Schwester ist Ärztin. Wenn Sie für die unterschlagene Summe bürgte, wäre das doch in Ihrem Sinn? Natürlich müßte Richter gekündigt werden. Überlegen Sie, ob eine Anzeige unbedingt notwendig ist, Herr Konsul. Richter ist schließlich ein junger, bisher unbescholtener Mensch, der das Leben noch vor sich hat.«

      Baron Edgar brauchte nicht viel Überredungskunst aufzubieten. Kon­sul Möller vertraute ihm die heikle Angelegenheit nur zu gern an. Nachdem der Baron seinen Gast zuvorkommend verabschiedet hatte, versuchte er, Frank Richter telefonisch zu erreichen.

      Es nahm niemand ab. Der Baron zündete sich eine Zigarette an, seine gepflegten Finger trommelten auf den Schreibtisch.

      »Ich kriege dich schon noch, mein Lieber«, sagte er.

      Er würde es später wieder versuchen oder ins Kasino fahren. Vielleicht traf er den Gesuchten dort.

      Marion kam nach Hause. Sie hatte den Dobermann spazierengeführt. Der Baron ging seiner Nichte entgegen.

      Ein Blick in Marions Gesicht sagte ihm sofort, daß etwas nicht stimmte. Als er sie fragte, verlor sie die mühsam gewahrte Fassung und schluchzte auf.

      »Ich habe Gunter mit dieser… mit der andern im Kurpark gesehen… Hand in Hand. Ach, sie waren so glücklich!«

      Marion eilte die Treppe hinauf und schloß sich in ihrem Zimmer ein. Der Baron hielt den Hund, der Marion folgen wollte, am Halsband fest.

      »Lange werden sie nicht mehr glücklich sein«, murmelte er grimmig.

      *

      Frank wartete, bis Gunter wegfuhr, ehe er bei seiner Schwester klingelte. Sie meldete sich über die Sprechanlage.

      »Ich bin es, Frank. Ich muß dich ganz dringend sprechen.«

      Der Türöffner summte. Frank fuhr mit dem Lift in den dritten Stock hinauf. Sandra empfing ihn im seidenen Hausmantel, darunter trug sie nur das Negligé. Es war nach 23 Uhr. Sie gähnte hinter der vorgehaltenen Hand.

      »Halte mich nicht zu lange auf, ich habe morgen einen anstrengenden Tag vor mir und muß früh aufstehen.«

      Sie gingen ins Wohnzimmer.

      »Wer war der Mann, der die ganze Zeit bei dir gewesen ist?« fragte Frank.

      Er hatte Sandra und Gunter von weitem eng umschlungen ins Haus gehen sehen und gewartet, weil er seine Schwester allein sprechen wollte. Schon hatte er gefürchtet, der Besucher werde überhaupt nicht mehr weggehen.

      Sein vorwurfsvoller Ton ärgerte Sandra.

      »Ein sehr guter Freund«, antwortete sie. »Was treibt dich so spät noch zu mir? Sicher brauchst du wieder Geld.«

      Frank blickte etwas verlegen zu Boden.

      »Du hast richtig geraten. Es ist ganz bestimmt das letzte Mal, daß du mir aus der Klemme helfen mußt. Aber diesmal stehe ich ganz scheußlich da. Mein Wagen ist in der Werkstatt, die Reparatur kostet achthundert Mark, und ich habe keine Ahnung, wo ich die hernehmen soll. Mein Konto ist total überzogen, in wenigen Tagen ist die Miete fällig. Ich bin total pleite.«

      »Und dein Gehalt? Du kriegst Mitte des Monats Geld, wo ist es geblieben?«

      »Weg«, gestand Frank. »Ich hatte einiges zu bezahlen.«

      »Du warst wieder in der Spielbank«, sagte ihm Sandra auf den Kopf zu. »Wie oft habe ich dich davor gewarnt? Jetzt ist Schluß. Diesmal bleibe ich hart. Ich habe dir oft genug aus der Klemme geholfen. Diesmal wirst du die Folgen deines sträflichen Leichtsinns auch ausbaden müssen, vielleicht besinnst du dich dann anders.«

      Frank bat und bettelte. Vergeblich. Als er unverschämt wurde, wies ihm Sandra die Tür.

      »Geh, du bist alt genug, ich bin für deine Finanzen nicht zuständig. Adieu.«

      Ehe Frank es sich versah, stand er vor der geschlossenen Wohnungs­tür. Er verließ das Haus, zog sich am Automat ein Päckchen Zigaretten, rauchte und überlegte, was er jetzt anfangen sollte. Als er dann zur Bushaltestelle ging, stellte er fest, daß er sein letztes Geld für die Zigaretten ausgegeben hatte.

      Noch einmal bei seiner Schwester klingeln wollte er nicht. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Hause zu laufen. Kurz nach ein Uhr kam er an. Das Telefon klingelte, er meldete sich, in der winzigen Hoffnung, daß es Sandra sei, die es sich anders überlegt hatte.

      Aber es war der Baron von Balsingen. Frank erkannte an der Stimme, daß er den Monsieur Edgar von der Spielbank vor sich hatte, seinen ironischen Gesprächspartner.

      »Was kann ich für Sie tun, Herr Baron?«

      »Ich wünsche Sie heute früh um Punkt neun Uhr in meiner Villa zu sehen.« Baron Edgar nannte die Adresse. »Es handelt sich um Ihre Arbeit bei der Privatbank Möller & Cie.«

      »Wie? Ich verstehe nicht.«

      »Sie verstehen sehr wohl. Ich meine es gut mit Ihnen. Falls Sie nicht kommen, wird das sehr nachteilig für Sie.«

      »Aber ich habe zu arbeiten, ich…«

      »Nehmen Sie sich frei«, unterbrach ihn der Baron, »oder melden Sie sich krank. Entweder unterhalten Sie sich mit mir oder mit der Kriminalpolizei. Gute Nacht.«

      Er legte auf. Frank starrte auf den Hörer wie auf eine Schlange, die ihn zu beißen drohte. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Er schlief in dieser Nacht nicht. Jetzt sind die Unterschlagungen aufgeflogen, ging es ihm immer wieder durch den Kopf, was fange ich jetzt an? Warum habe ich das getan? Warum hatte ich nicht mehr Glück beim Roulette?

      Wegen des Spielteufels hatte er zuerst einen Tausender aus der Kasse genommen, den Betrag mit einer fingierten Buchung abgedeckt und fest vorgehabt, ihn in wenigen Tagen wieder auszugleichen. Das war nicht möglich gewesen. Statt dessen hatten sich derartige Vorfälle ge­häuft.

      Frank hatte verzweifelt gehofft, einmal die große Glückssträhne beim Roulette zu erwischen. Sie blieb aus.

      Übernächtigt und völlig erschlagen, lieh er sich am Morgen von seinem Wohnungsnachbarn zwanzig Mark.

      Er behauptete, Geldbörse und Brieftasche wären ihm gestohlen worden. Bei der Bank hatte er sich krank gemeldet.

      Er fuhr zu der Villa in einer stillen Wiesbadener Vorortstraße. Ein Dienstmädchen meldete ihn an. Baron Edgar ließ Frank vor seinem Schreibtisch Platz nehmen. Er sagte ihm auf den Kopf zu, daß er etwas über fünfzigtausend Mark unterschlagen und verspielt hatte.

      Er legte die Fotokopien auf den Tisch, die ihm Konsul Möller bereits geschickt

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