Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman. Marisa Frank
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Inhalt
Ich lass dich nicht aus meinen Armen
Die junge Prinzessin Diana von Buchenhain zuckte leicht zusammen, als dicht vor ihr eine Amsel aufflog. Sie horchte angespannt in die Stille hinein, die sie umgab, und wandte sich dann noch einmal zurück.
Am anderen Ende des Parks, hinter dem langgestreckten Bassin mit den Terrakottafiguren zu beiden Seiten, leuchtete das schneeweiße Schloss der Fürsten von Buchenhain in der Morgensonne.
Dianas Mund öffnete sich. Wie herrlich war alles, was sie umgab. Die uralten Buchen, deren Kronen sich über den beiden ebenerdigen Seitenflügeln des Schlosses wölbten, die dunkelgrünen Zypressen, die hinter dem spitzen Giebel des Hauptschlosses zu erkennen waren. Der Park mit seinen weiten Rasenflächen, den blühenden Buschgruppen. Das Singen der Vögel.
Ein Schauer des Glücks durchströmte Diana. Sie öffnete das kunstvolle schmiedeeiserne Tor, das den Besitz ihres Vaters von der Außenwelt abschloss. Mit leisem Klicken fiel es ins Schloss zurück.
Freiheit – solange Diana zurückdenken konnte, hatte die Welt hinter diesem Tor für sie Freiheit bedeutet. Heute, einen Tag nach ihrem zwanzigsten Geburtstag, wollte sie diese Freiheit zum ersten Mal kennenlernen: Ohne eine Erzieherin, ohne den Vater, ohne Verwandte, die jeden ihrer Schritte beobachteten.
Niemand hatte die Flucht der jungen Prinzessin bemerkt.
Diana lief über die Asphaltstraße. Bald tauchte Buchenhain vor ihr auf, das Dorf, das seinen Namen vom Schloss her hatte.
Um von keinem seiner Bewohner erkannt zu werden, schlug Diana einen schmalen Weg ein, der von der Straße weg durch ein Tal führte.
Ein Dornenstrauch zerriss Dianas seidene Strümpfe. Sie kümmerte sich nicht darum. Herrlich war es, dieses Gefühl von Freiheit, dieses Abenteuer ihrer Flucht.
Etwa eine halbe Stunde später erreichte Diana wieder die Landstraße. Schloss und Dorf Buchenhain lagen hinter einem Wald und waren nicht mehr zu erkennen.
Diana berührte mit der rechten Hand die Geldbörse in der Tasche ihres weiten Rockes. Es war genug Geld, um in der etwa hundert Kilometer entfernten Großstadt durch die belebten Straßen zu bummeln, in einem Straßenrestaurant zu Mittag zu essen. Irgendetwas Unnützes zu kaufen.
Als ein Bus näherkam, hob Diana ihre Hand. Aber der Busfahrer achtete nicht auf sie und fuhr weiter.
»Dann eben nicht«, sagte Diana laut.
Zehn Minuten später keuchte ein uralter Personenwagen den Hügel hinauf. Einen winzigen Augenblick zögerte Diana, dann hob sie wieder winkend einen Arm.
Der Wagen keuchte, der Motor gab ein Blubbern von sich, dann hielt das Auto neben Diana.
Ein junger Mann neigte sich lachend heraus.
»Wollen Sie mitkommen?«
»Fahren Sie in Richtung Stadt?«
»Ja. Steigen Sie ein. Ich hoffe, meine alte Kiste streikt nicht.«
Der junge Mann hielt Diana die Tür auf, und sie nahm an seiner Seite Platz.
Der Motor ratterte. Er tat sich schwer, den Hügel bis zur Kuppe zu erklimmen.
»So, geschafft«, seufzte der junge Mann und betrachtete Diana von der Seite.
»Haben Sie denn gar keine Angst vor Räubern?«, fragte er lachend.
»Sind Sie vielleicht ein Räuber?«, fragte Diana lächelnd zurück.
»Nicht ganz. Obwohl ich eine Art Räuberleben führe.«
»Ich habe mir schon immer einmal gewünscht, einen richtigen Räuber kennenzulernen. Ich könnte dann seine Räuberbraut sein.«
In diesem Moment machte der Wagen einen Satz nach vorn, Diana und der junge Mann wurden kräftig durchgeschüttelt, dann stand das Auto.
»Er hat eben seine Launen. Nun müssen wir warten, bis sich der Motor abgekühlt hat. Wir könnten die Zeit ausnutzen und frühstücken. Oder haben Sie schon etwas gegessen?«
Diana schüttelte den Kopf. Plötzlich bemerkte sie, dass sie Hunger verspürte.
»Na also.« Der junge Mann hob einen Korb vom Rücksitz des Wagens und trug eine karierte Decke auf ein Rasenstück neben der Autostraße. Dort breitete er sie aus.
»Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte er, indem er eine Flasche Rotwein, Brötchen, Wurst und Käse dem Korb entnahm.
Diana überlegte rasch. Sie wollte nicht, dass der Fremde ihren Namen erfuhr.
»Diana Hain«, entgegnete sie und spürte, wie sie ein wenig rot wurde.
»Wir haben Glück, Diana, dass hier so selten ein Auto vorbeifährt. Hier ist ein Becher für Rotwein. Gut, dass mein Freund mir noch etwas zum Essen eingepackt hat. Dann brauchen wir wenigstens nicht zu verhungern.«
Als Diana den Becher mit Rotwein ergriff, betrachtete der junge Mann sie.
»Diana, wissen Sie, an wen Sie mich erinnern?«
»Nein.«
»Im Salon meiner Mutter hängt neben vielen anderen Miniaturen ein kleines Bild, das entfernte Kusine meiner Mutter darstellt. Ich glaube, sie war Italienerin, eine Fürstin aus der Toskana. Als Junge war ich richtig verliebt in sie und untröstlich, als meine Mutter mir sagte, dass die Frau nicht mehr am Leben ist. Ach, was bin ich überhaupt für ein unhöflicher Mensch. Ich frage Sie nach Ihrem Namen und stelle mich selbst nicht einmal vor. Also, Hubertus von Homberg.«
Hubertus machte eine steife Verbeugung und lachte gleich darauf.
Hubertus von Homberg… Diana erinnerte sich an ein Gespräch ihres Vaters mit einem ihrer Onkel. Von dem Grafen von Homberg war die Rede gewesen. Von einem Streit zwischen dem Grafen und Dianas Vater, der schon lange zurückliegen musste. Und davon, wie wenig Glück der Graf mit seinen Kindern hatte. Den Jüngsten hatte man sogar ausgestoßen. Er führe das Leben eines Vagabunden, wollte Schriftsteller werden. Ein Unglück sei es, einen solchen Sohn zu haben.
Die beiden jungen Menschen sahen sich an. In dieser Sekunde geschah ihnen etwas Seltsames. Beide erschauerten. Ein nie