Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic
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Peet Matabiau, sein Feind.
*
Der drahtige Mann mit dem grau melierten Haar und dem schwarzen Dreitagebart kam mit leicht eckigen Schritten auf Anchi zu. Hatte er bei dem Kampfeinsatz vor wenigen Tagen eine Verletzung erlitten, oder war das seine Art, Anchi zu zeigen, dass er nichts mit ihm zu tun haben wollte?
»Du bist Ennyas Anchi«, sagte er mit eisiger Stimme und blickte ihm in die Augen.
Anchi senkte den Blick und ärgerte sich im selben Moment darüber.
»Ich habe deine Unterlagen noch. Du bist nicht gerade ein Spezialist, den ich für diese Art von Mission angefragt hätte. Wir werden dich etwas in Schuss bringen müssen.«
Anchi wollte etwas sagen, doch Matabiau beugte sich schnell zu ihm vor und sagte leise: »Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, warum Roi dich unbedingt dabeihaben wollte.«
Das war eine neue Information! Danton hatte tatsächlich ihn und keinen anderen an Bord der CALAMAR holen wollen! Es war kein Fehler, kein Irrtum gewesen. Aber warum war er dann hier?
Tapfer hob Anchi den Kopf. »Ach so?«, fragte er, als wüsste er darüber genau Bescheid.
Matabiau schüttelte nur den Kopf. »Minon wird sich ein wenig um dich kümmern. Vielleicht wird aus dir ja wenigstens ein brauchbarer Kadett.«
Ohne sich umzudrehen, winkte er mit einem Finger eine Person heran, die Anchi bisher nicht aufgefallen war. Es war eine zierliche Frau mit grobporigen Gesicht.
Sie hatte kurze, auf Kinnhöhe scharf abgeschnittene Haare, die violett gefärbt waren, und kleine Falten um die Augen. Burschikos streckte sie Anchi ihre Hand entgegen.
»Ich bin Minon Crompton, willkommen an Bord!« Ihr Akzent klang etwas härter als das normale Interkosmo, das die Solaner sprachen und mit dem auch die Gestrandeten von Evolux aufgewachsen waren.
Sie bemerkte Anchis Verwunderung und fügte hinzu: »Ich stamme vom Planeten Fuego aus der Galaxis Vilamesch, einem Handelsposten ehemals terranischer Kolonisten. Dort war ich Positronikspezialistin. Aber ich wollte mal eine andere Ecke des Universums sehen. Also kam ich als Raumsoldatin auf die SOL.«
Überschwänglich ergriff er die Hand der Fueganerin. »Solaner kommen anscheinend wirklich viel rum. Ich glaube, ich werde mich hier wohlfühlen!«
»Überleg dir das noch mal, wenn wir mit der ersten Trainingseinheit durch sind«, entgegnete sie und zwinkerte ihm zu.
Unsicher lachte Anchi. Wenigstens hatte Crompton ihn an Bord der CALAMAR willkommen geheißen, und er hatte das Gefühl, dass sie einen guten Draht zueinander hatten. Die kleine Fueganerin wirkte etwas spröde, aber mit ihr würde er zurechtkommen.
Besser, als wenn Matabiau sein Agententrainer geworden wäre. Dass es nicht so gekommen war, war wohl ihnen beiden recht.
*
In den folgenden Tagen verfluchte er Crompton, Matabiau, das Agententraining, die SOL und seine Entscheidung, sich bei Danton zu bewerben.
Die Fueganerin legte ihm einen strengen Tagesplan auf. Trainingseinheiten wechselten zwischen Sport, technischem Unterricht und praktischem Umgang mit Positroniken, Schutz- und Deflektorschirmen, verschiedenen Strahlenwaffen, der Steuerung einer Space-Jet und dem Aufenthalt im freien Weltraum, nur mit einem Schutzanzug bekleidet.
Einmal ließ Anchi sich auf Cromptons Geheiß vom Gravo-Pak eines SERUNS zehntausend Kilometer ins All hinausschießen. Er blickte zurück und fand die CALAMAR unter den fremden Sternen nicht mehr wieder. Schweiß brach ihm aus, mühsam unterdrückte er die Angst.
Dann besann er sich auf die Anzugpositronik, die ihm ein Koordinatenkreuz mit den wichtigsten Objekten in seiner Nähe auf die Helminnenscheibe projizierte. Sein Puls beruhigte sich, als ihm klar wurde, dass der SERUN eine mächtige Rüstung war.
Er würde Anchi in den meisten Situationen beschützen, in die er hier draußen geraten konnte. Der Anzug würde ihn wochenlang am Leben halten, selbst dann noch, wenn aus irgendeinem Grund ein Großteil seines Körpers zerstört würde, und notfalls konnte er damit sogar auf einem Planeten landen.
Dass gerade keine Himmelskörper in der Nähe waren, auf denen er niedergehen konnte, blendete er vorsichtshalber einmal aus. So ein SERUN war schon ein Prachtstück terranischer Technologie.
An diesem Tag lernte er mehr über die multifunktionalen Kampfanzüge der Solaner, als ihm eine Hypnoschulung hätte beibringen können. Auch wenn er zeitweise jede Sekunde dieses Tages hasste.
Am Nachmittag saß er mit Crompton in der robotbetriebenen Messe der CALAMAR und plapperte so begeistert von seinem ersten Weltraumspaziergang, dass die Fueganerin irgendwann kicherte. Crompton schien ihn zu mögen. Er hatte ein Talent dafür, dass Leute ihn mochten. Das klappte nur nicht immer.
»Vielleicht werde ich ja noch ein besserer Raumagent als Peet Matabiau!«, lachte er übermütig. Dabei meinte er es nur halb scherzhaft.
Crompton grinste. »Dafür brauchst du aber mehr als einen Trainingstag im freien Raum!«
»Na, ich habe von Peets Einsatz im Kolonnen-Fort gehört. Er scheint sich da nicht besonders geschickt angestellt zu haben! Eher wie ein Anfänger! Er ist hingefallen, und wäre Mahlia Meyun nicht gekommen und hätte ihre Schutzschirme zusammengeschaltet, wäre er längst Sternenstaub!«
Cromptons gute Laune wich einem eisigen Flair. »Woher willst du das wissen?«
»Hat Mahlia mir einmal selbst erzählt. Wir haben uns ... na ja, nur so unterhalten.«
Er verschwieg, dass Mahlia Meyun ihm ebenfalls erzählt hatte, dass Matabiau nicht einfach so gestürzt war. Er hatte sich auf eine Granate geworfen, um den Kommandotrupp im Kolonnen-Fort zu retten.
»Und du meinst, weil er einmal beinahe im Einsatz draufgegangen wäre, wäre Peet kein so guter Agent wie du?«
Anchi merkte, dass er zu weit gegangen war, und suchte nach Worten. »Das habe ich nicht gesagt. Ich wollte nur ...«
Crompton beugte sich zu ihm. »Merke: Glück oder Pech kann jeder einmal haben. Es gibt Situationen, aus denen kommst du selbst als bestens ausgebildeter Kampfsoldat nicht mehr raus. Aber ausgebildete Kampfsoldaten überleben die meisten Situationen, in denen Anfänger keine Chance haben. Und du bist so ein Anfänger, genau wie Mahlia Meyun eine Anfängerin war, klar? Ich glaube, die nächste Trainingseinheit beginnt gleich. Steh auf!«
Damit war der Tag vermurkst. Crompton nahm ihn beim anschließenden Konditionstraining härter ran als jemals zuvor. Und Anchi fragte sich, ob er sein Gefühl dafür verloren hatte, wann er vertraulich mit jemandem plauschen konnte, den er gerade erst kennengelernt hatte.
Er hätte gewettet, es wäre an der Zeit gewesen, ein wenig Klatsch und Lästereien auszutauschen. Aber offenbar war es noch nicht so weit.
An den folgenden Tagen zeigte sich Crompton deutlich schmallippiger als zuvor, obwohl sie allmählich wieder etwas freundlicher wurde – vor allem, wenn er bei der