Sophienlust Box 16 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Box 16 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Box

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Not geratene Kinder nicht selbst verwalten konnte, lag die Verantwortung dafür in den Händen seiner Mutter, die in ihrem zweiten Mann, Alexander von Schoenecker, jederzeit Unterstützung fand. Alexander war Besitzer des benachbarten Gutes Schoeneich und beaufsichtigte beide Güter, Sophienlust und Schoeneich, gemeinsam. Leiterin des Kinderheims war Frau Rennert, von den Kindern ›Tante Ma‹ genannt. Ihr Sohn Wolfgang war als Haus- und Musiklehrer des Heimes tätig. Seine junge Frau Carola, die selbst einmal ein Kind dieses Heimes gewesen war, unterstützte ihn dabei.

      Denise von Schoenecker ließ Alexander Rethy auch diesmal Zeit. Sie war

      eine gute Zuhörerin. Doch jetzt schöpfte der Besucher Atem und sprach weiter.

      »Es war für mein Töchterchen Alexa am Anfang eine höchst erstaunliche Tatsache, dass ich ihre Mutter kannte. Sie wunderte sich darüber. Aber jetzt hat sie sich daran gewöhnt. Für mich ist die Situation allerdings etwas schwierig. Ich bin ständig unterwegs und muss erst einmal darüber nachdenken, wie ich mich als Vater eines kleinen Mädchens zu verhalten habe. Deshalb bin ich Frau Dr. Klinger und auch Ihnen für die angebotene Lösung hier in Sophienlust herzlich dankbar. Die Kinder haben Alexa gleich in ihre Mitte aufgenommen. Glücklicherweise ist sie Kindern gegenüber nicht scheu. Da war ein blonder Junge, ich glaube Henrik hieß er …«

      »Das ist mein Jüngster«, schaltete sich Denise lächelnd ein. »Ich habe eine große Familie. Henrik stammt aus meiner zweiten Ehe. Er ist zwar erst sieben Jahre alt, gibt sich aber schon jetzt viel Mühe, uns in Sophienlust zu helfen. Deshalb hat er sich auch gleich um Alexa bemüht.«

      »Eine schöne und dankbare Aufgabe, die Sie übernommen haben, gnädige Frau. Ich bewundere Sie.«

      »Für uns war es ein großes Glück, als wir nach Sophienlust kamen, lieber Herr Rethy. Heute erscheint es mir nur selbstverständlich, dass wir von unserer sicheren Geborgenheit anderen Menschen und vor allem vereinsamten und unglücklichen Kindern etwas abgeben. Bewunderung verdiene ich sicherlich nicht. Unsere Arbeit ist für uns ein täglicher Quell der Freude, der die Sorgen, die unvermeidlich sind, vergessen lässt.«

      »Sie sind eine Idealistin. Das findet man heutzutage selten. Aber es gefällt mir, dass meine Tochter gerade hier sein darf. Ein Jammer, dass Sie Alexas Mutter nicht mehr kennengelernt haben.«

      »Ich kann mir Ihre Frau gut vorstellen. Sie war sehr tapfer, nicht wahr?«

      Er nickte. »Erst als sie für das Kind keinen Ausweg mehr sah, trat sie an mich heran. Ach, ich wünschte, sie hätte es früher getan! Zwar versichern mir die Ärzte, dass sie unrettbar verloren und dem Tode geweiht war, aber ich kann mich der Vorstellung nicht erwehren, dass man vielleicht doch noch hätte helfen können.«

      Wieder brach er ab. Es waren traurige und bittere Erinnerungen, die ihn quälten. Er selbst kam dabei nicht gut davon. Warum habe ich Vivian damals nur verlassen, klagte er sich an. Warum nur? Sie war eine wunderbare Frau!

      Aber es war endgültig zu spät. Sie ruhte unter dem Hügel mit den vielen Blumen. Für immer.

      Jetzt fuhr er aus seinen Gedanken auf. »Frau Dr. Klinger hat viel für Alexa und mich getan. Sehe ich sie hier noch? Ich möchte ihr danken.«

      »Sie wohnt drüben im Anbau bei dem jungen Ehepaar Rennert, weil sie sich ein paar Wochen lang hier in der guten Landluft erholen will. Sie war schwer krank und ist hinterher zu früh wieder in den Dienst in der Klinik gegangen. Jetzt sieht sie selbst ein, dass sie sich zu viel zugemutet hatte.«

      Der Gast nickte, denn das war ihm bekannt.

      Denise läutete. Als kurz darauf ein junges Mädchen eintrat, bat sie, Dr. Josefa Klinger herzubitten, falls sie im Moment zu finden sei.

      Wenig später erschien die junge Ärztin, eine aparte Erscheinung mit dunklem Haar und klaren blauen Augen. Sie war zierlich und wirkte neben der hünenhaften Gestalt des Flugkapitäns wie eine Puppe.

      Die Begrüßung fiel herzlich aus. Doch schon bald sprachen sie wieder von Vivian von Stöcken.

      »Heute ist mir alles klar«, bekannte Alexander Rethy. »Auf Grund ihrer Schwangerschaft konnte Vivian nicht mehr als Stewardess tätig sein. Deshalb bewarb sie sich wohl um eine Anstellung im Büro der Fluglinie. Dadurch verloren wir uns aus den Augen. Die ganze Situation muss unendlich hart für sie gewesen sein. Als Arzttochter wusste sie sicher sowohl über ihren Zustand als auch darüber Bescheid, dass ihre Krankheit unheilbar war. Ich glaube, sie wollte mir nicht zur Last fallen, sondern verhindern, dass ich sie aus Pflichtgefühl heiratete. Denn sie wusste wohl auch, dass sich ihr Leiden über Jahre hinziehen konnte. Alexa ist immerhin schon gut fünf Jahre alt. Was muss Vivian in dieser Zeit gelitten haben! Und ich hatte keine Ahnung davon! Man sollte doch meinen, dass man so etwas spüren müsste.«

      »Quälen Sie sich nicht mit Vorwürfen«, mahnte die Ärztin sanft. »Es ist vorbei, und es war nun einmal der Wille Vivian von Stöckens. Sie haben ihr zuletzt noch Ihren Namen gegeben und Alexa anerkannt. Ich weiß, dass der Tod Ihrer Frau friedlich und leicht war. Das muss Ihnen ein Trost sein, Herr Rethy.«

      Die junge Ärztin sprach überzeugend und ruhig. Dennoch vermochte sich Alexander Rethy von Vorwürfen nicht freizusprechen. Undeutlich war ihm bewusst, dass er sein Kind nicht für alle Zeiten in Sophienlust lassen könnte. Es war nur eine Übergangslösung. Alexa hatte ein Anrecht darauf, einen Platz in seinem Leben zu erhalten. Aber er konnte sich vorerst nicht vorstellen, wie das zugehen sollte.

      »Sie sind sehr freundlich, Frau Dr. Klinger«, antwortete er leise. »Was hätte ich überhaupt ohne Ihre Hilfe anfangen sollen?«

      Sie lächelte. »Es hat mir Freude bereitet, mich in der ersten Zeit um Alexa kümmern zu können. Jetzt freue ich mich schon auf unser Wiedersehen. Es ist zwar erst zwei Tage her, dass wir uns getrennt haben, aber ich habe Alexa sehr ins Herz geschlossen.«

      »Sie mag Sie ebenfalls gut leiden. Die beiden Tage mit mir im Hotel hat sie sich gründlich gelangweilt und jeden Tag nach Ihnen gefragt. Ich fürchte, ich bin ein unbegabter Vater und muss mich an meine Rolle erst gewöhnen.«

      »Alexa ist stolz auf ihren Vati. Sie hat immer geglaubt, dass sie keinen habe. Erst neulich äußerte sie, dass sie sehr glücklich sei. ›Mutti ist im Himmel bei Omi, Tante Josi‹, sagte sie zu mir. ›Aber sie sieht, dass ich bei Vati bin. Und deshalb bin ich nicht traurig. Ich habe Mutti nämlich versprochen, dass ich immer fröhlich sein werde.‹ Seltsame Worte für ein so kleines Mädchen, nicht wahr?«

      »Sie spürt, dass sie bei Ihnen geborgen ist und sich auf Sie verlassen kann, Herr Rethy«, schaltete sich nun Denise von Schoenecker ein.

      In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Ohne anzuklopfen stürmten Henrik von Schoenecker und Alexa herein.

      »Es gibt Ponys hier, auf denen wir reiten dürfen, Vati«, stieß das blonde Mädchen aufgeregt hervor. »Nick, Henriks großer Bruder, will mir zeigen, wie man reitet. Darf ich reiten? Bekomme ich auch Reithosen wie die anderen Kinder?«

      »Natürlich, Alexa. Du sollst alles haben, was man in Sophienlust braucht.«

      »Es gibt auch andere Tiere, Sophienlust ist ein richtiger großer Bauernhof, Vati«, fuhr Alexa mit blanken Augen fort. »Henrik hat mir alles gezeigt. Und hier im Wintergarten haben sie einen Papagei, der sprechen kann. Er heißt …«

      »Habakuk«, half Henrik aus.

      »Habakuk«, wiederholte Alexa. »Vicky Langenbach hat ein Meerschweinchen, andere Kinder haben Kaninchen oder Vögel oder Goldhamster.«

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