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als er zu seiner Maschine ging. Zum ersten Mal ließ er jemanden zurück – ein kleines Mädchen, seine Tochter Alexa!

      Bonny nickte ihm zu. Sie stand mit Käppchen und Handschuhen am Einstieg zur Ersten Klasse und empfing die Fluggäste, die die umständlichen Kontrollen schon hinter sich hatten.

      Bonny war Alexander Rethy sehr sympathisch. Sie war ein typisches Hamburger Mädchen, blond und sauber und anständig.

      Doch schon bald hatte der Flugkapitän keine Zeit mehr, an Alexa oder Bonny zu denken. Auch an Josefa Klinger dachte er nicht mehr, als er die Checkliste zur Hand nahm und nun gemeinsam mit seinem Co-Piloten Punkt für Punkt die Kontrolle aller Geräte durchführte, wie es sich für einen gewissenhaften Flugzeugführer vor dem Start gehörte. Dann erhielt er das Zeichen, dass er zum Start fahren könne. Die Leute vom Turm meldeten, dass alles klar sei, die Männer vom Bodenpersonal traten von der Maschine zurück. Jemand winkte ihn zum Start ein. Es war wie immer und doch anders, weil diesmal jemand zurückblieb: ein kleines blondes Mädchen.

      Als Alexander Rethy die Boeing schon hoch in der Luft hatte, wurde ihm klar, dass die zurückliegenden wenigen Tage die ereignisreichsten seines Lebens gewesen waren. Er hatte Vivian wiedergefunden, und sie war seine Frau geworden. Unbewusst hatte er es sich immer gewünscht, doch erfüllt hatte sich sein Wunsch erst an dem Tag, an dem Vivian gestorben war. Und jetzt wartete dort unten irgendwo in der Dunkelheit sein Kind auf ihn, die kleine Alexa, die seit wenigen Tagen seinen Namen trug.

      Der Flugkapitän besann sich nun und hielt die übliche kleine Ansprache an seine Passagiere, indem er ihnen einen angenehmen Flug wünschte. Er flog für eine amerikanische Linie. Also sprach er zunächst Englisch, dann Deutsch, zuletzt Französisch.

      Der Co-Pilot grinste ihm zu: »Immer derselbe Käse …«

      Alexander Rethy ärgerte sich über das alberne Benehmen des anderen. Schließlich wollte jedermann einen guten Flug haben und heil ankommen. Seine Stimmung besserte sich erst, als Bonny ihm einen sündhaft starken Kaffee brachte.

      »Danke, Bonny. Du bist und bleibst ein Engelchen.«

      »Kommt mir gar nicht so vor. Eben hat mich ein dicker Kerl gefragt, ob ich morgen Abend mit ihm im Hotel bleiben will. Auf den scheine ich einen durchaus irdischen Eindruck zu machen.«

      »Unverschämter Bursche. Soll ich ihm Bescheid sagen?«, bot er an.

      »Nicht nötig. Ich habe ihm erklärt, dass ich bei meiner Großtante übernachten müsse. Sein dummes Gesicht hättest du sehen sollen, Alex. Wahrscheinlich bildet er sich ein, dass er mit ein paar hundert Dollar die Welt erobern kann.«

      Der Co-Pilot tat Zucker in seine Tasse und rührte um. »Du versäumst die besten Chancen, Bonny«, spöttelte er. »Möglicherweise ist er ein Millionär und würde dich heiraten.«

      »Kann schon sein«, erwiderte sie schulterzuckend. »Aber ich würde ihn nicht heiraten. Und da zum Heiraten bekanntlich zwei gehören …«

      Als Bony das Cockpit verlassen hatte, sagte der Co-Pilot leise: »Sie ist ein prima Mädchen.«

      Diesmal war Alexander ganz und gar seiner Meinung. »Das ist sie«, antwortete er mit Überzeugung.

      *

      »So – fertig!« Befriedigt betrachtete Nick sein Werk. Alexa stand neben ihm. Beide befanden sich im Augenblick im Wald von Sophienlust.

      »Steht wirklich mein Name darauf?«, fragte die Kleine.

      »Natürlich, Lexi. Jedes Kind, das in Sophienlust wohnt, bekommt einen solchen Baum mit seinem Namensschild. Wir nennen unseren kleinen Wald hier den Märchenwald. Zuerst gab es mal einen Waldbrand. Dadurch entstand die kahle Stelle. Und dann kam uns die Idee mit den Namensbäumchen. Gefällt dir dein Baum?«

      »Er ist sehr schön. Aber es gibt sehr viele Bäume hier. Wo sind die Kinder denn alle geblieben?«

      »Leider bleiben sie nicht immer hier, Lexi«, erklärte Dominik der kleinen Neuen mit einem Seufzer. »Wenn es nach mir ginge, würden sie alle für immer bei uns bleiben. Denn es gibt bestimmt keinen Platz auf der Welt, an dem es schöner ist als in Sophienlust.«

      »Ja, es ist wunderbar hier«, stimmte Alexa, die inzwischen von allen Kindern Lexi gerufen wurde, ihm aus vollem Herzen zu. »Ich bleibe bestimmt für immer, denn meine Mutti ist im Himmel und meine Omi auch. Mein Vati aber muss immerzu mit dem Flugzeug fliegen. Er hat nicht viel Zeit für mich. Deshalb gehe ich auch nicht fort.«

      »Hm, wir behalten dich gern.«

      »Glaubst du eigentlich, dass mein Vati mich überhaupt mag? Er war auf einmal da. Mutti sagte, ich sollte hingehen. Da wusste ich noch gar nicht, dass er mein Vati ist. Dann kam das Fest mit den vielen Blumen, und jetzt ist er mein Vati. Ob er mich lieb hat – so wie euer Vati euch?«, zweifelte sie besorgt.

      »Bestimmt hat er dich lieb. Ich habe ihn gesehen und verstehe mich auf die Leute. Er ist ein prima Kerl, sonst wäre er bestimmt nicht Flugkapitän.«

      »Das Fliegen ist mir ziemlich wurscht«, erklärte Lexi matt. »Mit so einem Flugzeug kann man nicht einmal in den Himmel fliegen – ich meine, in den richtigen Himmel, wo meine Mutti ist.«

      Die Kinderstimme schwankte verdächtig. Doch der Fünfzehnjährige verstand sich auf solche Fälle. Er warf einen letzten Blick auf das frisch gepflanzte Bäumchen im Märchenwald und hob die kleine Lexi dann auf seine Arme.

      »Komm, ich trage dich huckepack. Du sagst hüh und hott, und ich trabe zum Gutshaus zurück. Dort darfst du dann noch ein bisschen auf einem der Ponys reiten bis zum Abendbrot.«

      »Ja, Nick, das ist fein.« Schon war Lexi getröstet. Sie lachte und jauchzte, während Nick mit ihr durch den Wald trabte. Unterwegs trafen sie den alten Oberförster Bullinger, der sich eine Weile mit Nick unterhielt.

      »Warum nennt er dich junger Herr, Nick?«, wollte Lexi wissen, als sie weiterzogen.

      »Nun ja, der alte Justus sagt das auch. Es ist, weil Sophienlust eigentlich mir gehört. Aber du musst dir nichts daraus machen, denn ich kann nichts dafür und bilde mir auch nichts darauf ein.«

      »Ich dachte, Sophienlust gehört deiner Mutti.«

      »Nein, meine Urgroßmutter hat es mir hinterlassen. Aber es macht in unserer Familie keinen Unterschied. Alles gehört uns gemeinsam. Ich bin Mutti und Vati dankbar, dass sie bis jetzt das Kinderheim und das Gut so gewissenhaft für mich verwaltet haben und das auch weiterhin tun werden. Ich muss ja noch zur Schule gehen und dann zur Universität, bis ich einmal selbst Herr auf Sophienlust werden kann. Aber so alten Leuten wie dem Oberförster Bullinger oder dem früheren Verwalter Justus, denen kann man die Gebräuche von früher nicht abgewöhnen. Sie wären unglücklich, wenn sie bloß Nick zu mir sagen müssten. Deshalb lasse ich ihnen den kleinen Spaß.«

      »Soll ich auch junger Herr sagen?«

      »Bloß nicht! Die Kinder würden uns beide auslachen.«

      »Was ist eigentlich eine Urgroßmutter?«, erkundigte sich Lexi, als das Herrenhaus schon in Sicht kam.

      »Das ist die Mutter der Großmutter. Also, zum Beispiel die Mutti von deiner Omi im Himmel war deine Urgroßmutter.«

      »Aber die habe ich doch nie gesehen«, wunderte sich Lexi.

      »Ich

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