Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Box

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Behandlungskosten decken wahrscheinlich noch nicht einmal die Kosten eines Abendessens, das Frau Paulsen für gewöhnlich zu sich nimmt.«

      »Kleinvieh macht auch Mist. Vielleicht hat es für eine Brotzeit gereicht.«

      Lachend schüttelte Daniel den Kopf.

      »Eine Frau wie Mia Paulsen weiß vermutlich gar nicht, was dieses Wort bedeutet.«

      »Oh. So exquisit?«

      »Mehr als das.« Langsam wurde Dr. Norden wieder ernst. »Aber bevor ich dir mehr verrate, möchte ich gern wissen, was du von einem operativen Eingriff hältst.«

      Dr. Weigand wiegte den Kopf.

      »Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen. Da die Ursache für den Abszess nicht hundertprozentig feststeht, bleibt ein Risiko.« Er klappte die Mappe zu und gab sie seinem Freund zurück.

      »Wie bei jeder Operation.«

      »Stimmt. Allerdings handelt es sich hier nicht um einen lebensnotwendigen Eingriff. Deshalb würde ich davon abraten.« Matthias rutschte von der Tischkante und suchte in seinen Kitteltaschen nach Kleingeld. Zeit, den Blutzuckerspiegel wieder auf ein ordentliches Niveau zu bringen. »Hast du ein paar Münzen für den Snackautomaten? Ich brauche unbedingt einen Schokoriegel.«

      »Du lenkst vom Thema ab.« Daniel zog seinen Geldbeutel aus der Hosentasche und zählte ihm ein paar Münzen in die Hand. »Wenn das Risiko halbwegs vertretbar ist, sollten wir Andrea helfen.«

      Seite an Seite verließen die beiden Ärzte den Raum und wanderten den menschenleeren Flur hinab.

      »Wenn ich dein Chef wäre, würde ich den Eingriff nicht befürworten.«

      Ein Fluch wurde von den Wänden zurückgeworfen. Als die beiden um die Ecke bogen, sahen sie den Grund dafür.

      »Das blöde Ding klemmt schon wieder!« Ein Kollege von der Nachtschicht machte sich an dem Automaten zu schaffen.

      »Viel Erfolg bei der Jagd nach deinem Snack!« Daniel klopfte Matthias auf die Schulter und ging davon. Auf halbem Weg drehte er sich noch einmal um. »Ach ja: Gut übrigens, dass du nicht mein Chef bist!« Er zwinkerte seinem Freund zu, ehe er sich auf die Suche nach seiner Frau machte. Höchste Zeit, den Arbeitstag zu beenden und nach Hause zu fahren.

      *

      Fee Norden stand am Tresen und studierte die Unterlagen von Julius Steinhilber. Tagsüber herrschte hier ein Betrieb wie in einem Taubenschlag. Kolleginnen und Kollegen saßen an den PCs, suchten im Internet nach Lösungen für Probleme, tippten Berichte oder vereinbarten Termine.

      Es kam nicht selten vor, dass sich die Akten einen halben Meter hoch türmten. Doch um diese Uhrzeit war alles ruhig. Der Tresen und die Computer dahinter waren verwaist. Nur ab und zu flatterte eine Schwester lautlos wie eine Fledermaus vorbei. Felicitas war so versunken in ihre Gedanken, dass sie die Schritte nicht hörte, die neben ihr halt machten.

      »Das haben Sie ja prima hingekriegt!«

      Sie fuhr herum und starrte in das Gesicht von Volker Lammers.

      »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«

      »Das fragt die Richtigte.« Seine Miene war undurchdringlich. Wie zufällig legte er das Handy auf den Tresen. Ein Foto leuchtete auf dem Display. Ein Mann, der eine Frau küsste. »Kein Wunder, dass Ihr Mann fremdgeht.«

      Fee wusste nicht, woher es kam. Aber da war plötzlich dieses Bild in ihrem Kopf von Menschen, die sich freiwillig einen Eimer Eiswasser über den Kopf kippten. Sie hatte nie verstanden, warum man bei solchen Aktionen wie der »ice-bucket-challenge« mitmachte. Aber zumindest wusste sie jetzt, wie sich diese Leute gefühlt haben mochten, als ihnen das Eiswasser über Kopf und Körper rann.

      »Unser Privatleben ist unsere Sache«, erklärte sie mit vor Kälte betäubten Stimme.

      »Aber dass Sie sich deswegen von Patienten respektive deren Verwandten auf dem Kopf herumtanzen lassen, ist ja wohl Sache der Klinik.«

      Lammers klopfte mit den Knöcheln auf die Akte Steinhilber.

      Fee brauchte ein paar Atemzüge, um sich zu sammeln.

      »Herr Dr. Steinhilber hat sich die PRT-Spritze als einzig mögliche Therapie seines Enkels in den Kopf gesetzt. Ich weiß selbst, dass es nicht die optimale Therapie ist. Aber immerhin ist es ein Anfang.«

      »Bravo.« Volker Lammers’ Beifall hallte von den Wänden wider. »Soll ich Ihnen mal etwas verraten? Er hat Ihre Schwäche gespürt und wusste, dass Sie sich darauf einlassen würden.«

      »Sie sind doch krank«, fauchte sie wie eine in die Enge getriebene Löwin.

      Lammers runzelte die Stirn.

      »Interessant. Würden Sie das in Gegenwart unseres Verwaltungsdirektors noch einmal wiederholen?«

      Felicitas atmete ein paar Mal tief ein und aus.

      »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich zähneknirschend.

      »Aber manchmal gehen Sie einfach zu weit.«

      »Was erwarten Sie von mir?« Volker Lammers zuckte mit den Schultern. »Dass ich tatenlos zusehe, wie Sie einen jungen Patienten ins Unglück stürzen? Nur weil Sie nicht in der Lage sind, seinen Erziehungsberechtigten von der richtigen Therapie zu überzeugen? DAS ist Ihre Aufgabe als Chefärztin, wenn ich Sie daran erinnern darf. Sie sind keine Wunschfee. So gern Sie das auch wären.« Sein Blick glitt über Fee hinweg, seine Pupillen weiteten sich.

      Intuitiv drehte sich Felicitas um und sah gerade noch, wie Schwester Josefa um die Ecke verschwand. Als sie sich wieder ihrem Kollegen zuwandte, zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen.

      »Und Sie sind nicht der Klinikchef. Auch wenn Sie noch so oft davon träumen.« Nicht das kleinste Zucken in ihrem Gesicht verriet den Sturm, der in ihr tobte. »Im Übrigen habe ich meine eigenen Methoden, um meine Patienten von der bestmöglichen Therapie zu überzeugen. Ich setze auf Einsicht, nicht auf Drohung. Aber das werden Sie wohl nicht mehr verstehen.«

      Sie nickte ihm zu, griff nach der Akte und machte sich auf die Suche nach ihrem Mann. Offenbar gab es ein paar Dinge, über die sie sich unterhalten mussten, bevor die ganze Klinik es tat.

      *

      Auf dem Nachhauseweg war Fee ungewöhnlich schweigsam. Sie saß hinter dem Steuer und lenkte den taupefarbenen Kleinwagen durch die Straßen. Um diese Uhrzeit herrschte nur noch wenig Verkehr. Trotzdem beantwortete sie die Fragen ihres Mannes einsilbig. Daniel schob es auf ihre Müdigkeit nach einem anstrengenden Arbeitstag und schwieg, bis sie zu Hause waren.

      »Darf ich dir ein Glas Wein anbieten?«

      Klappernd landeten Fees Schlüssel in der Schale auf der Kommode. Ihr Blick irritierte ihn.

      »Gute Idee.« Der Tonfall machte es nicht viel besser.

      »Geh schon mal vor ins Wohnzimmer. Ich komme gleich nach.« Er sah ihr kurz nach, ehe er in der Küche verschwand. Kurz darauf klirrten Gläser, ein Korken ploppte aus einer Flasche. Die Kühlschranktür öffnete und schloss sich wieder.

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