Parteien im Auf und Ab. Klaus Detterbeck

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Parteien im Auf und Ab - Klaus Detterbeck

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      Der Autor

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      PD Dr. Klaus Detterbeck hat an der Universität Heidelberg und am Trinity College Dublin Politikwissenschaft, Psychologie und Philosophie studiert. Im Rahmen eines DFG-Graduiertenkollegs hat er 2001 an der Universität Göttingen promoviert. Im Anschluss arbeitete er an der Universität Magdeburg, wo er sich 2010 habilitierte. Sein weiterer Weg führte ihn über die Pädagogischen Hochschulen in Karlsruhe und Schwäbisch Gmünd zurück an die Universität Göttingen, wo er seitdem als Politikwissenschaftler tätig ist. Seine zentralen Forschungsthemen sind Parteien, Föderalismus und die europäische Integration.

Klaus Detterbeck

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      1. Auflage 2020

      Alle Rechte vorbehalten

      © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Print:

      ISBN 978-3-17-034555-3

      E-Book-Formate:

      pdf: ISBN 978-3-17-034556-0

      epub: ISBN 978-3-17-034557-7

      mobi: ISBN 978-3-17-034558-4

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      1 Einleitung

      Dieses Buch beschäftigt sich mit der Veränderung der Parteiensysteme in Westeuropa. Diese sind seit längerer Zeit in Bewegung, haben aber im letzten Jahrzehnt eine Phase besonders starker Turbulenzen erlebt. Ich möchte erläutern, worin dieser generelle Wandel besteht und erklären, warum sich gerade in den Jahren nach 2010 vielfach neue Muster des Parteienwettbewerbs entwickelt haben. Beherrschendes Thema dieser Abhandlung wird die Zersplitterung gesellschaftlicher und politischer Lager sein. Diese Fragmentierung hat eine neue Dynamik hervorgebracht, in der (a) mehr Parteien eine relevante Rolle in den Parteiensystemen spielen, (b) mehr Konfliktpotential zwischen den Parteien vorhanden ist, und (c) weniger Stabilität des Wettbewerbs vorherrscht. Angesichts der Bedeutung der Parteien für die demokratische Willensbildung und das Regieren in Europa stellt ein solcher Wandel der Parteiensysteme eine wichtige Entwicklung dar, wirft er doch Fragen nach den Herausforderungen für eine legitime und effiziente Politik auf.

      Machen wir uns die Problemstellung am deutschen Beispiel klar. Eines der zentralen Merkmale der deutschen Politik war lange Zeit das leicht zu überblickende Parteiensystem. Zwei große Volksparteien, die CDU/CSU1 und die SPD, standen im Zentrum des Kampfes um die politische Macht, wobei eine kleinere Kraft, die liberale FDP, durch ihre Hinwendung zu einer der beiden Seiten oftmals das Rennen entschied. Auf Bundesebene sorgte die FDP in ihrer Rolle als Königsmacherin für die beiden Regierungswechsel von 1969 und 1982. Mit dem Erfolg der Grünen, die ab den frühen 1980ern in die Parlamente in Bund und Ländern einzogen, wurde das Parteiensystem zwar etwas komplexer, wies jedoch bald wieder ein klar erkennbares Muster auf: den bürgerlichen Parteien von Christdemokraten und Liberalen standen die gemäßigt linken Parteien von Sozialdemokraten und Grünen entgegen (Jun 2017; Niedermayer 2018).

      Die Bündnisse wurden jeweils angeführt von einer der beiden Volksparteien. Volksparteien sind dadurch definiert, dass sie sich programmatisch und organisatorisch der Interessenvertretung vieler unterschiedlicher sozialer und politischer Lager verschreiben (Kirchheimer 1965; Mintzel 1984). Die politische Mission der deutschen Volksparteien lag in der Integration heterogener Wählerschichten um einen bestimmten Markenkern herum, der sich, wenn auch recht vage definiert, bei der Union in der christlichen Soziallehre verorten ließ, bei den Sozialdemokraten im Versprechen höherer gesellschaftlicher Gleichheit. Politischer Kompromiss und ideologische Offenheit wurden zu den Betriebsmitteln der Volksparteien (Lösche 2009). Der Erfolg gab ihnen Recht. Von 1957 bis 1990 lag der gemeinsame Anteil von CDU/CSU und SPD bei Bundestagswahlen durchgehend bei über 80 Prozent der Stimmen. Regierungen waren daher immer entweder christdemokratisch oder sozialdemokratisch geprägt.

      Seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 sind die Verhältnisse komplizierter geworden. Eine Reihe weiterer Parteien ist in die Parlamente eingezogen, von denen die Linkspartei und die rechte AfD die wichtigsten Neuerungen darstellen. Von dieser höheren Fragmentierung des Parteiensystems gehen drei Folgewirkungen aus. Erstens ist die Vielfalt an politischen Positionen gewachsen, ebenso wie das Potential für Streitfragen im politischen Wettbewerb. Themen wie Europa oder Migration werden mit neuer Schärfe diskutiert (Schoen/Gavras 2018). Zweitens sind die Mehrheitsverhältnisse unklarer geworden. Dies hat ein allmähliches Aufweichen der festen politischen Blöcke hin zu flexiblen Koalitionsbildungen begünstigt. Gerade in den Ländern zeigt sich eine bunte Vielfalt an politischen Partnerschaften, die als Ausdruck der regional unterschiedlichen Entwicklung der Parteiensysteme verstanden werden können (Detterbeck/Renzsch 2008). Drittens ist die Dominanz der beiden Volksparteien ins Wanken geraten. In den Ländern sind plötzlich auch Ministerpräsidenten der Grünen oder der Linken zu finden.2 Es ist auch nicht mehr ausgemacht, dass CDU/CSU oder SPD die ersten beiden Plätze nach einer Wahl einnehmen. Koalitionsvielfalt und Regierungsinnovationen auf Landesebene verändern die Handlungslogiken im Bundesrat und somit der Gesetzgebung im Bund (Jun/Leunig 2011; Detterbeck 2019).

      Der Blick auf den gemeinsamen Stimmenanteil der beiden Volksparteien bei den Bundestagswahlen zwischen 1990 und 2017 ist aufschlussreich. Schaubild 1.1 zeigt die Erfolgskurven der Parteien seit der Wiedervereinigung. Die vormals kleinen Parteien haben an Stimmenanteilen gewonnen und bringen die Volksparteien zunehmend in Bedrängnis. Dabei ist der elektorale Abwärtstrend bei den Sozialdemokraten stärker ausgeprägt als bei den Christdemokraten. Bis Ende der 2010er-Jahre ist zwar noch keiner der Verfolger in die Sphären der beiden Volksparteien vorgedrungen, aber die Jäger sind mehr geworden und ihre Erfolgskurven gehen tendenziell nach oben.

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      Abb. 1.1: Stimmenanteile der Parteien bei den Bundestagswahlen 1990–2017. Quelle: Eigene Darstellung; Daten nach: Der Bundeswahlleiter 2018, S.€16–20.

      Der Anteil von CDU/CSU und SPD lag bei den vier Wahlen zwischen 1990 bis 2002 bei durchschnittlich 77 Prozent, bei den vier Wahlen zwischen 2005 bis 2017 rutschte er auf 62 Prozent ab. Wir haben es also mit einem graduellen, aber kontinuierlichen Verlust der Vormachtstellung der Volksparteien zu tun. Christdemokraten und Sozialdemokraten sind immer noch die wahrscheinlichsten Sieger einer Wahl in Deutschland, aber der Wettbewerb ist offener geworden. Die Bundestagswahl 2017 mündete zwar schließlich, nach mühevoller Suche, in eine Erneuerung der Großen Koalition von Union und SPD – aber die Mehrheit der Wählerstimmen wurde gerade noch so eben erreicht (mit 53,4 Prozent). Beide Fraktionen fuhren ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 ein.

      Dabei

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