Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 22
»So ganz beiläufig. Du machst das schon«, erwiderte Fee.
»Ich sehe Isabel kommen«, sagte Anne hastig. »Sie scheint etwas zu riechen.«
»Na, dann toi, toi, toi. Ich ruf wieder an.«
Isabel kam wegen Alice. »Hat sie denn etwas wieder einen Rückfall bekommen?« erkundigte sie sich ganz besorgt.
»Sie hatte eine schlechte Nacht mit schweren Träumen. Sie hat Angst vor einem Mann, der Rex heißt, wie es scheint.«
»Merkwürdig«, sagte Isabel nachdenklich. »Nach so vielen Jahren, lebt er denn noch?«
»Wir wissen nichts über diesen Mann, Isabel«, erklärte Anne.
»Es handelt sich um Alices Bruder«, sagte Isabel ruhig. »Es bleibt unter uns, Anne. Ich habe davon auch nur durch Zufall erfahren. In der Öffentlichkeit wurde es nie bekannt, daß sie Geschwister sind.«
»Gibt das nicht zu denken?« fragte Anne nach kurzem Überlegen.
»Nicht in jeder Familie herrscht so viel Harmonie wie bei euch. Manche Eltern verleugnen sogar ihre Kinder oder umgekehrt.«
»Abscheulicher Gedanke«, sagte Anne. »Würdest du mir erzählen, was du über Alice weißt, Isabel?«
»Es ist nicht viel. Ich war damals sehr stolz, als sie mir ein Interview gewährte, aber viel kam dabei nicht heraus. Sie sprach nur über ihre Filme. Ihr Privatleben klammerte sie aus. Aber dann bekam sie einen Anruf, über den sie sich schrecklich aufregte, und sie war so verstört, daß sie manches sagte, was sie wohl nicht sagen wollte. Sie beschwor mich dann auch, darüber zu schweigen. Ich habe es ihr versprochen.«
»Sie hat Angst, maßlose Angst, Isabel, und wenn wir ihr diese Angst nicht nehmen können, geht sie daran zugrunde. Das ist die Meinung von Hannes.«
»Aber wie könnte man ihr helfen, wenn sie selbst schweigt? Es ist so schwer, Anne.«
»Man kann die Therapie besser ausrichten, wenn man die Hintergründe einer solchen Furcht kennt.«
»Ich werde dir sagen, was ich weiß, was ich hörte, Anne. Es ist nicht viel. Es handelt sich um ihren Bruder. Er ist einige Jahre älter als sie. Wieviel, weiß ich nicht. Er war kurze Zeit ein sehr bekannter Schauspieler unter dem Namen Rex Borg. Dann verschwand er ebenso plötzlich in der Versenkung. Alkohol oder Drogen, ich kann es nur vermuten. Ich habe mich damals vorsichtig umgehört, aber nichts herausbekommen. Man war da noch diskreter. Jedenfalls war es nicht bekannt, daß er der Bruder von Alice war. Man ordnete ihn als einen ihrer Feinde ein.«
»Hatte sie viele Feinde?« fragte Anne.
»Sie war in jungen Jahren schon sehr erfolgreich, da hat man manche Neider. Sie war in Hollywood schon ein Star. Davon träumt manch anderer vergeblich. Mir schien es so, als würde sie von ihrem Bruder erpreßt werden.«
Anne schwieg. »Dann muß es doch etwas gegeben haben, womit er sie erpressen konnte. Aber wenn er ihr den Erfolg neidete, hätte er sie in solchem Fall vernichten können.«
»Ich habe darüber nachgedacht, Anne. Aber vielleicht wußte sie auch etwas von ihm, womit sie ihn unter Druck setzen konnte. Ich weiß es nicht. Ich kann es nur vermuten, da es nie zu einer Konfrontation kam, von der die Öffentlichkeit erfuhr. Und ich hatte doch wahrhaftig findige Kollegen, die vor nichts zurückschreckten, wenn sie Schlagzeilen machen konnten. Es war ein interner Kampf, bei dem mal der eine, dann wieder der andere im Vorteil gewesen sein mochte, wenn ich es so bezeichnen soll. Wie du mir, so ich dir.«
»Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein, sagt der Volksmund«, murmelte An-
ne.
»Mich fröstelt«, sagte Isabel. »Ich traf gestern mit Alice zusammen. Sie sagte: Man kann noch so weit laufen, man wird von der Vergangenheit eingeholt, gerade dann, wenn man sie bewältigt zu haben glaubt.«
»Sie war viele Jahre eine sehr erfolgreiche Frau«, sagte Anne nachdenklich.
»Vielleicht deshalb, weil sie immer problematische Rollen spielte. Ich habe lange keine Kinofilme mehr gesehen. Es wäre ganz interessant zu wissen, was für Rollen sie gespielt hat.«
»Das wird Hedi wissen. Sie hat die meisten Filme mit Alice gesehen. Sprich doch mal mit ihr.«
»Das wird nicht einfach sein, Anne. Sie weicht nicht von Alices Bett. Zwei so unglückliche Frauen, das stimmt auch nachdenklich.«
Von Dr. Rassow wurde Hedi auch vermißt. Er fragte am Nachmittag Anne, wo denn Hedi sei.
»Frau Valborg fühlt sich nicht wohl. Hedi ist bei ihr«, erklärte Anne.
»Das entspricht doch nicht ganz den Gepflogenheiten«, stellte er tiefsinnig fest.
»Niemand zwingt sie dazu, Poldi«, sagte Anne.
»Sie hatte sich Zeichenpapier gekauft. Ich dachte, sie würde malen.«
Anne sah ihn überrascht an. »Meinst du, daß dies die allerbeste Therapie ist?«
»Es gäbe mir jedenfalls mehr Gelegenheit, mich mit ihr zu unterhalten«, erwiderte er. »Ich finde sie sehr sympathisch. Ich möchte sie näher kennenlernen, Anne.«
Sie erholte sich schnell von dieser Überraschung. »Das wird schon noch möglich sein, Poldi«, sagte sie.
»Hoffentlich«, meinte er.
Davon ahnte Hedi freilich nichts. Sie war durch die Ereignisse gezwungen worden, Erinnerungen nachzugehen, um dabei jedoch erstaunt festzustellen, daß diese für sie an Gewicht verloren hatten. Dieses Bewußtsein verlieh ihr ganz plötzlich ein neues Lebensgefühl. Etwas verwundert war sie nur darüber, daß dies gerade jetzt geschah.
Dann kam Isabel. »Es bringt doch nichts, wenn Sie hier herumhocken, Hedi«, sagte sie. »Alice wird noch Stunden schlafen. Kommen Sie, die frische Luft wird Ihnen gut tun.«
»Und wenn sie doch erwacht?« fragte Hedi besorgt.
»Verlassen Sie sich ruhig auf Hannes. Er weiß, wie lange so ein Tiefschlaf dauert. Es ist ja auch ein Heilschlaf zugleich.«
»Wird ihr der wirklich helfen?« fragte Hedi.
»So sollte es sein. Es sind damit schon beträchtliche Erfolge erzielt worden. Natürlich kommt es auch aut den Patienten selbst an.«
»Ich hatte viele Filme mit ihr gesehen«, sagte Hedi. »Sie lebte in ihren Rollen. Als Mensch ist sie ein Schatten ihrer selbst, wenn ich das so sagen darf, ohne mißverstanden zu werden. Heute morgen allerdings, nach diesem Traum und vor ihrem Zusammenbruch hatte ich das Gefühl…« Sie geriet ins Stocken. »Ich kann es nicht richtig erklären, Isabel. Ich wollte hinausgehen, durch das Gras laufen, wie jeden Morgen. Sie stand plötzlich in der Tür. Sie war aggressiv. Es kam zum Durchbruch, daß sie gewohnt ist, ihren Willen durchzusetzen. In allen Filmen, die ich mit ihr sah, spielte sie eigenwillige Frauen. Mir kommt der Gedanke, daß sie sich wohl wünschte, so zu sein, immer Siegerin zu bleiben, und doch hat sie mich in der Rolle einer Todkranken am meisten beeindruckt. Es war erschütternd. Ich bin heute den